Es ist ja nicht so, daß ich dem Winter abgeneigt bin, ganz im Gegenteil, ich hätte mich wohl sonst nicht nach Schweden abgesetzt. Dennoch würde ich mich inzwischen der Mehrheit meiner Freunde in Deutschland anschließen: Es könnte reichen.
Dies liegt vielleicht auch daran, daß ich Ende März selten Schnee in norddeutschen Landen erfahren habe, wie z.B. beim >>> 2. Föhr-Marathon am 24. März dieses Jahres. Schon die Anreise zu diesem war ein Abenteuer, der Flieger landete in Hamburg im Weißen, leise [und sanft] rieselte der Schnee. Die Bahnfahrt am Samstag vor dem Marathon war dann allerdings ein tiefer Punkt, oder eher ein weißer, der Zug rollte zwischen Husum und Lunden minutenlang durch eine Schneewand, da halfen selbst die romantischen Erinnerungen an „Deutschland. Ein Wintermärchen“ nicht mehr weiter. Sicher, mich tangierte es nur peripher, da ich beim Marathon eher im administrativen denn im aktiven Bereich untergebracht war, dennoch dachte ich mit Grausen an die armen Läufer. Deren Schicksal wurde nun nicht nur mehr durch einen gewöhnlich frisch wehenden Wind auf der Insel gebeutelt, sondern richtiges Winterwetter sollte sie auf ihrem Lauf über das Eiland begleiten! So sie denn pünktlich zum Start antreten konnten, denn eine eigens für den Marathon bestellte Extrafähre konnte auf Grund von Ostwind und damit verbundenem Niedrigwasser am Morgen des Marathonlaufes nicht fahren. Wer konnte, mußte also den Abend zuvor auf der Insel auflaufen, was jedoch logistisch nicht ganz einfach war, der Großteil der Insel war ausgebucht. So geschah es dann auch, daß unser Orga-Team am Morgen des Laufes um sechs einen Versprengten vor der Midlumer Turnhalle aufsammelte, der mit der letzten Fähre nach Wyk fuhr, dort jedoch kaum einen Platz zum Schlafen fand und deswegen vor besagter Halle übernachtete, schadlos hielt er sich durch behäbiges Hin- und Herlaufen. „Rettungsmaßnahmen“ in Form einer Decke, eines Kaffees und eines Brötchens begegnete er mit dem Hinweis, man solle sich doch keine Umstände machen. Nach einem erfolgreich durchgeführten Marathon, meine Wenigkeit überwachte knapp sechs Stunden die Zeitnahme im Ziel und assistiere nebenbei dem Moderator, schoß besagter „Nachtläufer“ namens Yacine Lamiri den Vogel wirklich ab, er wurde nämlich Dritter bei den Männern über die gesamte Strecke. Davon abgesehen, daß ich jeder Läuferin und jedem Läufer des Marathons, die Einteilung in Halbmarathon und Gesamtmarathon spielt nun keine Rolle, ob der widrigen und wirklich abartigen Wetterumstände den höchsten Respekt zolle, mich hätte man sicherlich nach Kilometer zwei aus dem Graben ziehen können, bin ich baß erstaunt, wozu menschlicher Wille und entsprechender Körper in der Lage sind – und bin immer noch fassungslos darüber, daß man trotz Übermüdung und nächtlicher Übernachtung vor der Turnhalle solch eine Leistung an den Tag legen kann. Und ich war im Orga-Team sicherlich nicht allein mit dieser Einstellung. Es bleibt zu hoffen, daß die dritte Ausgabe des Föhr-Marathons im nächsten Jahr von Schneeverwehungen, Eis und Niedrigwasser verschont bleibt, es sollte den Läufern doch ein wunderschöner Lauf im Frühling vergönnt sein! Den ich definitiv wieder begleiten werde!
Daß der Schnee in Deutschland mich allerdings nicht loslassen würde, wußte ich dann am Montag bei meiner Rückreise nach Stockholm noch nicht. Irgendwie hatte ich die kühne Vorstellung, daß ich das Osterfest in Berlin mit einem Hauch Frühling begehen könnte, den Schnee in Norddeutschland tat ich als den letzten Rest vom Schützenfest ab.
2013/03/25 * Take-off EDDH/HAM/Hamburg, rwy 05 *
Lufthansa 2930 (Lufthansa Regional operated by Eurowings),
Canadair CL-600-2D24 Regional Jet CRJ-900 NextGen,
reg. D-ACNI [named Herzogenaurach] *
Ich sollte allerdings eines Besseren belehrt werden. Denn nach Beendigung der Schule am Gründonnerstag ging es wieder gen Deutschland, abends mit dem Air-Berlin-Flug. Es war dunkel, es hingen Wolken am Himmel, nach Passieren der deutschen Küste auf dem Weg nach Berlin sah man nichts. Der Pilot verzichtete auf den Wetterbericht, lediglich kühl sollte es sein. Beim Durchstoßen der Wolkendecke während des Anfluges auf Tegel offenbarte sich mir dann der Horror, es sah in Berlin auf dem Boden genauso aus wie in Stockholm – dies war dann auch das erste Mal in meinem Leben, daß mir nicht auf Grund des Fliegens anders im Magen wurde. Der Anblick war fatal. Und der Rest von Ostern auch, wettertechnisch. Und dann wird noch an der Uhr gedreht. Keine Schneeglöckchen weit und breit zu sehen, keine Sonne, kein Frühling. Im Gegenteil, Winterblues findet sich überall. Man mault mehr oder weniger nur noch rum.
Und leise [und sanft] rieselt der Schnee. Wohl doch nicht bis Sonntag?
Hallo Renke,
da du mir per E-Mail noch nicht geantwortet hast, so dachte ich mir, kann ich auch deinen tollen Artikel kommentieren.
Noch hatte ich nicht erfahren, ob die Organisation im Jahr 2015 ebenfalls zu deinem Aufgabenbereich liegt! Würde mich auf jeden Fall freuen einen weiteren Bericht zu lesen.
In unserer Oster-News haben wir auf jeden Fall den vierten Marathon beworben! Frau Siefert vom Orga-Team freut sich sicherlich über weitere Unterstützer und eine Vielzahl an Läufern!
Lieben Gruß
Sandy
Hallo Sandy,
ich vermute, die Mail ist irgendwie verschütt gegangen. Ich hatte sie gelesen, bin aber offensichtlich nicht zum Antworten gekommen. Auch dieses Jahr bin ich mit von der Partie und werde sicherlich auch darüber berichten. Es wird wieder spannend!
Viele Grüße!
Renke