(schon fast) wieder dunkel!

2009/09/18 Falun/Östanforsån - Ente, einsam unterwegs.
2009/09/18 Falun/Östanforsån – Ente, einsam unterwegs (um diese Zeit!!!). Sonnenuntergang um 19.30 Uhr.

2009/09/18 Falun/Östanforsån - Fast dunkel, Sonnenuntergang um 19.30 Uhr.
2009/09/18 Falun/Östanforsån – Fast dunkel, Sonnenuntergang um 19.30 Uhr.

Und da wir eigentlich schon fast und direkt beim Thema Dunkelheit sind, will ich noch kurz ein paar Gedankengänge dieser Tage wiedergeben, die sich beim Lesen eines Buches einstellten. Nun, wer mich kennt, weiß, daß ich viel lese, zwar nicht immer zum eigenen Vergnügen, aber dies kommt hin und wieder auch mal vor. Und so habe ich mir Ray Bradburys >>> Fahrenheit 451 einmal mehr aus dem Regal gegriffen und neige beim Lesen immer wieder dazu, Vergleiche mit der heutigen Zeit anzustellen. Wer dieses Buch nicht kennt, dem sei zusammenfassend erklärt, daß der Roman eine dystopische Gesellschaft beschreibt, in welcher der Staat seine Bürger mittels Drogen und dem Fernsehen/Videoleinwänden gefügig gemacht hat und das stumpfe Existieren eines jeden Einzelnen das Hauptmoment des Lebens darstellt. Bücher sind in dieser Gesellschaft verboten, da sie die Quelle nicht systemkonformen Denkens sind, der Besitz von Büchern wird häufig mit dem Leben bezahlt. Ausgerechnet die Feuerwehr hat die Aufgabe, Bücher und ihre Besitzer aufzuspüren und diese zu verbrennen, also Bücher und nötigenfalls auch den Besitzer, unterstützt werden sie von mechanischen Hunden, die bei der Ausführung ihrer Jagdaufgaben erbarmungslos sind.

Ich denke, es wird nun ein jeder mit mir übereinstimmen, daß, bevor das Internet seinen Siegeszug antrat, Bücher die originären Quellen für Wissen, Denken und schließlich auch für das Handeln waren. Wie hätte wohl eine Welt ohne Bücher ausgesehen? Weiterhin wird man sicherlich mit mir konform gehen können, wenn ich sage, daß das Internet die Funktion der Bücher als unendliche Ressource für Wissen übernimmt und Bücher somit ablöst/ablösen wird, ich selber habe das inzwischen mehr als ausreichend beim Studieren zur Kenntnis genommen. Wenn man nun also voraussetzt, daß das Internet in Zukunft die Hauptquelle für Wissen sein wird, und wenn man nun die ganze Diskussion in Deutschland über (bereits umgesetzte) Internetsperren und >>> eine notwendige (und letzten Endes totale) >>> Internetüberwachung seitens des Staates hört, das schwedische >>> FRA-lagen mehr oder weniger ohne großes Zucken hier in Schweden eingeführt wurde, dann finde ich meinerseits, daß wir eigentlich gar nicht mehr soweit davon entfernt sind, entfernt von einer dystopischen Gesellschaft, in welcher der Staat vorschreibt, was der Einzelne gefälligst zu konsumieren hat. Und wenn man weiter annimmt, daß der Feuerwehrmann Guy Montag in Bradburys Roman genau das Gegenteil dessen macht, wofür doch eigentlich die Feuerwehr bestimmt ist – Retter und Helfer in der Not -, und dies nun analog auf den deutschen (oder von mir aus auch auf den schwedischen) Staat anwendet, in welchem doch eigentlich nur ein Bürger angegangen wird, wenn er eines Verbrechens überführt werden kann, dann kann das nicht gut ausgehen. Anstatt den Bürger zu schützen, setzt der Staat, und das leider eben nicht nur mehr in Bradburys Roman, auf die totale Überwachung, unter welch merkwürdigen Argumenten auch immer. Und genauso wie in Bradburys Roman wird mit der totalen Überwachung die Einschüchterung eines jeden Internetbenutzers erreicht, sein Hirn kann er dann abschalten, freies Denken und verantwortungsvolles Handeln wird ihm dann einfach abgenommen, nein, eigentlich abgesprochen, zumindest die Fähigkeit dazu.

Schön, daß in Bradburys Roman einige Wenige der Feuerwehr immer wieder entkommen können, aber ob dies im Sinne eines einzigen riesigen Netzwerkes funktioniert, wie das Internet es darstellt, sei wirklich in Frage gestellt. In China funktioniert der Schutz vor dem eigenen Bürger doch schon recht gut!?!

Ach ja, SCHÖNE NEUE WELT! Aber das eben nur am Rande.

Temporarily Out Of Order!

… was ja so ziemlich alles und nichts heißen kann, wie außer Betrieb, außer Dienst, stromlos und einfach nur tot. Tja, und im Moment scheint ja doch unheimlich viel Out Of Order zu sein. Man nehme da einfach nur die S-Bahn Berlin, die nach dem >>> Chaos im Sommer nun wohl zum >>> finalen Selbstabwracken ansetzt und in Zeiten von Internationaler Funkaustellung und unzähligen Konzerten in der hiesigen Stadt Berlin den Transport verweigert. Daß nun defekte Bremszylinder, die nachweislich auf Grund >>> bewußt unterlassener Wartung ihren Geist aufgeben, bei der Bahn für höchste >>> Überraschung sorgen, glaubt doch ehrlich gesagt eigentlich keiner mehr. Denn recht einfach ist doch die Rechnung: Die S-Bahn wird das einsparen, was die dicke fette und geldgierige Mama, auf gut Deutsch die Deutsche Bahn AG, von ihr haben möchte, also an jährlichen Überweisungen. Warum also nun die Herren da oben erneut völlig überrumpelt und intensiv schockiert wären, entzieht sich meiner Logik. Nun gut, es müssen ja nicht alle meine Logik teilen, allerdings bewundere ich zunehmend die Geduld der Berliner. Bei der Aussicht, daß der bisherige Termin eines wieder funktionierenden Netzes im Dezember nicht gehalten werden kann, ist umso erstaunlicher, daß die Hütten von Frau Junge-Reyer, dem Bahnvorstand und der S-Bahn Berlin GmbH noch nicht brennen. Irgendwie ist man in  Deutschland nicht ganz so aufmüpfig wie z.B. in Frankreich, wo schon mal Fabriken in die Luft gesprengt werden sollen, wenn die Wirtschaftskrise ihre kalte Hand an die Wände legt. Sicher, nun fragt man sich, was eiert der Renke hier rum und palavert über Probleme, die ihn in Schweden doch nichts angehen? Die Antwort ist recht einfach: Ich brauche sie bald wieder, die S-Bahn, zudem, wer dies noch nicht weiß, auch hier und da ein Freund von mir bei der raffgierigen Mutter Bahn arbeitet, und da muß man sich schon einiges anhören, denn die Mitarbeiter wissen nun langsam auch nicht mehr, wo eigentlich noch oben oder unten ist. Man hört sogar Stimmen, daß ein solcher Vorgang zu Reichsbahnzeiten einen Akt der Sabotage dargestellt hätte und die Verantwortlichen drastische Maßnahmen getroffen hätten, wie das eben bei Sabotage am Volkseigentum üblich war. Auch wenn nun meine >>> Prophezeiung vom Sommer bisher nicht zur Gänze eingetroffen ist, ich weiß nicht, wie die S-Bahn sich selber wieder von der Wand abkratzen will …

Außer Betrieb war auch die letzten Tage der Blog, Asche auf mein Haupt. Allerdings bastelt meine Wenigkeit wieder etwas an der Gesundheit rum,  das Übliche, mir scheint, die frische schwedische Luft, hier und da recht feucht und abends auch schon kühl, paßt noch nicht ganz in das Konzept meiner Nasennebenhöhlen. Das bewirkt zwar Unangenehmes, und hält zuweilen vom klaren Denken ab, ist nun aber, wie immer, nicht wirklich dramatisch, eben nur: Temporarily Out Of Order!

Bei den Hirnen meiner Mitbewohner hier im Flur scheint dies übrigens auch des Öfteren der Fall zu sein, erst gestern rettete ich unsere Spülbecken vor dem Ertrinken. Pasta und Salat, schon nicht mehr ganz frisch (die Farbe läßt auf ein Alter von drei, vier Tagen schließen), verstopften nämlich den Abfluß. Daß der Herd bald mit seinem eigenen Fett davon schlittern kann, ist dabei im Übrigen eine ganz andere Geschichte.  Ganz kuschelig wird einem dann, wenn man noch Fisch vorfindet, der in der Spülbeckenbrühe tot seine Runde dreht (der Wind ist schuld, das Fenster war offen), er sieht natürlich nach dem Auftauen auch nicht mehr so ganz formschön aus.

Aber beklagen will man sich ja nicht, es wäre völlig zwecklos. Ganz im Gegenteil, man schaut munter nach vorne, wenn auch leicht gedämpft, zumindest in Sachen Frische und Schaffenskraft. Summa summarum kann ich also ganz am Ende behaupten: In Falun kreist die Erde immer noch um die Sonne, und wenn dem irgendwann nicht mehr sein sollte, dann gibt es hier und exklusiv ein Zeichen von mir! So schließe ich den heutigen Eintrag mit einem Gruße an die Welt da draußen und sage einfach: Bis später!

Bibliothek?

Ach ja, liebes Blog und geschätzte Welt da draußen, was soll ich heute nur berichten? Die blanke Verzweiflung mich des öfteren heimsuchte, in der Bibliothek, in Form von Studenten, Austauschstudenten, die nach Schweden reisten, ohne Unterkunft. Und dann standen sie bei mir in der Bibliothek, spät nachmittags sind wir der einzige geöffnete Teil der Uni, und fragten mich doch wirklich nach einem Zimmer. Schließlich wären sie jetzt aus Pakistan, Bangladesch und Nigeria angekommen, sie wären also da, jetzt, und bräuchten eine Unterkunft. Beim ersten habe ich noch irgendwie gedacht, ich hätte die gesamte Konversation völlig mißverstanden, mein Pendeln, das verbale, zwischen den Sprachen verwirrt in den ersten vierzehn Tagen nach dem Wiederaufschlagen schon gewaltig. Aber nein, mein Hirn mir nicht einen Streich spielte, man begehrte ein Zimmer von mir. Auch der Hinweis meinerseits, man befände sich in einer Bibliothek, konnte sie nicht davon abhalten, weil sie ja nun eben da wären, ein Zimmer einzufordern.

Nun denn, so ein Renke ist normalerweise ja ein höfliches Wesen und suchte dann hektisch nach Alternativen für die Gestrandeten, ob schon die Hütte heute voll war, werden doch zu Semesteranfang immer die Leihausweise aus Plaste und Elaste ausgebeben, was mit einer komplizierten Eingabe in das System verbunden ist. Aber um achtzehn Uhr ist weder der Vermieter zu erreichen noch ein anderer Verantwortlicher für die Austauschstudenten, wobei es auch nur bedingt deren Angelegenheit ist, Zimmer zu besorgen, das müssen die Studenten eigentlich selber machen. Natürlich fand man Jugendherbergen im Internet, die auch noch Zimmer frei hatten, das Mokiere darüber, daß man ja für diese bezahlen müßte, wurde dann aber doch leicht stressig – ich machte das Ganze ja fünfmal mit. Bunt allerdings wurde es dann richtig, als man mich anrauzte, weil ich weder ein Taxi ausgeben könnte noch den Laden dicht machte, um ihnen den Weg zu zeigen, für gewöhnlich arbeitet nämlich ab 17 Uhr nur noch einer in der Bibliothek, heute eben dann meine Wenigkeit. Höflich, aber dennoch bestimmt wies ich dann nach sinnlosen Diskussionen darauf hin, daß sie momentan in einer Bibliothek stünden, nach einem Zimmer verlangten und dann noch persönliche Assistenz zum Auffinden einer Adresse bräuchten – ob sie wirklich meinten, das dies zum Aufgabenbereich einer Bibliothek gehöre?

Naja, Ende des Liedes: was für ein Sauservice und wie unfreundlich doch die Schweden wären (ein Hinweis auf meine deutsche Staatsbürgerschaft wurde einfach geflissentlich überhört). Nach den ersten drei Diskussionen schwankte ich schon immer zwischen einem einfachen Nö beim Aufkommen der Frage der Unterkunft und einer kurzen schriftlichen Notiz auf einem Hinweisschild – We do not offer accommodation, please try again later. Letztlich allerdings hat dann der Servicegedanke in meinem Stübchen da oben gesiegt, ich habe einfach das breiteste Grinsen, das ich mit meinem Gesicht anatomisch formen kann, aufgesetzt und einfach alles über mich ergehen lassen. Sicher, hier und da zuckte es unfreiwillig in meinem Gesicht, aber das kann ja auch am Licht liegen, nicht wahr?

Und ansonsten wartet Schweden, als klitzekleine Nation, natürlich dringend auf den Start der Raumfähre Discovery, der ja heute morgen abgesagt wurde, das schlechte Wetter bei den Amis eben, denn soll doch der >>> Schwede Christer Fuglesang zum zweiten Mal ins All geschossen werden, worauf man hier mächtig stolz ist. Und so ganz unter uns: Ich finde das schon spannend, wie leidenschaftlich die Schweden an die ganze Sache rangehen, und freue mich natürlich mit ihnen mit, wenn denn Fuglesang dann hoffentlich morgen früh heil auf dem Weg zur Internationalen Raumstation (ISS) ist. Meine irdischen Probleme sollten ihm ja so nicht über den Weg laufen …

Soweit also der Stand aus Schweden, ich grüße und sage: Bis später!