Auch wenn die BILD mal wieder meint, alles besser zu wissen und jederzeit die volle Übersicht weltweit zu haben, sei einmal mehr der Beweis angeführt: stimmt alles nicht!
So auch in Sachen >>> Überfall auf ein Bargelddepot in Västberga/Stockholm.
Dieser Überfall wurde am heutigen frühen Morgen filmreif ausgeführt, dabei, und das stellt die BILD sehr richtig fest, ist „SEHR VIEL“* Bargeld gestohlen worden. Daraus aber zu schließen, „dass das Bargeld in der Region um die schwedische Hauptstadt knapp werden könnten [sic!]“* und dabei auch noch einen Finanzexperten in genau diese Richtung zu zitieren, ist wieder einmal mehr wunderbar dem Märchen Alice im Wunderland zuzuschreiben. Denn, zwar hat die Stockholmer Wirtschaft die Befürchtung, daß das Bargeld knapp werden könnte, aber nicht, weil es „SEHR VIEL“* Geld war, welches dem Bargelddepot abhanden gekommen ist, sondern:
Problemet är inte de pengar rånarna har kommit över. Pengarna kan man säkert återställa, säger Dick Malmlund, säkerhetsansvarig på branschorganisationen Svensk Handel.
– Det som är bekymmersamt är att rånarna skadat depån, vilket gör att man inte kan bedriva verksamhet där, fortsätter han.
Enligt Dick Malmlund är säkerhetsföretaget G4S depå i Västberga oerhört viktig för kontanthanteringen i Stockholm.
>>> Dagens Nyheter: Branschen befarar kontantbrist efter rånet i Västberga. (2009/09/23)
Und nun, da die meisten Leser des Schwedischen ja nicht mächtig sind, die sinngemäße Zusammenfassung des Ganzen auf Deutsch. Dick Malmlund, der von der BILD zitiert wird, sagt zwei entscheidene Sachen, nämlich daß das verschwundene Geld zweifelsohne ersetzt werden kann und daß das Bargeld in der Stockholmer Region knapp werden könnte, weil das Bargelddepot in Västberga eine zentrale Rolle bei der Verteilung dessen spielt, durch die massiven Beschädigungen auf Grund des Überfalls jedoch im Moment innerhalb des Verteilersystemes ausfällt. Er ergänzt im weiteren Verlauf des Artikels, daß der Ausfall des Depots nicht kompensiert werden könne, weil alle anderen Verteilerpunkte in der Region voll ausgelastet wären.
Es sei nun dahingestellt, wie man bei der BILD an die Informationen kommt, aber sie sind eben schlichtweg falsch. Der BILD-Artikel suggeriert, durch den Überfall und die hohe Beute ginge nun den Stockholmern das Geld aus, genau deswegen liefe „die Suche nach den Ganoven auf Hochtouren“*. Der Artikel der Dagens Nyheter hingegen, mit der direkten Zitierung von Dick Malmlund, stellt einfach fest, daß man sich in der Stockholmer Region einem Verteilungsproblem gegenüber sieht. Stockholm wird nun also nicht verarmen, weil „SEHR VIEL“* Geld den Besitzer gewechselt hat, schon gar nicht wird der Stadt die Kohle ausgehen*, vielmehr kann man im Moment einfach kein Geld an den Mann bringen. Aber das wäre natürlich zu weichgespült, pardon, es wäre SEHR VIEL weichgespült, wenn Ursache und Wirkung letzten Endes nur halb so dramatisch wären, also eigentlich undramatisch.
Daher wäre es am besten, wenn sich alle Stockholmer und Anrainer morgen auf dem Sergels torg versammelten und kollektiv ihre Plaste- und Elastebezahlkarten verbrennen, dann ginge Stockholm wohl wirklich die Kohle aus … allerdings auch nur wieder, weil man nicht an sie rankäme. Egal.