Tja, nun ist es also doch geschehen und passiert, wie schon in einem meiner früheren >>> Beiträge angeklungen, ist dem Internetportal >>> www.gay-thueringen.de der Saft abgedreht worden. Wieso macht mich das betrübt, bin ich doch in Schweden, und wieso Thüringen? Und überhaupt. Nun denn, um noch mehr Links einzubauen, ein kurzer Blick auf meine Homepage unter >>> www.renke.info und entsprechendem CV sollte Aufklärung bringen.
Von 2002 bis zu meinem Umzug nach Schweden in 2005 habe ich aktiv an der inhaltlichen Gestaltung dieses Portals gewirkt. Es war ein ehrenamtliches Portal, welches sich aus idealistischen Menschleins entwickelt hatte, die neben Mainstream und Lifestyle auch anderes wollten. Eine Plattform, die vernetzt, die kritisch informiert und auch unbequeme Themen aufgreift. Als ehrenamtlicher Mitarbeiter in der AIDS-Hilfe-Arbeit war mein redaktioneller Arbeitsschwerpunkt auch in dieser Thematik verortet, darüber hinaus habe ich mit schwullesbischen Medien beschäftigt, Parteien auseinandergenommen, hier und dort Satire betrieben, Vereine in Presse- und Öffentlichkeitsarbeit unterstützt (so den CSD Thüringen, AIDS-Hilfe Weimar & Ostthüringen) und kritisiert. Hm. Und weiterhin, auch nach meinem Wegzug aus Thüringen, habe ich hier und dort die Öffentlichkeitsarbeit für Vereine übernommen, aber vor allem im Hintergrund gewirkt, als Admin der Kontaktanzeigen, Pflege von Artikeln und Foreneinträgen und freilich als Ansprechpartner.
Was einst doch sehr optimistisch und personell gut ausgestattet angefangen hatte, wurde letzten Endes zur Zwei-Mann-Show. Ich in Schweden, der Rest in Erfurt. In Thüringen. Und nun geht es nicht mehr. Zum einen rechtliche Querelen, zum anderen fehlendes Interesse am Mitmachen.
Sicher, www.gay-thueringen.de war schon immer anders, hat sich nicht dem Wahn des Jungseins, des Schönseins, des am Bestenseins angeschlossen, dies oft kritisiert. www.gay-thueringen.de hat sich eben auch damit auseinandergesetzt, daß HIV und AIDS immer noch Schwule in einem großen Maße betrifft. www.gay-thueringen.de fand es nicht hipp, als die erste schwule Retorten-Band auf die Menschheit losgelassen wurde. Schon gar nicht war www.gay-thueringen.de käuflich, weil es eben ehrenamtlich war. Und weil es dadurch UNABHÄNGIG war. Aber der Konsument, der Leser, er ist eben nur noch passiv. Er konsumiert, ist er aber engagiert? Ich glaube es nicht, nicht mehr heute. Nicht in Zeiten von Cyber-Hyper-Sex und Internet, nicht in Zeiten von höher, schneller, weiter.
Nun fragt man sich vielleicht, was macht der Herr Braun hier für einen Aufstand. Ganz einfach: www.gay-thueringen.de war einzigartig für mich. Engagement. Mut. Selbstkritisch. Ehrlich. Weitgefächert. Aufmüpfig. Aktuell. Tiefgründig. Unbequem. Informativ.
Nun, für mich im sechsten Jahr, auch wenn redaktionell nicht mehr so aktiv, fällt es schwer, ein solch nobles Projekt sausen zu lassen. Aber, die Einsicht kommt an, die Aussicht geht dahin. Eine Zwei-Mann-Sache kann nicht weiter gutgehen. Einer sitzt in Schweden, der andere in Erfurt. Der in Erfurt wird verdonnert, der in Schweden wundert sich nur (siehe offizielle Erklärung am Ende). Und wenn man bedenkt, was da an Arbeitsstunden draufgeht, an Zeit, an Energie, dann geht es zu zweit nicht mehr.
Ist eben alles Mist. So nenne ich das mal. Denn, davon abgesehen, daß dieses Portal unterhielt und informierte, was es auch Vernetzung in Thüringen. Infos sämtlicher Vereine und Organisationen, von AIDS-Hilfen über das Jenaer Medienprojekt >>> GAYZ..EAR!! oder >>> Lattemio, dem CSD in Thüringen oder einen schwullesbischen Hochschulgruppe in Jena resp. Weimar fanden ihren Platz. Wann, wo, wie, wieso? All das konnte www.gay-thueringen.de beantworten. Damit ist nun Schluß.
Es ist einfach schade, daß eine sog. Community eben doch nur noch mit Pornos und Sex auskommt, alles andere über den Jordan geschmissen wird.
Ich denke, ich werde mal gucken, ob ich einige Artikel (nicht nur von mir) rüberretten kann, einfach, damit (nicht nur die schwullesbische) Nachwelt sehen, lesen und erfahren kann, was wir da eigentlich sieben Jahre gemacht haben. So, und das reicht mir dann auch für heute, ich bin innerlich schon wieder leicht sauer. Weil Engagement wohl unnütz ist in heutigen Zeiten. Aber was soll’s. Da muß man durch.
Und hier nun die offizielle Abschaltmitteilung vom 27.08.2007, veröffentlicht auf >>> www.gay-thueringen.de, ich gehe schlafen und denke nach.
gay-thueringen.de geht.
Im siebten Jahr – wie passend – verabschiedet sich gay-thueringen.de vom Netz und von Thüringen.
Unser Anliegen war, Informationen, Nachrichten, Termine, Adressen und Links für Schwule und Lesben in Thüringen kostenlos und möglichst umfänglich zu präsentieren – auf Werbung und anderen kommerziellen Firlefanz haben wir dabei bewusst verzichtet.
Wir meinen, dass uns dies in den vergangenen Jahren gelungen ist. Sowohl zu den Anfängen des Projektes als es in den Händen der Homosexuellen Aktion Ilmenau entstand, als auch über die Zeit im Zusammenhang mit verschiedenen Vereinen (Que(e)rschnitt e.V. und LSVD Thüringen e.V.), Gruppen (LAG LuST, Buschfunk-Redaktion) und geneigten Privatpersonen.
Trotzdem gingen ein zunehmendes Desinteresse und fehlende Teilhabe nicht spurlos an uns vorbei. Die Redaktionsgrösse schwund mit jedem Jahr ein Stück weiter und der Zulauf fehlte. Die Zeiten haben sich verändert und wir haben uns verändert. Für uns ist es Zeit zu gehen! Es ist Zeit für Neues und Anderes.
Fragen, Anregungen, Meinungen und Kommentare werden weiterhin gern via redaktion@gay-thueringen.de entgegen genommen.
Besten Dank für sieben Jahre
gt-team
Dank insbesondere an Andreas, Carsten, Carsten v. S., Christian, Dominik, Enno, Edgar, Holger, Jens, Jörg, Jürgen, Katrin, Kevin, Kirsten, Michael, Renke, René, Tobias und den Schreibenden Wesen: A. Dienstag*, Arthur*, Bernhardt*, Dragon*, M. Libelle*, N. Monika*.
www.gay-thueringen.de *1.12.2000 †27.8.2007
Ja, ich kann vermelden, so hier und dort fehlt wirklich etwas!!! Sehr komisch, sehr komisch.
Grüße gen Heimat!!!
PS Wie wäre es denn, wenn der Herr Kollege nur ab und zu mal Skype anhätte???
Herr Kollege a.D.,
ich sehe das weitgehend ähnlich und bemerke gelangweilt an abenden wie diesen, das mir was fehlt!