BILD läuft Amok

Wenn man sich den täglichen Bild – Wahn – Unsinn wirklich antut und bei diversen Meldungen einfach nicht mehr aus dem Staunen kommt, und vielleicht sogar feststellt, man sollte nicht so alles ernst nehmen, was da vom Springer Verlag in höchster journalistischer (Un-)Qualität in die mediale Welt entlassen wird, dann wird es einen sicher nicht erstaunen, wenn BILD allen Ernstes meint:

Expertenstreit um Eisbären-Kinder

Ist Knut zu schwul für Flocke?

gefunden auf >>> BILD.de am 15/01/2007 – der Link wurde übrigens von Laura/SOFA ausfindig gemacht!

Leider bleibt der Artikel grundsätzlich den wissenschaftlichen Nachweis dieser Behauptung schuldig, es wird ein ominöser Tierschützer zitiert, der nicht erkennen läßt, auf Grund welcher beruflichen Qualifikation er die Kompetenz hätte, dies festzustellen. Die Aufgabe eines Tierschützers kann durchaus von einem jeden auf dieser Welt übernommen werden, meint aber nicht zwangsläufig, daß man dann ein Experte ist. Und wenn man den ganzen Artikel einfach mal banalisiert, sozusagen auf die Grundaussage, und dies ins richtige Leben transferiert und auf Menschen projeziert, dann müßten nun alle Jungen, die ohne Mutter aufwachsen demnach schwul sein. Man sieht also wieder einmal mehr, daß BILD zwar deftig im Thesenaufstellen ist, aber völlig in der Untermauerung dieser versagt.

Leider sind diese Schlagwortblasen voll heißer Luft nicht immer so amüsant wie im Falle des Eisbären. Wer in den letzten Tagen bei BILD.de aufschlug, konnte vernehmen, daß sich die Redaktion vor allem auf ein Thema konzentriert: Kriminalität von ausländischen Jugendlichen in Deutschland. Nun sei nicht abgestritten, daß es in den letzten Tagen verstärkt zu Vorkommnissen kam, die jedem zu denken geben sollten. Da man als humanes Individuum jedoch bestrebt ist, beide Seiten der Medallie zu untersuchen, zumindest mache ich das immer so, sei hier ein Artikel vom >>> bildblog.de empfohlen, der in seiner Warnung bezüglich des Charakters der BILD im Hinblick auf die Problematik jugendliche Ausländerkriminalität nicht schärfer sein könnte, meint er doch, daß diese „eine immer schrillere Kampagne, die keine Rücksicht auf Verluste nimmt“ fährt und somit „einen Eindruck von explodierender Ausländergewalt erweckt, der mit der Realität wenig zu tun hat.“ (Quelle: >>> bildblog.de „Von Äpfeln und Birnen, Türken und Deutschen“ vom 15/01/2008)

Im Lichte dessen stellt sich einmal mehr die Frage, nachdem ich den bildblog-Artikel gelesen habe, was die BILD eigentlich ist. Eine Antwort ist bisher nicht gefunden, beängstlich allerdings ist nach meiner Meinung, daß dieses Blatt in der Lage zu sein scheint, durch gezielte Kampanien für eine Polarisierung zu sorgen, die weder für die Gesellschaft noch das Land gut sein kann und gutgehen wird. Zwar ist dies alles genauso journalistischer Schrott wie Knuts Schwulsein, allerdings dürfte dies der Menschheit schnuppe sein – Themen wie innere Sicherheit und Schutz jedoch nicht. Da die BILD aber augenscheinlich immer nur zum Paukenschlag ansetzt und sich einen Dreck um Ausgewogenheit schert, wird Panik beim Leser erzeugt, der nach der entsprechenden Portion roter Buchstaben und kraftvoller Ausdrücke und fadenscheiniger Statistiken alles andere zu tun hat, als sich weitergehend zu informieren. Was ich persönlich bedauerlich finde und deswegen einfach mal hier an dieser Stelle die Chance genutzt habe, Alternativen aufzuzeigen.

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