Immer wieder sonntags.

Immer wieder Chaos. Opfer. Kriegszustand. Irritatitonen. Alkoholleichen. Verwüstung. Anders ist die Situation in Britsen gar nicht zu beschreiben, wenn am Sa im Raucherraum zum Endkampf angesetzt wird, in F-undre der Flur zur Sau gemacht wurde und die Küchemannschaft meint, eine Küche sei ein persönliches Schlachtfeld.

Nicht, daß ich nicht auch feierte, so im Generellen. Allerdings ist mir die Sinnfrage noch nicht aufgegangen, sozusagen ausreichend beantwortet worden, was eigentlich produktiv daran sein soll, sich bis zum Erbrechen vollzukippen, um dann einerseits wie ein Idiot in einem Einkaufswagen durch die Flure zu rasen und andererseits am So peinlichen Fragen der Mitwohner ausgesetzt zu sein, weil das Hirn, das restliche, komplett aussetzte und dazu verleitete, alles anzmachen, was bei drei (eher eins) nicht auf dem rettenden Baum war. Irgendwie komme ich da nicht ganz mit.

Und wenn ich dann hier und dort heute durch die Flure schlenderte, sah ich alles, mal wieder, als da angepißte Wände wären, einen an der Decke vom Raucherraum hängenden BH, Lebensmittelreste unter meinem Küchenschrank, vollgekotzte Mülleimer, umgekippte Einkaufswagen und schlußendlich Alkoholleichen ohne Ende. Da ist man doch entspannt und freut sich, daß alles beim Alten ist, sich nichts verändert, fast nichts verändert, man muß mit einrechnen, daß einige hier bald kein Hirn mehr haben, nicht mal mehr eine Stammasse, aus der man vielleicht noch etwas neues klonen könnte.

Immer wieder sonntags. Es fehlte eigentlich nur noch, daß hier in der Öffentlichkeit korpuliert wird, das Einzige, was mir hier visuell (noch) nicht widerfuhr. Aber man soll nie nie sagen, und beim derzeitigen Durschnitts-IQ und Schamgefühl des Britsen-Hauses würde es mich nicht wundern, schafften wir auch das noch in diesem Semester.

So sitze ich hier in meiner Hütte, die ich verteidige, bis auf’s Blut und freue mich, in meiner eigenen heilen Welt zu sitzen. Mit Pflanzen und friedlicher Musik, dem Schneefall vor dem Fenster, den Büchern auf dem Tisch, die ich freilich nicht nur angucke, sondern intensiv studiere, steht mir doch ein straffer Montag bevor. Vorlesung, Studiengruppe, Seminar. Ethnie ist das Thema, auf Schwedisch Etnicitet, das alles in Schwedisch. Da kann ich morgen nur hoffen, ich denke nicht an Britsen, sonst bin ich ums Denken gebracht. So ist es.

Da gönne ich mir doch nachher noch einen langen Spaziergang, zum Auslüften. Nicht nur wegen des Kopfes, auch der Klamotten und des Hirnes wegen, sie sind geschwängert mit der Alkoholfahne, die dieses Gebäude hier ausdünstet, immer wieder sonntags. Den Schnee werde ich einfach bestaunen, der hier runterkommt, en masse, seit drei Tagen. Abschalten. Oder umschalten, aber ja nicht aufschalten, das hieße Alarm und Explosion, zumindest bei mir. Immer wieder sonntags.

So wünsche ich nun allen einen schönen Start in die neue Woche, möge er günstig verlaufen und meine, bis später!

Friedliches Stilleben auf meinem Weg zum LIDL um 15.30 Uhr heute – Schnee, Schnee, Schnee!