Wie man vielleicht weiß, wird seit November 2005 nicht mehr ein normaler, also schlicht ordinärer Paß an deutsche Staatsbürger ausgegeben, nein, man erhält nun schon seit fast zwei Jahren einen >>> ePass. Dieser ist mit einem Chip ausgestattet, der bis jetzt ein digitales Foto des Inhabers enthielt. Und weil wir stets und ständig von Terror umgeben sind, also tagtäglich etwas in Deutschland in die Luft fliegt, kommt dieses Jahr die zweite Stufe des ePasses: Speicherung von Fingerabdrücken.
Nun ereignet es sich, daß mein Paß abläuft, im Sommer nächsten Jahres. Und da ich zwar noch Staatsbürger bin, jedoch nicht mehr im Inland wohne, habe ich die große Ehre, hier in Schweden einen neuen Paß zu beantragen, genauer gesagt bei der Deutschen Botschaft in Stockholm. Und um mich einfach mal vorab zu informieren, besuchte ich die Webseite dieser, und war eigentlich frohen Mutes, kompetent und ausreichend informiert zu werden. Gründlich eben. Und so meint dann das Auswärtige Amt in einem auf den Botschaftsseiten hinterlegten Schreiben:
Zum 01.11.2007 tritt ein neues Passgesetz in Kraft. Dieses sieht u.a. vor, dass in deutschen Reisepässen (bordeauxroter Einband) auch Fingerabdrücke auf einem Chip gespeichert werden müssen.
Aha, eine völlig sachliche Darstellung der Umstände und Notwendigkeiten. Sehr schön. Was dann aber folgt, zieht einem doch mehr oder weniger die Schuhe aus:
Auf Grund technischer Probleme bei der Umsetzung der neuen Vorschriften kann die Botschaft ab dem 15.10.2007 voraussichtlich für mehrere Monate keine Anträge zur Ausstellung von Reisepässen entgegen nehmen. […]
Wer bei der Botschaft nach dem 15.10.2007 einen neuen Reisepass beantragt, wird voraussichtlich zunächst nur einen vorläufigen Reisepass (Gültigkeitsdauer maximal 1 Jahr) erhalten können. Dieser vorläufige Reisepass berechtigt nicht zur visumsfreien Einreise in die Vereinigten Staaten von Amerika.
Glückwunsch Deutschland! Deine Gesetze, Deine Ausführungen, Deine Gründlichkeit. Leider wird ganz und gar nicht erwähnt oder ausgeführt, worin die technischen Schwierigkeiten begründet sind. Ist es die Software? Kann man sich keine Scanner leisten? Gibt es keine Datenleitung nach Deutschland? Was? Wieso? Warum?
Was für eine Chose. Da fragt man sich, was die Herren Minister und der Bundestag da wieder beschlossen haben! Mir war eigentlich schon klar, daß eine Paßbeschaffung im Ausland durchaus etwas schwieriger sein könnte als zu Hause. Also daß man eben mal so nach Stockholm muß (man frage bitte nicht nach den Öffnungszeiten, die sind schlimmer als die eines Konsums auf dem Dorf) und daß eben ein paar Dokumente mehr erforderlich sind als im Heimatland. Unverständlich allerdings ist, wie ein Gesetz beschlossen werden kann, welches sich dann schwerlich umsetzen läßt? Ich meine, ich sei nicht der einzige Deutsche, der im Ausland sitzt und eventuell eines seiner Dokumente erneuern müßte. Es dürfte sicher tausende betreffen. Und das Irrwitzige: In Deutschland, in welchem ich mich ja immer im Sommer aufhalte, kriege ich keinen neuen Paß, weil ich ja nicht mehr da bin. Ne, da ist was schief gelaufen – mächtig schief gelaufen. Und alles nur, weil Deutschland, ich drücke es mal drastisch aus, jeden Scheiß mitmachen muß, sogar Erster sein muß, wenn es um innere Sicherhheit und Gefahrenabwehr geht, die dann, nach Meinung der Bundesregierung und des Innenministers, den Terror verhindert. Ich frage mich nur, welchen Terror die da meinen. Aber das ist ja nur eine Nebensache, es geht ja vorrangig darum, den Menschen zum gläsernen Bürger zu machen, und Dank Schäuble sind wir ja auch auf dem besten Weg dahin.
Freilich stellt sich Deutschland mal wieder ein Armutszeugnis aus. Wer seinen Bürgern im Ausland nicht mal einen normalen Paß garantieren kann, ja was kann er dann überhaupt garantieren? Und was verdammt nochmal soll ich mit einem „zwangsverordneten“ vorläufigen Reisepaß? Der kostet ja auch Geld. Und ein Jahr später, wenn wir optimistisch sind und die Bundesregierung, hier das Auswärtige Amt, die technischen Schwierigkeiten beseitigen konnte, bezahle ich erneut, um einen richtigen echten Paß zu bekommen? Ärgerlich, dieses doppelte Bezahlen, nicht wahr? Amerika, naja, dat ist mir schnuppe, ich will da nicht hin, zumindest in nächster Zeit nicht. Aber ich will einen vollwertigen Paß – das ist anscheinend zu viel verlangt. Und das moderne große Deutschland, Exportweltmeister (noch) Nr. 1, angeblich führend in so vielen Technologien, kann mir keinen garantieren. Da sage ich doch mal: Tack så jättemycket! Fast rührig wirkt da schon der letzte Absatz in der Mitteilung:
Bitte geben Sie diese Informationen auch an andere Deutsche in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis weiter!
Das werde ich doch glatt machen, Abhilfe werde ich hierdurch aber sicher nicht erfahren.
Quelle: Informationsdokument des Auswärtigen Amtes, zu finden auf den >>> Internetseiten der Deutschen Botschaft in Schweden
letzter Besuch: 2007/10/14