Wer sich viel über Undankbarkeit beschwert, ist ein Taugenichts, der niemals aus Menschlichkeit, sondern aus Eigennutz andern gedient hat. Wenn man es für eine Schuldigkeit hält, zur Glückseligkeit der Menschen, so viel man kann, beizutragen, so wird man sich nicht darum bekümmern, was die Gutthaten für eine Würkung auf der andern Gemüther, in Absicht unser hervorbringen. Ein ehrlicher Mann kann nicht einmal auch nur den bloſsen Gedanken leiden, daſs jemand gegen ihn undankbar sey.
Ewald Christian von Kleist. In: Ewald Christian von Kleist’s sämtliche Werke nebst des Dichters Leben aus seinen Briefen an Gleim. Herausgegeben von Wilhelm Körte. Johann Friedrich Unger Verlag, 1803, Berlin. S. 136 f.