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Vor zwei Wochen Besuch bei Reana und Guido in Jena. Ach, war dit schön, mal wieder in Jena aufzuschlagen! Fantastisches Wetter, verbunden mit Spaziergängen in den Jenaer Bergen und der Erkenntnis, daß die gehobene Gaststätte >>> Landgrafen bei Genuss und Kultur zwar eine bombastische Aussicht auf die im Tal liegende Stadt bietet, allerdings bei einer gleichzeitig anwesenden Hochzeitsgesellschaft völlig überlastet ist. Nachdem wir uns durch die Karte gekämpft hatten, kam die Mitteilung, es stünde nur ein Gericht zur Verfügung. Die Küche könne heute nur Rotkohl mit Thüringer Kartoffelklößen und Wildschwein aufwarten. Sehr übersichtliche Portion, aber immerhin sehr schmackhaft. Wer sich also mal zufällig in Jena rumtreiben sollte: Ab auf den Berg und einkehren, vor den Portionen nicht erschrecken, und bei Hochzeitsgesellschaften sofort Reißaus nehmen … und einfach niedliche Tierchen in der Umgebung untersuchen.
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Wir haben in Stockholm immer noch nicht entschieden, was es wettertechnisch nun werden soll: Winter? Herbst? Vielleicht sogar noch ein bißchen Spätsommer? Nachts friert es einem teilweise den Hintern weg, tagsüber reißt man sich die Klamotten vom Leib. Das geht auf den Kopf … mehr und mehr geistert das Volk völlig verwirrt in den Katakomben der U-Bahn oder in der S-Bahn umher. Ich will Winter!
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Ich habe in meinen zwei älteren Englischklassen Gedichtanalyse durchgeführt, mit allem drum und dran: Einführung, eigene Arbeit, eine Analyse an der digitalen Weißwandtafel (neuerdings auch digitales Whiteboard genannt), Prüfung. Ich sehe inzwischen ein, daß ein solcher Auftrag katastrophal ist. Hoffnungslos. Was ich sogar verstehe, schließlich ist die heutige Schülergeneration auf Facebook, Instagram und andere elektronische Spielzeuge konzentriert, da kann ich doch schwerlich mit Shakespeare herbeieilen. Und früge man mich, ich hätte Gedichtanalyse in ihrer alten, verstaubten Form gar nicht ins Klassenzimmer getragen (auch wenn ich Lyrik LIEBE), aber die Kommune will es so, alle Gymnasien in Botkyrka müssen Gedichtanalyse „vorführen“. Meine eigene Meinung – durch einen Vergleich dargestellt: Man setzt die Kinder in ein Ruderboot, sticht ein kleines Loch hinein, entläßt sie in Frankreich in den Atlantik und wünscht ihnen viel Glück beim Durchqueren des Ärmelkanals. (Man sähe sie nie wieder, selbst wenn man den Ärmelkanal durch den Müggelsee ersetzte.) — Mit Grausen korrigiere ich die Prüfungen.
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Am letzten Wochenende ist mir bewußt geworden, daß Stockholm doch ein bißchen Club-Szene hat, vor allem wenn es um elektronische Musik geht. Die sogar bis 5 Uhr tadelloses Feiern zuläßt. Allerdings haben meine Kollegen vorher schlappgemacht. Um vier war Schluß im >>> Kolingsborg. Ein fantastischer Abend. Einzig allein die Tatsache, daß die Schlagertanzfläche irgendwann mit Blümchen und >>> „Herz an Herz“ den Abend rocken wollte, hat tiefste Depressionen ausgelöst, zumindest minutenweise. Es hätte nur noch Scooter gefehlt … Ich hoffe dennoch auf eine Wiederholung, ich glaube, ich kenne kaum andere Kollegen, mit denen man so abfeiern kann. Was unsere gemeinsamen Schüler wohl sagen würden???
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Es wird Zeit für Ferien. Nächstes Wochenende steht ein Kurzaufenthalt in Berlin an, dann wird noch mal drei Tage gearbeitet … und dann ab nach Föhr. Und dann ist wohl auch langsam wieder Weihnachten? Da fällt mir eben ein: Es gibt hier bei meinem örtlichen LIDL des Vertrauens immer noch keine Weihnachtssachen.
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Alles wird besser!