Der Sommer neigt sich dem deutlich dem Ende zu. Die Temperaturen fallen, der Himmel verliert sein Blau und in Stockholm drehen die Wespen schon durch, die Sonne zieht sich jeden Tag ein Stückchen früher zurück, die Nächte sind seit dem letzten Wochenende zeitweise wieder komplett dunkel. Da bietet es sich doch förmlich an, zwar verspätet, aber dennoch frohen Mutes, meinen Bericht über meine letzte Reise nach Föhr ins Rennen zu schicken, die ich vor gut einer Woche an einem Donnerstag antrat, nicht ahnend, was dieser Ausflug alles so zu bieten hätte.
Der Weg zum Flughagen wart in unheimlicher Frühe leicht bewerkstelligt, man konnte pünktlich um sechs in den Flieger nach Kopenhagen einsteigen. Die sich dann in Gang setzende Ereignisskette soll nur fragmentär wiedergegeben werden:
- der reservierte Sitzplatz 38F, letzte Reihe, wurde von der Stewardess der SAS verteidigt, auf Grund einer Leckage im direkt dahinter lokalisierten Waschraum wurde ich zwei Reihen nach vorne umgezogen
- der Teppich wölbte und gluckste vor sich hin
- die Stewardess begann direkt nach dem Start eine Konversation mit ihren Kollegen, es fiel bis zur Landung in Kopenhagen in regelmäßigem Abstand das Wort „livsfarligt“, was dem wunderschön klingenden „lebensgefährlich“ entspricht
- bei Renke startet eine Visualisierung im Kopf, Drähte schließen kurz, das Ruder fällt aus, die Piloten sehen nichts mehr auf ihren Displays, er möchte keinen Kaffee, trudeln
- er erinnert sich einer Meldung, daß ein Wasserohrbruch in einem A380 der Qantas im oberen Deck die gesamte darunter liegende Holzklasse unter Wasser setzte, der Flieger landete unbeschadet
- trotzdem will er ohne Kaffee runter
Nach einer Zwischenlandung in Kopenhagen ging es mit der dänischen >>> jettime weiter nach Hamburg, und ich gestehe, daß ich Dänisch zwar verstehe, recht gut sogar, aber ich möchte diese Sprache niemals sprechen können! Mir fehlt einfach die Fähigkeit, das Unwohlsein zu unterdrücken, wenn man die Laute weit unter dem Kehlkopf produzieren muß.
Die restliche Reise auf die Insel war ohne markante Ereignisse, nur ist (mal wieder) anzumerken, daß sich die leicht nach vorne abfallenden Sitze der >>> NOB nicht zum Schlafen eignen.
Ein Höhepunkt sollte mich am Freitag ereilen, es wurde durch Sabine festgestellt, kurzfristig, daß Fotos von Midlum vönnöten seien, und zwar von oben. Da meine Kamera auch Filmchen produzieren kann, war ich mit von der Partie, jedoch wußte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, auf was ich mich da eigentlich einließ:
08/08/2014 Föhr/Midlum – Hubsteiger steig!
Die ersten Zentimeter nach oben stellten auch keinerlei Problem dar. Aber desto mehr sich dieses Instrument der Bautechnik entfaltete, umso mehr signalisierte mein Hirn, daß es reichte.
08.08.2014 Föhr/Midlum – Geradeaus zum Springen?
Nachdem dann die Endhöhe von 20 Metern über der weiten, weiten Welt erreicht wurde, fast schon freischwebend, mußte ich einsehen, daß ich zwar ohne Wenn und Aber in fliegende Kisten jeglicher Bauart einsteige und mich damit in Höhen von 10 km katapultieren lasse, ein Aufenthalt auf diesem Arbeitskörbchen indessen für einen Zusammenbruch meiner Nervenstränge sorgt. Ich konnte die an mich gestellte Aufgabe erfüllen …
08.08.2014 Föhr/Midlum – Frei wie ein Vogel … leicht apathisch.
Danke an Sabine für die Dokumentation dieser hochkomplizierten Exkursion und die leihweise Überlassung des Materials in diesem Eintrag.
… Aber die Überprüfung der bewegten Bilder brachte die Erkenntnis, daß man einen solchen Film keinem Zuschauer antun könnte, es wurde einem nur durch das bloße Betrachten schlecht, so daß ich einen zweiten Aufstieg in luftige Midlumer Höhen wagte, diesmal jedoch die Kamera nicht freihändig führte, sondern einfach auf einer geraden Ablage im Arbeitskörbchen absetzte und der drehenden Technik die Arbeit überließ. Das Resultat meinerseits und von Sabine, die mutig und völlig unerschrocken die Panoramabilder von dort oben machte, können auf >>> den Midlumer Webseiten angeschaut werden.
Einen Ausflug der anderen Art ergab sich am Tage danach, die Insel Amrum, eine Stunde mit der Fähre entfernt, wurde erkundet. Die Hinfahrt war dabei nach meinem Empfinden, bspw. auf einer Skala von leicht unangenehm bis völlig inakzeptabel, tolerierbar. Es blies ein steifer Wind, und zeitweise krängte das Schiff ungeheuerlich, aber es war überlebbar. Bei Nebel ging es in die unendlich langen Dünen, durch den Wind sandgestrahlt, hinunter an den breiten Strand. Wohl der deutlichste unterschied zur Insel Föhr!
09/08/2014 Amrum/bei Nebel – Hervorstechend.
09/08/2014 Amrum/bei Nebel – Schlechte Zeiten für Hessen.
09/08/2014 Amrum/bei Nebel (Leuchtturm Amrum) – Leere.
Am Abend wurde nach einem Spaziergange am Strand von Nieblum noch dem alljährlichen >>> Föhr on Fire gefrönt, allerdings waren wir uns alle einig, daß dieses Jahr an irgendeiner Stelle gespart wurde. Die Dauer; sie kam uns zu kurz vor. Und die Effekte; schön, gewiss, aber irgendwie fehlte in diesem Jahr das gewisse Etwas, der Kick, wenn man das so ausdrücken darf. Es ist ja derzeitig ungewiß, ob diese Veranstaltung, eigentlich Höhepunkt eines jeden Sommers auf Föhr, im nächsten Jahr noch stattfinden wird.
09/08/2014 Föhr/Stand Nieblum – Gescheitertes Stelldichein?
09/08/2014 Föhr/Wyk Hafen (Föhr on Fire) – Puff.
Die Rückreise am Sonntag sollte sich etwas schwieriger gestalten, als geplant. Gewitterfronten über ganz Deutschland sorgten für einen spannenden Flug von Hamburg nach Frankfurt mit einem Aussitzen auf dem Hamburger Flughafen, das Ganze 50 Minuten lang, und Warteschleifen vor Frankfurt. Darüber hinaus eine weitere Stunde Verspätung in Frankfurt und ein Abheben in die Ausläufer des ex-Hurrikans >>> Bertha. Ich habe mein Feierabendbier von Frankfurt bis zum Erreichen der schwedischen Küste nur angeguckt, aber auf Grund der Beschleunigungskräfte und Querbewegungen auf den Genuß verzichtet. Und nach der Landung in Arlanda gaben der Pilot und die Erste Offizierin noch bekannt, daß ein Container Gepäck in Frankfurt bleiben mußte, eine Reisegruppe im Transit schaffte es nicht mehr rechtzeitig zum Gate, daher gab es nur zwei Alternativen: alle Gepäckstücke einzeln einscannen und die Ausnahmegenehmigung zum Abflug nach 23 Uhr verstreichen lassen und daher in Frankfurt bleiben oder, wie von der Crew entschieden, Container raus und ab auf die Landebahn. Da ich unter solchen Umständen grundsätzlich und immer Glück habe, durfte ich dann nachts um halb zwei noch schnell einen Zettel für vermißtest Gepäck ausfüllen und bei dem für Lufthansa zuständigen Agenten, SAS, ins Briefkästchen werfen. Richtig gelesen, die SAS hat nachts auf dem Flughafen der „skandinavischen“ [offizielle Bezeichnung Stockholms durch die Stockholmer Tourismusbehörde] Hauptstadt kein Personal. Denen scheint das Geld auch immer mehr auszugehen …
Aber Schwamm drüber. Auch wenn vor allem die Rückreise recht strapaziös war, vier Tage Föhr haben sie gelohnt, wie immer! Ankommen, Hirn in den Wind, abschalten. Und hier und da noch etwas neues lernen. Hubsteiger – ein Wort in meinem zukünftigen, täglichen Sprachgebrauch!
Und wer noch ein bißchen Videos gucken möchte, wie immer an dieser Stelle, kann das gerne tun:
2014/08/07 * Take-off ESSA/ARN/Stockholm Arlanda, rwy 8 * Scandinavian Airlines 1415,
Boeing B737-800, reg. LN-RGG * SAS‘ morning flight to Copenhagen.
2014/08/07 * Approach/Landing EKCH/CPH/Copenhagen Kastrup, rwy 4L *
Scandinavian Airlines 1415, Boeing 737-800, reg. LN-RGG *
Arrival of SAS‘ morning flight from Stockholm Arlanda to Copenhagen Kastrup.
2014/08/07 * Take-off EKCH/CPH/Copenhagen Kastrup, rwy 4R *
Scandinavian Airlines 1641 (operated by jettime), ATR 72-600, reg. OY-JZE *
SAS‘ morning flight from Copenhagen Kastrup to Hamburg.
2014/08/07 * Approach/Landing EDDH/HAM/Hamburg Airport, rwy 23 *
Scandinavian Airlines 1641 (operated by jettime), ATR 72-600, reg. OY-JZE *
SAS‘ morning flight from Copenhagen Kastrup to Hamburg.
2014/08/10 * Take-off EDDH/HAM/Hamburg, rwy 15 *
Lufthansa 31, Airbus A320-200, reg. D-AIZI (named Böblingen) *
Flight from Hamburg to Frankfurt.
2014/08/10 * Approach/Landing EDDF/FRA/Flughafen Frankfurt am Main, rwy 25R *
Lufthansa 31, Airbus A320-200, reg. D-AIZI (named Böblingen) *
Arrival of Lufthansa’s flight from Hamburg to Frankfurt.
Der Blick aus dem „Arbeitskörbchen“ war es definitiv wert 😉
Nicht wahr? Ich freue mich auf die 40 m – ein Ziel vor Augen 🙂