Restlos alle! mal wieder

Oha, oha, oha. Das war ein Tag, den man nicht so schnell vergißt, mir rauscht das Hirne immer noch. Morgens Vorlesung über Ethnie, auf Schwedisch. Zwischen morgens und mittags dann Studiengruppe, auf Schwedisch, über Ethnie. Und dann von mittags bis nachmittags Seminar, auf Schwedisch, über Ethnie, Identität, Kultur und Vorurteile.

Eine für 14.45 h anberaumte Vorlesung allerdings mußte dann ausfallen, die Lehrerin ist einfach nicht rangekommen, der widrigen Straßenverhältnisse wegen, Schnee, Schnee, Schnee. Nichtsdestotrotz ballert es im Schädel, also irgendwie kommen mir die Zeiten in den Kopf, als ich hier vor drei Jahren aufschlug und alles urplötzlich auf Englisch unterrichtet wurde (u.a.Human Rights, International Law). Da guckte ich auch erstmal wie ein Schwein aus dem Uhrwerk, das war anstrengend, anstrengend, anstrengend. Ich wußte nun heute zwischendurch immer mal wieder nicht, auf welcher Sprache ich nun eigentlich zu sprechen wünsche, weil ich förmlich Buchstabensuppe da oben im Stübchen hatte und habe. Also ob dies nicht reichte, nein, wir sprachen natürlich auch darüber, was denn nun typisch „svenskt“ wäre – und ich als Ausländer sollte auspacken, frank und frei. Na, da fielen natürlich Begriffe wie neutral, ruhig, IKEA, lagom (das erkläre ich später einmal), Winter, Köttbullar usw. usf. Natürlich durften die Schweden zurückschlagen, und es kam, was kommen mußte: Die Deutschen wären arrogant aber pünktlich, laut aber fleißig, und dann Oktoberfest. Boing. Mich als Preußen hat es fast vom Hocker gehauen und ich mußte eingreifen, es ging gar nicht anders, denn was um Gottes Willen hat denn der Rest der Republik mit dem Münchner Oktoberfest zu tun!?! NICHTS. Für die Schweden war das neu, im Land der Trollen und Elfen meint man, Oktoberfest feiere man überall, in Lederhosen und mit Hüten. Ui, mein überaus feuriges Engagement in dieser Sache, vielmehr in der Aufklärung dieser, wurde dann doch mit Verwunderung aufgenommen. Auch unfaßbar für die Schweden sind die immer noch vorhandenen Unterschiede zwischen Ost und West, z.B. bezogen auf Lohn und Arbeitszeiten. Fremd war es ihnen, völlig fremd. Zu rudern hatte ich in diesen Momenten, denn was heißt denn nun Lohngefälle auf Schwedisch??? Tja, ich tanzte dann um Begrifflichkeiten, erschaffte Metaphern, damit auch jeder weiß und versteht, was ich meine.

Insgesamt also muß ich sagen, es ist verdammt anstrengend. Ich will damit nun nicht ausdrücken, daß ich die ganze Angelegenheit unterschätzt hätte, aber faktisch ist dies nun meine dritte Studiensprache, was wieder mit allerlei Umstellungen verbunden ist. Auf der anderen Seite klopfe ich mir nun langsam aber auch auf meine Schulter, denn wüßten meine Lehrer vom Gymnasium, was ich hier so veranstalte, sie kämen aus dem Staunen nicht mehr heraus, wurde mir doch immer nahegelegt, gar nicht daran zu denken, auch nur irgendwie etwas, was Sprachen angeht, in meiner späteren beruflichen Laufbahn in Angriff zu nehmen, ich wäre schlichtweg zu blöd dazu. Schade, da haben sich die Pädagogen wohl geirrt. Gewaltig sogar. Ja, und nun studiert der Renke nicht nur mehr auf Deutsch oder Englisch, nein, nu issa auch in der schwedischen Sprache vollends angekommen, was er jättespännande findet, gibt es doch nicht viele, die sowas durchziehen.

Der Preis dafür allerdings ist hoch, denn im Moment überlege ich, ob ich ins Bett gehen sollte. Auch der Weg von der Uni nach Hause durch hohen Schnee in absoluter Stille konnte die Erschöpfung nicht hinforttragen, obschon ich sagen muß, seitdem der Winter zurück ist, geht es mir launemäßig auch wieder besser. Das Knacken und Knirschen beim Laufen durch den Schnee, die Helligkeit, die frische Luft, ach doch, das hilft schon, um die Dunkelheit zu vergessen, die ja nun eh auf dem Rückzug ist, die Tage werden spürbar länger und länger. Empörend allerdings ist, daß ich wohl der Einzige hier in f-undre war, der heute in die Uni mußte. Die anderen Mitbewohner haben sich wohl immer noch vom Wochenende erholt und weit nach Mittag ein bißchen Kreativität betrieben, deren Ergebnis ich nicht vorenhalten möchte, zuvor jedoch tschüs sage und meine, man liest sich später!!! KAFFEE, KAFFEE, KAFFEE!!! Literweise!!!

2008/02/04 Britsen - En snögubbe
Ein snögubbe – sieht aber etwas angestochen aus, oder nicht!?!

10 Gedanken zu „Restlos alle! mal wieder“

  1. Ahhhh, liebe Katja, nun verstehe ich das alles. Und in diesem Zusammenhang verstehe ich das nun auch mit dem Schunkel-Doktor. Oh ja. Und ich kann Dir sagen, geht das hier in SE so weiter, dann schunkel ich auch!!! Bis der ein anderer Arzt kommt, der dann mit weiter schunkelt. Dann kann man nämlich schon zu zweit schunkeln. Und wenn ich dann zu Ostern in Berlin bin, dann schunkeln wir, bis die Eastside-Gallery zusammenbricht. Email, ach, schicke ich gleich auf den Weg, egal nun ob nach Grünberg or wherever 😉

    So, ich muß mal nen Joghurt essen. Dat mit den Enten war heute sowas von anstrengend, herrje *fg*

    Kram und welcome back in Berlin, also morgen dann.

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  2. Ich weiß sehr wohl, dass der Schunkel-Doktor gar fürchterlich notwendig ist 😎 …und was die Karriere angeht…ich glaube, ich habe hier im schönen Hessen meine Vorliebe für’s schunkeln entdeckt und deswegen sagte ich, dass ich mir durchaus vorstellen könnte, meinen weiteren Lebenslauf mit dem rhythmischen Seitwärtswiegen des Körpers zu verbringen 😉 …aber das bequasseln wir in der Tat mal bei einem Käffchen. Wann eigentlich ?? Ich warte immer noch auf mein Email mit Aufklärung der Tatbestände…

    Drück‘ Dich…

    p.S. Heute komme ich übrigens aus Grünberg…dieser Live-Feed ist wirklich sehr abwechslungsreich…da wechselt man einfach so die Städte ohne sich vom Schreibtischstuihl zu erheben…na..ab morgen wird det wieder det jute alte Berlin…man, det hat mir wirklich jefehlt…det dicke B…

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  3. Schunkel-Doktor. Katja, damit meine ich einen Doktor, der, und ich dachte, Du wirst was anderes, dann für die ganz harten Fälle zuständig. Also für die Leute, die z.B. in der U-Bahn die Lufthansa sehen. Oder meinen, Hühner könnten sprechen. Gar beweisen könnten, die Erde wäre eine Scheiben. Das meinte ich mit Schunkel-Doktor. Ich muß Dir die ganze Story mal bei ’nem Käffchen in Berlin erzählen – und ick schwöre Dir, Du wirst das genauso sehen. Also mit dem Schunkel-Doktor. Und der Notwendigkeit seiner Dienste 🙄 😈 🙄

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  4. Schunkel-Doktor ?? Das Wort ist großartig, wenn es das meint, was ich denke 😀 …dann werde ich wohl auch mal Schunkel-Doktor…ha…das klingt jedenfalls sehr gemütlich…so nach bayerischer Sitzecke, mit knackendem Kaminfeuer, Blasmusik…und nebenbei wird geschunkelt…oder wie ? 😯

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  5. Öhhh – am Wochenende werde ich mal an den Snögubbe wagen, und meiner wird zumindest nicht ganz so pikiert aussehen 😉

    Und was die språkkompetens angeht, naja, noch bin ich etwas schüchtern, um stolz drauf zu sein, aber jut finde ick dit ooch 🙄 😆 🙄

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  6. Aber so einen snögubbe kannst Du uns doch jetzt bauen – ein bißchen schöner, ein bißchen größer … 😆
    Sieht doch so aus, als wäre der Sturm vorbei 😀

    Und Deine erworbene „Sprachkompetenz“ (gibt es das Wort auch auf Schwedisch?) ist klasse! Kannst Du stolz drauf sein

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