Löschmittel in Pulverform!

Herrje, du ahnst es nicht! Da wähnt man sich in der Mitte Schwedens im Friede-Freude-Eierkuchen-Rausch, fernab von weltpolitischen Kämpfen mit harten Bandagen – so sind ja Brief- und Paketbomben wieder schwer im Kommen, abgeknallt werden hier ja nur zuweilen ein paar Elche und jährlich ein paar Wölfe [ich bin dagegen!], und dann haut es Dich aus dem Sitz. Wenn man nämlich am gestrigen Tage, so gegen die Mittagszeit war es wohl, unbedarft die Webseiten der hiesigen regionalen Dalarnas Tidningar besuchte, welche mit >>> einer Meldung aufwartete, die unverhohlen und hysterisch ins Gesicht des Lesers hopste:

Explodiertes Paket in einer Poststelle in Borlänge!
Hat der Terror Dalarna erreicht?
War es eine Anthraxbombe mit Milzbranderregern,
die plötzlich explodiert ist?

Hui, die Welt in Dalarna hörte auf sich zu drehen und in Borlänge eilte die Panik in die Stadt, ein bißchen Weltuntergangsstimmung eben. Die Mitarbeiter in der Poststelle mußten, husch husch, unter die Dusche, eine Expertengruppe in bombigen Sachen wurde eilends aus Stockholm angefordert, der Busverkehr im Stadtteil Södra Backa kam zum Erliegen, die Anwohner fühlten sich ihres Lebens nicht mehr sicher. Und Dalarnas Tidningar haut auf die Paniktrommel … schickt sogar einen Reporter mit einem Aufnahmegerät an den Platz der Detonation, und ruft schon ein Bombendrama in den Wald.

Puff!

Tja, was soll ich sagen. Beim Lesen dieser Meldung habe ich mir ernsthaft Gedanken um meine Wohnortwahl gemacht. Wenn nun also schon Paketbomben mit Milzbranderregern nach Dalarna geschickt werden, [ wo wie gesagt normalerweise nur Elche und Wölfe, hier und da mal auch ein Bär, hops gehen, wo eigentlich nur das Verschwinden von Kätzchen Muschi der Aufreger des Tages ist, wo weder Ministerpräsidenten noch anderes politisches Getier hausen, wo nicht mal Atomkraftwerke zum Sprengen einladen] dann ist es hier nicht mehr sicher, ich bin nicht mehr sicher. Oder einfach nur verwirrt, dem könnte ebenso sein. Das gilt es noch zu reflektieren. Oder lieber nicht, Abgründe? Wie auch immer, verwirrend war das journalistische Gemetzel allemal, sanfte Seelen unter den Lesern werden wohl am gestrigen Tage nach dem Verdauen einer solchen Meldung schlapp gemacht haben – Dalarna versinkt im Terror.

Puff puff!

Wie schade [und peinlich für Dalarnas Tidningar], daß es nur ein schnöder Metallbehälter, unter Druck stehend, war, der da gestern in der Poststelle, eine Sortierstelle übrigens, vor sich hin gaste und puffte und ploppte, und sein Löschmittel in Pulverform nicht mehr bei sich halten konnte. Ich glaube, wir nannten so was früher einen Feuerlöscher, in Dalarna ist es im Zweifelsfall erst einmal eine Anthraxbombe, immer und grundsätzlich. Weil wir eben der Nabel der Welt sind. Und weil Terror in Dalarna so viel bewirkt.*

Und so unter uns: Es soll hier nicht zur Gänze ausgeschlossen werden, daß sich auch mal so ein Bombenpäckchen nach Dalarna verirrt, ob nun vorsätzlich oder irrtümlich. Aber vielleicht könnte man mit der Panikmache und dem Buschtrommelalarm so lange warten, bis man auch ernsthafte Erkenntnisse und Indizien für ein Bombendrama hat?

Ansonsten alles chic hier, man lebt eben noch … und rauscht dann am morgigen Tage in die Hauptstadt. Ein bißchen Abwechslung scheint vonnöten, ich bin heute doch glatt in einen falschen Bus eingestiegen, als die Rückfahrt vom Unterricht an der Svärdsjöskolan anstand. Anstatt nach Falun fuhr er mich nach Sundborn, mit meiner Zustimmung. Das kommt eben davon, wenn man im Kopfe bombig beschäftigt ist.

Schönes Wochenende!

*[PS. Es versteht sich von selbst, daß einerseits Leserkommentare kein gutes Haar an dieser „hochqualitativen journalistischen“ Arbeit lassen, und daß andererseits Dalarnas Tidningar die Artikel inzwischen teilweise gelöscht bzw. erheblich in Wortwahl und Schlagzeileninhalt entschärft hat. Allerdings, wie der Artikel unter dem Link oben zeigt, besteht man auch nach des Rätsels Lösung weiterhin auf Terror und Anthraxbomben.]

Eiskalt zurück.

Ich kann nun, leicht verspätet, mitteilen, daß meine Wenigkeit den Weg zurück nach Falun gefunden hat, was angesichts mehrerer Umstände nicht unbedingt leicht war. So war das Zugfahren in Dänemark auf der einen Seite äußerst spannend und lehrreich, jedoch, die Sprache sich wiederum als schrecklich herausstellte. Ich bewundere ehrlich gesagt all diejenigen, welche diese ohne Probleme lernen können, mir wird bei der Ausformung der Laute im unteren Halsbereich einfach nur schlecht. Weiterhin sah man sich meinerseits mit gewissen Temperaturunterschieden konfrontiert, die schon fast an Schockfrosten erinnern. Denn, nach ein paar (zu wenigen) Tagen auf Föhr, in völliger Ruhe und ohne Hast [ich schicke an dieser Stelle nochmals einen lieben Dank auf die Ö], am letzten Tage sogar bei Sonnenscheine (man konnte ohne Probleme mollig warm auf einer Bank am Strande verweilen), war die Landung in Stockholm um so härter, denn zum einen sprach der Kapitän des SAS-Fliegers nur Dänisch (und das obligatorische Englisch) und zum anderen stellte sich die Nacht mit zehn Grad unter null vor. Nun denn, zwar ist der Winter ein liebgewonnener Gefährte meinerseits, allerdings sind diese Temperatursprünge überhaupt nicht gut für das Hirn, von Füßen, die nicht angemessenen und nur in Herbstschuhe eingepackt sind, reden wir erst gar nicht.

So war dann nach einem nächtlichen Aufenthalt irgendwo in Stockholm der nächste Tag in Borlänge nicht unbedingt ein warmer Start in die neue Woche, denn Dalarna schickte sich an, noch kälter daher zu kommen, ganze 13 Grad minus schlangen sich um meine freiliegenden Ohren, was, so kann ich versichern, irgendwann eine schmerzhafte Angelegenheit darstellt. Da ist man am heutigen Dienstag nach einer Arbeitszeit von zehn Stunden doch recht froh, daß die Temperaturen wieder in Richtung null Grad unterwegs sind, auch wenn wir nun dadurch mit Schneefällen zu tun haben, die auf Grund eines Sturmes, von Polen kommend, für leichte Schwierigkeiten auf den Straßen sorgen, ich gebe einfach nur das Stichwort Schneeverwehungen. Eine verlängerte Reisezeit von zehn bis fünfzehn Minuten nimmt man aber angesichts der Meisterleistung des Busfahrers auf der Autobahn gelassen hin, zumindest blieb einem der Ausflug in die Botanik erspart, ich bin ja in solchen Sachen nun nicht unbedingt >>> unerfahren.

So denn, trotzdem ruft die Arbeit, in der Schule und zu Hause, es gilt nun ein paar Schülerarbeiten zu korrigieren, es sind ja nur 120 Stück, ich will mich da gar nicht beschweren, schließlich darf ich morgen zum Ausgleich schon um 16 Uhr zu Hause sein … wenn der Busverkehr nicht vorher zusammenbricht.

(faules) Thermometer!

Für das gemeine Thermometer gab es an sich heute nicht viel zu tun. Der Morgen startete bei sieben Grad unter dem Gefrierpunkt, der Tag wollte nicht so recht mit wahnsinnigen Temperatursprüngen aufwarten, sozusagen große Hitze an den Tag legen, so daß wir heute erstmalig nach den Sommermonaten unter dem Gefrierpunkt herumdümpelten. Mich stört das ja herzlich wenig, im Gegenteil, meinerseits wartet man, mal wieder, auf den ersten richtigen Schnee, der sich, so man dem Schwedischen Wetterdienst >>> SMHI Glauben schenken darf, am Samstag einstellen soll. Bedauerlich an diesem Umstand ist nur, daß ich wohl oder übel nicht in Falun werde. Ach ja, man kann eben nicht alles haben …

2010/10/21 Borlänge/Domnarvet - Gefangen.
2010/10/21 Borlänge/Domnarvet – Gefangen.
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2010/10/21 Borlänge/Domnarvet - [leichter] Widerstand.
2010/10/21 Borlänge/Domnarvet – [leichter] Widerstand.
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2010/10/21 Borlänge/Domnarvet - schimmernd.
2010/10/21 Borlänge/Domnarvet – schimmernd.
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2010/10/21 Borlänge/Domnarvet - hält sich bedeckt.
2010/10/21 Borlänge/Domnarvet – hält sich bedeckt.
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