Ja, nach acht Stunden in Svärdsjö kann ich behaupten, heute war eigentlich alles dabei: ein bißchen romantische Stimmung, ein bißchen Abschied, ein bißchen Streß, ein bißchen der Wahnsinn inkl. Übelkeit, ein bißchen Sauereien kommen noch, und tiefgreifende Veränderungen durften freilich nicht fehlen.
Romantisch ein bißchen deswegen, weil ich heute früh eigentlich gar nicht mehr in die Schule wollte, des Lichtes wegen … ich lasse da doch einfach mal Bilder sprechen:
Svärdsjö – acht Uhr morgens …
Svärdsjö – ein Licht(farben)blick
Und nun zu den ernsten Sachen. Ein bißchen Abschied deswegen, weil ich heute die Neunte zum letzen Male in Deutsch hatte, sie gehen nämlich nächste Woche ins Praktikum, und ich werde nächsten Freitag offiziell das „Referendariat“ beenden. Leider, wirklich äußerst unangenehm, hatten wir nicht mal richtig Zeit, dieselbige auszuwerten, also die mit mir. Aber, es scheint, als hätten sie die Zeit mit dem Renke als angenehm empfunden, und obschon ich von solchen Sachen grundsätzlich IMMER peinlich berührt bin, gab es sogar freiwilligen und nicht inszenierten Applaus für mich. Ja, sie waren aber auch alle zusammen eine dufte Truppe, ich kann es nicht anders sagen. Im Gegensatz zur Achten waren sie allemal lernbegierig, und im beiderseitigen Einverständnis wurde erkannt: man kann eben nur lernen, eine Sprache lernen, wenn man sie anwendet. So habe ich mir den Mund mit Schwedisch fusselig gesprochen – und sie haben das beste „Schweutsch“ gesprochen, das ich je gehört habe, neben ihrem noch nicht ganz so festen Deutsch. Allerdings bin ich guter Dinge, meine anleitende Lehrerin übrigens auch, daß fast alle aus diesem Kurs am Gymnasium mit dem Fach Deutsch weitermachen werden. Das Zeug hierzu haben sie, die Motivation auch, nun kann ich nur noch die Daumen drücken, daß der Lehrer am Gymnasium im nächsten Schuljahr nicht alles kaputt macht. Streßig allerdings war es heute auch noch einmal mit ihnen – sie fragen doch immer so viel. Obwohl eigentlich alles an der Tafel steht. Und in ihren Schulheften. Nichtsdestotrotz hüpfte ich zwischen den Bänken hin und her, um im Endeffekt jedem einzeln nochmals die Aufgabe zu erklären, die Art und Weise der Durchführung, und um mitzuteilen, daß ich doch gar nicht helfen soll, weil sie das freie Schreiben üben müssen. Naja, ich hatte mich dann kurzfristig entschieden, ein Drittel meiner Planung über Bord zu werfen und die letzte Stunde etwas angenehmer zu gestalten.
Jedoch, den Wahnsinn hielt es nicht von mir fern, ganz und gar nicht. Denn auf dem Rückweg von Svärdsjö hatte ich das Glück in einem Bus zu sitzen, der von einem Fahrer gesteuert wurde, der wohl Flöhe im Hintern gehabt haben muß. Normalerweise brauchen wir laut Fahrplan genau 43 Minuten von Svärdsjö Centrum bis nach Falun Östra Hamngatan. Aber nicht heute – wir haben es in sage und schreibe 25 Minuten geschafft. Ich selber wußte nach 5 Minuten schon nicht mehr, wie ich meinen Magen auf angenehme Art und Weise unterhalten könnte, rausgucken ging nicht, da hat das Hirn nicht mehr mitgemacht und, bei Nichtbefolgung, ganz üble Signale an den Magen geschickt, zudem war es halb dunkel. Entspanntes Sitzen war ebenso unmöglich, über autogenes Training sprechen wir erst gar nicht. Irgendwann, nachdem wir ein paar Mal in die Dörfer jenseits der Strecke eingekurvt sind, war zudem das Köpfchen äußerst schwer, man meinte gar, der Bus bewege sich in einer Spirale vor-, seit-, auf- und abwärts. Leider konnte ich nicht mehr eruieren, was den Busfahrer bewogen hat, die Berge in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit zu befahren, mein Sprechvermögen setzte nämlich auch alsbald aus, und als man in Falun einfuhr, hieß es nur noch: Rette sich wer kann! (In diesem Falle also: Renke, aussteigen!) Naja, aber man hat es überlebt, morgen sollte ich vielleicht mit dem Fahrrad nach Svärdsjö eiern.
Oha, die Sauereien, die stehen als nächstes auf dem Plan, denn in ein paar Minuten wird auf einem Kitchen-meeting mal Tacheles mit der F-undre-Crew gesprochen. Was nämlich gut am Semesteranfang begann, hat sich inzwischen wieder zu einer mittelmäßigen Katastrophe entwickelt. Angebrannter Reis wird tagelang sich selbst in Töpfen überlassen, extra zu sammelndes Glas und Büchsen werden vor der Ablage in die entsprechenden Kartons in der Küche nicht mal ausgespült, die Folie von der Pizza landet im Biomüll und einige Milchpackungen im Kühlschrank haben inzwischen bedrohliche Dimensionen angenommen. Und ich bin es so leid. Ich frage mich immer, und das werde ich heute provokativ auch öffentlich tun, ob die sich zu Hause auch so benehmen (nun denn, es sind ja nicht alle, immer nur wenige!)? Die Fischtunke in der Büchse lassen und das Ganze dann wochenlang offen am Müll stehend (lecker)!?! Ach man, es ist doch jedes Semester dasselbe Spiel – erst geht es, dann wundert man sich, dann kommt der Ekel, am Ende platzt man. Nun denn, ich bin gespannt, was das werden wird.
Tja, und tiefgreifende Veränderungen gab es, zum Schluß an dieser Stelle, beim Wetter. Verließ ich heute morgen Falun bei -7°C und einem Nordwind, so war um die Mittagszeit der Winter dahingerafft. Der Wind drehte nämlich auf Süd und wir bekamen bis 12 Uhr sagenhafte +7°C (in Worten: sieben Grad Celsius plus), was dafür sorgte, daß der Schnee weg ist. 15 cm Neuschnee vom Wochenanfang sind futsch. Der letzte Rest vom Schützenfest hing heute traurig in den Tannenzweigen – um 12 wohlbemerkt, auch das dürfte nun über den Jordan gegangen sein.
Svärdsjö – der letzte Rest.
So sieht das aus, liebe Leser. Zwar wird für das Wochenende schon wieder der Winter vorausgesagt, aber spannend bleibt es trotzdem, vor allem in Hinsicht darauf, wie lange so ein Kreislauf dieses Jojo-Verhalten des Wetters mitmacht!?!
Die Küche ruft!
Da bedanke ich mich doch artig, jedoch formlos, und drücke die Daumen, solch gemeine Bilder sind auch bald im Ö-Bereich möglich :))
Ich würde da doch mal ganz formlos zum Lehrerfolg und zu den „gemeinen“ Fotos gratulieren. 🙂