Bitte etwas von dem Weißen da!

Ja, was genau könnte er damit meinen, es ist doch schon alles weiß!?! Denn selbst die Einheimischen sind inzwischen ratlos darüber, was hier in den letzten 72 h an Schnee runtergekommen ist, und es hört einfach nicht auf. Für mich ist es ja nun der dritte Winter hier in Schweden, und eine geschlossene Schneedecke am Anfang des Dezembers ist auch in Falun nichts ungewöhnliches, aber diese Saison macht der Winter so richtig ernst.

Für mich hieß das heute einen beschwerlichen Weg durch Falun zu nehmen, wobei der Start des Tages schon seltsam war. Denn gegen halb acht am Morgen stellte ich fest: meine Lichterketten am Fenster (ein kleines bißchen Weihnachtsdeko gestehe ich zu, ein bißchen) zuckte, nein, eher blinkte sie. An, aus. Pause. An, dann wieder aus. Nun denn, zuerst dachte sich der Renke: preisgünstig taugt nichts (ist aber mit echtem TÜV-Siegel), denn blinken sollten sie eigentlich nicht. Aber, dann stellte er fest – der PC ist auch aus. Denn der lief noch, weil Renke beim Gucken eines kleinen Filmchens (Existenz) eingeschlafen war, bzw. hätte er noch laufen müssen. Da dämmerte mir so allmählich, daß vielleicht etwas Größeres vorliegen könnte, ein Stromausfall. Und so war es dann auch, denn nachdem ich in die Küche gekrochen war um anderes zu testen (Mikrowelle z.B.) ,kamen mir die Schweden mit einem Grinsen entgegen und meinten, daß das AKW Forsmark nun vielleicht doch in die Luft geflogen sei, welches sich 100 km östlich von Falun befindet. Freilich war es das nicht, es klärte sich, daß einige Stromleitungen dem Schnee keinen Widerstand mehr bieten konnten und abgekracht sind. Da die Schweden in so etwas aber erfahren sind, und überall „Umleitungs-Leitungen“ haben, war der Strom nach zehn Minuten wieder da und mein Kaffee war gerettet.

Tja, und dann ging es los – ab in den Schneesturm und hoch zur Uni, drei km im dicksten Schneegestöber. Ich mußte ja ein Buch wegbringen, weil ich mal wieder nicht auf die Ausleihezeit geachtet hatte – und Strafe anstand. Bah, eigentlich ein Mistwetter, wenn da nicht der ganze Schnee gewesen wäre. Und dieses Knirschen, wenn man durch tiefen Schnee stapft. Und diese herrliche Ruhe, weil alles an Schall vom Schnee absorbiert wird; was auf der anderen Seite aber fatal sein kann, will man eine Straße überqueren.

Ich bin wie ein Schneemann an der Uni angekommen, und mußte dann erstmal auftauen, was aber eigentlich zu viel Zeit in Anspruch nahm, weil ich ja noch einen Termin zum Sprachtandem hatte, den ich dann ganz knapp eingehalten habe. Drei h später, nach exessivem Kasusgeplänkel und der Feststellung, daß der Renke noch an der Aussprache vom schwedischen i, y und ü üben muß, hetzte er weiter zum LIDL, und hiernach gen Wohnheim, ich hatte mich noch mit einigen zu einem kleinen Literaturkreis verabredet: Kafka und „Der Process“. Ich war der einzige Muttersprachler (Deutsch), alle anderen studierten Deutsch, hatten aber teilweise erhebliche Probleme mit Verständnis und Rezeption. Naja, und was die Interpretation angeht, da haben wir eine Skala zwischen völligem Scheitern, teilweisen Höhenflügen, zwei resp. drei Fastsuiziden (zumindest in Bezug auf das Lesen des Werkes) und eine völlig fertige Seele, die gar an ihrem Studium zweifelte. Ich habe sie schlußendlich alle wieder soweit hinbekommen, daß sie einerseits Vertrauen in die deutsche Literatur haben und andererseits Kafka selbst für Deutsche der literarische GAU sein kann. Ich berichtete unter anderem über meine Erfahrungen mit dem Werk „Die Verwandlung“ und gestand ein, daß mir bis heute wohl etwas fehlte, um Kafka und dieses Werk explezit zu verstehen.

Und damit war ich dann auch für Sa am Ende. Und habe nur noch blöde, so als Ausgleich, die Simpsons geguckt. Der Sonntag wird ruhig angegangen – erst einmal schön mit einem Käffchen und Dominosteinen. Und dann, erst dann, werde ich langsam wieder mal den Staubsauger rausholen, Blumenpflege betreiben, vielleicht lesen (Jelinek) und, verdammt, noch ein paar treffende Textstellen von Mme C.W. aufsuchen, die ich in meine Arbeit über K. stecken könnte. Und dann schauen wir mal weiter. Bis dahin, meine Lieben, einen schönen 1. Advent von mir hier oben, und nun noch ein paar Bildchen vom Samstag.

Falun, Hästberg: Wat dat wohl ist???

Falun, Hästberg: Das wird wohl kein Weihnachtsbaum mehr!

Falun, Hästberg: Etwas von dem Weißen bitte …

Falun, Lugnetområdet: Ab in den Winterwald!

Falun, Lugnet: Öhhh, ein Eis bitte!

Falun, Lugnet: Hm, reicht es immer noch nicht!?!

Falun, Högskolan: Einfach mal so zum Vergleich!

Falun, Bojsenburg: Ich bin Gott sei Dank kein Autofahrer! Erinnert das übrigens nicht an Winterreifen??? NICHT???

Falun, Bojsenburg: Einfach mal reinspringen???