Nun will ich doch noch schnell einmal zusammenfassen, was gestern eigentlich passiert, zwischen 9 – 21 Uhr im Mediahuset – Svarta Havet der Högskolan Dalarna. Schreckliches, schreckliches, schreckliches.
Sinn und Zweck der ganzen Übung war es, daß die Campus-Studenten (unter diese fällt der Renke) und die Distanzstudenten einen gemeinsamen Tag verbringen. Bei Spaß und Spiel, unter pädagogischen Gesichtspunkten natürlich, alles für’s Studium. Als ich allerdings mit drei Minuten Verspätung am Mediahuset ankam, war das Grauen schon im vollen Gange – wir malten, wir sollten malen. Menschleins. Die auf Podesten standen. Nun will ich nicht den ganzen Ulk meiner Schulzeit aufbauen, kann aber an dieser Stelle versichern, daß ich nicht malen kann, nie konnte und auch nie werden könne. Meinen Kunstlehrern verkaufte ich meine Strichsammelsurien, mal Farbe auf Papier oder Lack auf Leder, als abstrakte Kunst, so daß ich mich mehr oder weniger immer auf ein Bestanden retten konnte. Geliebt habe ich es nicht. So saß ich gestern dann völlig entgeistert da und versuchte mehr recht als schlecht irgendwas zu Papiere zu bringen, was dann auch gelang, allerdings vermochte man nicht wirklich zu erkennen, was da wie und weshalb dargestellt war. Nun, als ob dies noch nicht reichte, sollten wir dann das Ganze beschreiben, das Gemalte, mit Sprache. Der schwedischen. Und dann mit der mathematischen. Das war dann eigentlich schon der erste Moment, bei dem ich der Meinung war, ich fahre wieder nach Hause. Herrje, ich will Sprachlehrer für Deutsch und Englisch werden, an einem Gymnasium, nicht im Kindergarten und nicht in der Grundschule.
Na gut, überstanden habe ich diesen Akt, der zweite folgte sogleich. Filmchen gucken. >>> Vikarien (Not One Less/Keiner weniger), was soviel wie Vertretung meint. Ein chinesischer Film. Ein sehr schöner eigentlich. Kann ich nicht abstreiten. Aber auch hier wieder die Kritik – was soll ich davon bitte in mein späteres Arbeitsleben hinüber nehmen? Was kann die chinesische Kultur mir vermitteln? Das ich dann hier in der schwedischen anwenden kann?
Wie auch immer, nach dem Film kam dann das allerspannenste, pass tre, fyra och fem. Und spätestens hier war dann bei mir der Ofen aus. Zunächst sammelte man sich in einer riesigen Sporthalle (der ältetesten in Falun) und tanzte den Ringelpiez – mit Anfassen. Hiernach wurden dann diverse Spielchen veranstaltete, à la „Hasch mich, ich bin der Frühling“. Es war warm, es war stickig, es war unausstehlich. Und dazu immer lächeln und lächeln und lächeln. Was ich irgendwann nicht mehr konnte. Es folgten außerdem Fühl-Spielchen, Sehspielchen, Hörspielchen, Hände(ab)klatschspielchen, Gruppen-Tanzspielchen, Body-Language-Übersetzung, Quallenformen im Gruppenreigen und Adam und Eva, presented by Renke.
Am Ende des Tages wußte ich nicht mehr, ob ich heulen, lachen oder hysterisch rumspringen sollte. Das war alles so abstrakt. Und eigentlich völlig an meiner Ausbildung vorbei. Warum? Ich will das vielleicht mal kurz erklären. Alles das, was wir an diesem langen schönen Tag gemacht haben, gehört in die Welt von jungen Kindern, die eben anfangen, die Welt neu zu entdecken. Und wie ich als Lehrer begreifen kann, wie Kinder ihre Welt auffassen (Hören, Sehen, Fühlen), wie ich sie unterstützen kann, wenn die Welt allzu bunt wird. Daraus resultierend ist das ganze Gewese eigentlich nur für Lehrer wirklich hilfreich, die vor allem in der Grundschule mit den Youngstern in Kontakt kommen. Auf dem Gymnasium kann ich dreiviertel der ganzen gestrigen Sachen nicht einsetzen, umsetzen, anwenden.
Und da ist das Grundproblem des ganzen Kurses angesprochen. Der Tag gestern wurde von Lehrern gestaltet, die in der Lehrerausbildung Kindergarten und Grundschule arbeiten. Die ganzen Aufgaben innerhalb des Kurses sind darauf ausgelegt, so daß ich an meiner Schule oft Probleme habe, die umzusetzen. Wie sagte doch ein Kommilitone von mir: Interessant, daß der schwedische Staat das Malen finanziert, sprich unsere Ausbildung. Und irgendwie kann ich dem nur zustimmen. Bis vor zwei Jahren war die Ausbildung der Lehrer getrennt, also getrennte Kurse für Vorschul-/Kindergartenpädogogen und Grundschule auf der einen Seite, für Gymnasium auf der anderen. Allerdings ist es verdammt schwer, und dies war es dann auch gestern wieder, den Obrigkeiten dies klar zu machen, weil diejenigen, die Lehrer für das Gymnasium werden wollen, weit in der Minderzahl sind.
So werde ich den gestrigen Tag unter … tja, unter was eigentlich??? … verbuchen. Eine Erfahrung war es allemal, allerdings keine, die mich so richtig weiterbringt. Denn mathematische Sprachbeschreibungen eines gemalten Objektes sollten in meinem Deutsch- oder Englischunterricht wohl nicht vorkommen.
Aber komisch ist das schon irgendwie!!! Naja, solange ich nicht fliegende Schweine mathematisch aufmalen soll, ist die Welt noch in Ordnung, es sei denn, sie stellte das Drehen, aber dann, so glaube ich, ist das eh alles wurscht 😉
LG!!!
Och Renke, ich habe im Laufe meiner langen Ausbildungen öfter Sachen machen müssen, bei denen mir der Zusammenhang mit der Ausbildung auch nicht klar war. Aber das gehört einfach dazu. Und wenn es nur die Erfahrung ist, einen Tag mit in Deinen Augen sinnlosem Inhalt überstanden zu haben. Es gibt bestimmt noch wesentlich anstrengendere und sinnlosere Tage in Deinem Leben.
Alles ist für irgendwas gut. 😆