Frühling, oder wat???

Öhhh, vilken katastrof! Als ich heute früh aus dem Haus ging, traf mich der Schlag – der Schnee der letzten Tage, fast ein halber Meter immerhin, war weg. Alles weg. Grün, überall grün. Zunächst wähnte man sich in einem Traume, war vielleicht gar nicht aufgestanden, lag noch friedlich im Bette. Denkste. Die Realität ist grausam.

So muß ich nun konstatieren: sieben Grad plus, keine Sonne, aber die Pflanzen schicken sich schonn wieder an, ihren Austrieb zu starten. Im Dezember, wohlbemerkt. Und als man dann den Überlandbus gen Borlänge bestieg und auf der Autobahn mit knapp hundert Sachen durch die Landschaft bretterte, du ahnst es nicht, alle Zeichen vom Winter weg. Selbst der Runn und der Tisken sind wieder eisfrei, die Enten tollen herum, als wäre nichts gewesen, die Schlittschuhvermietung wird wohl noch lange auf die Saison warten müssen. Und nun sitze ich völlig verwirrt hier und weiß nicht so recht, wie ich das alles bewerten soll. Da sei ich übrigens nicht der einzige, der unerhörte Wärmezuschlag hier in Dalarna war auch Thema im Bus. Wie ich nun so saß und mich auf Deutsch aufregte, wunderte und zudem verzweifelte, meinte meine Sitznachbarin, so etwas hätte es früher nicht gegeben, da wäre ab November klirrender Frost bis Ende März zugegen gewesen, und nun sei alles in Dutt. Leicht erschrocken hierüber, daß ich nicht mal mehr anonym auf Deutsch fluchen kann, erklärte mir meine Nachbarin aber auch gleich, sie sei pensionierte Deutschlehrerin und ich sollte nicht böse sein (mein Gesicht muß wohl furchtbare Züge angenommen haben), aber sie spräche so selten Deutsch und nutze jede sich ihr bietende Gelegenheit. Mir war es recht – zu sehen gab es ja eh nichts.

Ansonsten, ja ansonsten warte ich auf mein Patenkind. Und es hat nach den neuesten Nachrichten aus der deutschen Hauptstadt wohl nicht die Ambitionen, sich auch nur im geringsten annähernd an den avisierten und anvisierten Geburtstermin zu halten. So passiert es nun, daß ich mindestens zweimal in der Nacht aufspringe und mein mobiles Telefon begutachte, um zu sehen, ob denn da nun was in Berlin passiert wäre. Aber sowas macht man ja gerne. Nicht wahr!?!

Was das Studium angeht, so waren die letzten Tage eine Qual. Erst Prüfung und dann am gestrigen Abend Onlineseminar. Elfride Jelineks „Die Klavierspielerin“. Herzlichen Glückwunsch! Unter der Fragestellung: „Macht und Herrschaft als Gesellschaftskritik im feministischen Kontext“. Sicher, mal davon abgesehen, daß die Protagonistin sexuelle Phantasien hat, die wahrlich nicht jedermanns Geschmack treffen mögen, und davon abgesehen, daß es doch recht drastisch erscheint, daß ein Klavierspieler nicht besseres zu tun hat, als einen armen Flamingo umbringen zu wollen, weil der Herr im Glauben an seine Übermännlichkeit im Moment des Momentes, beim Versuch eines sexuellen Aktes mit Frau Klavierlehrerin, von dieser verlassen wird, der „Übermännlichkeit“, und gänzlich beiseite lassend, daß sexueller Trieb nicht Feminismus ist bzw. unter Feminismen subsumiert werden kann, so mögen man sich nun bitte fragen, was dieser Roman in Bezug auf Gesellschaftskritik ausdrücken soll??? Ist eine Gesellschaft bitteschön für die abstrusen Vorstellungen einer Klavierlehrerin haftbar zu machen??? Was geht es mich an, wenn Frau Klavierlehrerin mit Nylons gefesselt werden möchte? Wenn sie Macht und Herrschaft zum Überleben braucht? Ist es die Verantwortung der Gesellschaft, in Frau Klavierlehrerins sexuellen Trieb einzugreifen, der zwar heftig ist, aber dennoch maximal Schaden an ihr selbst anrichten kann? Tja, also irgendwie wurde daraus kein rechter Schuh, meine Seminarpartnerin und ich sind auch nach zwei Stunden des Debattierens nicht zu einer glorreichen Erkenntnis gelangt, welche die durch das Lehrpersonal meiner Uni aufgestellte These/Frage auch nur im Ansatz hätte befriedigen könne. Im Gegenteil, wir meinten schlußendlich, das verwirrte Erika ist der absolute Antagonist zu den Feminismen. Das verwirrt also einfach nur noch alles. In Abrede will ich gar nicht stellen, daß dieses Buch einfacher zu lesen war als die von Christa Wolf. Allein die bildhafte Sprache entlockte mir hier und da ein Schmunzeln, bei C.W. war man(n) dagegegen permanent immer kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Aber „Die Klavierspielerin“ unter einem solchen Aspekt lesen zu müssen, das kann nicht befreien!!! Und damit man dann den Pott vollmacht; es steht nun noch das Werk „Lust“ an, und dies soll dann mit der Frau Klavierlehrerin verglichen werden.

Man, ich werde (nicht nur) drei Kreuze machen, wenn ich mit diesem Literaturkurs fertig bin. Es reicht mir vorne, hinten, oben und unten. Und es ist das erste Mal, daß Literatur für mich nicht nur unheimlich, sondern stressig und abstoßend ist.

Nun denn, vergessen wir bis zum Wochenende die Literatur. Es gibt eh wichtigeres zu tun. Der Streukies stapelt sich wieder in meinem Zimmer, außerdem bin ich dabei alle meine Fotos von der alten Webseite ins Fotoarchiv einzuarbeiten, was doch ein Heidenaufwand ist. Und dann steht morgen auch schon wieder das Sprachtandem an, waschen sollte ich auch mal wieder, ein bißchen Freiluftaktivitäten soll es auch geben, zumindest am Wochenende, und einfach Ruhe für die Birne. Ruhe.

Und Ruhe zieht nun auch hier ein, ich brauche noch einen Kaffee, auf den Schock (also eigentlich wäre Glögg angebrachter, aber es ist zu warm), den Schock mit dem Winter, der Literatur. Allen da draußen: einen schönen Donnerstagabend!

4 Gedanken zu „Frühling, oder wat???“

  1. Ich sollte wohl am Sa das hinkriegen, es sei denn, hier sprengt sich irgendwas in die Luft. Und dit Patenkind, also langsam wird mir das unheimlich … sechs Tage drüber – seltsam. Naja, dit können wa ja Sa bequackeln!!! C U o vi hörs!

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  2. Das sollte mich freuen, wenn wir uns vor dem 1.1. noch sehen und davor vielleicht auch nochmal hören 😀 . Habe am Wochenende Frühdienste, Samstag kurz (gegen viertel 12 fertig), Sonntag lang (15 Uhr fertig). Samstag geh‘ ick abends noch ins Theater, aber davor könne ma uns bestimmt mal hören, gell ?!
    Ja, mit die Kinder ist das immer so eine Sache. ich habe mir zu meiner Zeit auch extra 11 Tage auserbeten…werd‘ schon gewusst haben, warum ?!

    Igoogle is cool..da bleibt ma wirklich immer auf’m laufenden…geniale Erfindung. Viel Spaß beim Enten füttern später…ick hol jetzt die Mutti von der Deutschen Bahn ab…in Rostock liegt kein Schnee, hier auch nicht…hab‘ ich also gute Chancen, dass sie pünktlich kommt…

    Drück‘ Dich…bis morgen…Katja

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  3. Öhhhhh, naja, also eine Grundreinigung ist übertrieben!!! Ist halt nur a bissl Kiesel hier drin!!!

    Laß es uns doch mal am Wochenende versuchen! Sa sieht eigentlich janz jut bei mir aus!!! So uffn späten Nachmittag!?!

    Ick sach Dir, dit mit dem Patenkind, dit is nen Ding, dit sollte eigentlich schon längst da sein!!! Dit is allet so verwirrend!!!

    Jo, iGoogle. Nich schlecht, wa! Da bleibste ja nun immer up-to-date!?!

    Jo, laß uns dit also am Sa mal versuchen, gelle!!! Lieben Gruß an Dich, und wir sehen uns sicher vor dem 1/1!

    Der Renke

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  4. Ich hoffe, der Kaffee hat Wirkung getan und Deinen Kopf etwas befreit oder zumindest erleichtert. Das Patenkind lässt also auf sich warten, in Schweden ist der Frühling ausgebrochen, die Literatur ist unergründlich und Dein Zimmer hat eine dringende Grundreinigung nötig ebenso wie Deine Wäsche.

    Renke…trotz allem würde ich gerne mal wieder mit Dir quatschen 😥 …dafür muss doch mal Zeit sein ?! Aber ich warte geduldig weiter, habe Deinen Blog in mein neu-entdecktes igoogle integriert (danke dafür 🙂 …ich bin restlos begeistert) und hoffe, dass wir uns die Tage mal hören !!

    Sei mir gegrüßt ins ferne Schweden…

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