Ich hatte ja neuerlich schon angedeutet, daß ich inzwischen wieder ein WG-Mensch bin, hier in Schweden nennt man das auch „inneboende“. Und zwar bei einer guten Freundin, die eigentlich aus Italien kommt, welche ich selber das erste Mal in Berlin traf, sie dreimal bei ihrem Austauschstudium in Falun besuchte, danach mich selbst nach Schweden begab, sie unterdessen dann aber irgendwann nach Stockholm zog. Tja, und nun hat sich der Kreis also wieder geschlossen, wir wohnen friedlich unter einem Dach. Spannend für mich an der ganzen Sache ist natürlich, daß Silvia im Mai Mutter geworden ist, alleinerziehend, und ihr Kind nun recht international aufwächst. Seine Muttersprache wird natürlich Italienisch sein, da ich jedoch dieser Sprache nicht mächtig bin, kommunizieren Silvia und ich natürlich auf Schwedisch, das Ganze auch vor dem Kind. Und meiner einer hält jeden Tag Deutschstunden mit dem Kleinen ab, ich gebe zu, so ganz klappt das aber noch nicht, vor allem das Kasussystem bereitet uns Schwierigkeiten. Armes Kind, möchte man fast meinen. Ich halte mich natürlich sehr zurück, alles Schritt für Schritt. Wenn wir nicht beim Deutschunterricht weilen, dann ist der Racker recht friedlich und vergnügt, bzw. schläft er zur Gänze, und das stundenlang. Was für ein Leben!
Spaß macht es mir, dem David León beim Wachsen zuzusehen, er gedeiht recht prächtig. Er guckt zwar skeptisch, lulle ich ihn wieder mit Deutsch ein, allerdings kann er sich zuweilen ein dicken Grinsen nicht verkneifen, wahrscheinlich hält er mich für leicht durchgedreht. Man kann ihnen ja leider nicht in die Köpfe gucken.
Wie man sieht, das Leben nimmt immer wieder überraschende Züge an, ich hätte vor zehn Jahren sicherlich nicht behauptet, ich würde irgendwann einmal in Stockholm leben, zusammen mit einer alleinerziehenden Mutter. Es wird einfach nicht langweilig in meinem Leben, und schon gar nicht, wenn man einen solchen Mitbewohner hat.
2 Gedanken zu „(fast immer schlafender) Mitbewohner.“