Ein Freitag meinerseits, so denn nicht Ferien oder Feiertage die Ordnung stören, gestaltet sich so: Aufstehen, Duschen, Kaffee in die superumweltfreundlich-oftwiederanwendbare Tasse befördern (Greta, sei endlich stolz auf mich!), eventuell noch schnell anziehen, raus, runter zur Station und ab in die S-Bahn, im Arbeitszimmer aufschlagen. Akt eins – finito.
Es folgen klassische Dramen in Englisch, Klassenstufe 9, im Personalraum (der Kaffee ist alle), dann wieder in Englisch (diesmal in einer 7. Klasse), die Klassenlehrerstunde (auch in einer 7. Klasse) und so folgt das gemeinsame Einnehmen der mittäglichen Speise, also kollektiv, im Speisesaal, auch mit einer 7. Klasse. Akt zwei, eigentlich auch finito. Akt drei wäre noch schnell eine letzte Stunde in Englisch, wieder Klassenstufe neun.
Wenn meine eigene Klasse nicht brachial mit dem verbalen Flammenwerfer dazwischen gegangen wäre: Renke, auf welcher Seite deines Knäckebrotes befindet sich die Butter?
(Ich hasse Knäckebrot, von Natur aus. Wurde aber durch meine jahrelange Anwesenheit in Schweden gesellschaftlich umerzogen. Denn man reicht ein solches zum Mittag. Egal, ob es Suppe oder Fisch gibt, das Knäckebrot ist dabei! Ich esse jetzt Knäckebrot, zumindest in der Schule. Ich ahnte nichts Schlimmes. Ich bin unschuldig!)
Sekunden des Schweigens. Ich versuche, die Frage vom Schwedischen ins Deutsche zu übersetzen. Die Frage hängt wie ein blutiges Schwert im Raume, meine Klasse sieht mich fragend an. Die erste Schweißperle quetscht sich links oben, so kommt es mir vor, heraus. Ich höre nur smör.
Ich grinse von links nach rechts, die Ohren heben dabei ab.
Vad sade du? – Wie bitte?
Welche Seite, Renke? Die richtige oder die falsche?
Ich zeige schüchtern mein Knäckebrot.
Es wird geklatscht.
Sitze vor Google.
Keine Antwort.
Wochenende!
Knäcke!
Wieso?