Hier und da ein Schock!

Tja, lange ist es her, genau eine Woche, daß ich hier mal irgendwas schrieb und blicken ließ, aber so ganz unter uns: Die letzten Tage hatte ich, das Warum ist mir schleierhaft, eigentlich nicht so recht Lust und Muße, etwas zu erzählen. Schließlich muß man ja alles neu auf sich wirken lassen; das angenehme Wetter bei 25°C und Wind (auch wenn zweitweise schwimmen im Garten angesagt war), die Ruhe, die Natur, die Neuankömmlinge, die Küche, der Müll und die Partys.

Und so begab es sich, daß dieses Wirken zweitweise recht brachial unterbrochen wurde und das Wohlfühlen in den Schock überführte. Wenn man nämlich z.B. mitternachts nichts ahnend in die Küche will, mit Schmackes die Tür einer Öffnungsbewegung unterwirft, und auf einmal Menschen auf den Sofas herumliegen und verwirrt in den Raum gucken, tritt man ein und betätigt das Licht. Denn, es gibt Studenten, die davon ausgehen, daß unser Vermieter, Kopparstaden, rund um die Uhr geöffnet hat und so die Erlangung der Zimmerschlüssel in einem 24-Stunden-Zeitfenster möglich sei. Ich brauche nicht darauf hinweisen, ganz im Gegensatz zu >>> Kopparstaden, daß auch in Falun die Kernarbeitszeiten irgendwann gegen achtzehn Uhr ausgeschöpft sind. Nun denn, nicht meine Sache dies ist, mein Zimmer ist mir ja sicher, auch wenn dieses nicht ganz schalldicht ist, was vor allem in den ersten drei Nächten hier doch zu erheblichen Verspannungen zwischen meinem Schlafwunsch und den Ohren führte. In H-unten nämlich wurde einfach mal drei Tage lang gefeiert. Die Franzosen waren es. Ich weiß leider bis heute nicht, was genau gefeiert wurde, aber wenn dann 15 Jungmänner (vielleicht paßte ja auch der Begriff Jungbullen???) im Garten vor meinem Fenster stehen und gemeinsam, natürlich im Rausche, man macht sowas anscheinend niemals nüchtern, zur Marseillaise ansetzen, dabei vorher nie eine Gesangsausbildung genossen haben, dann kann ich meinen: Es zieht einem die Schuhe aus. Dann hilft auch der Wunsch nach dem Schlafe nicht, denn was die Ohren dann ins Hirne transportieren, es kann nur Verwüstung und Aggression produzieren.

Die Augen können dies im Übrigen auch wunderbar, Stichwort Küche. Also am vorherigen Sonntag sah die eigentlich noch ganz nett aus, zwar leich steril, aber sie war sauber. Inzwischen allerdings fangen die Spülbecken schon fast wieder zu leben an, das Fett auf dem Herd betreibt Farbenwechsel und die Tischoberflächen erhalten stellenweise Überzüge der festeren Art, ich erinnere einfach mal daran, wie toll doch ausgehärteter Ketchup sich verhält. Und wer ist schuld? Tja, ich habe da, so nach über vier Jahren Britsen, meine Pappenheimer im Fokus, verraten wird aber noch nichts, ich will schauen, ob man ihnen beim heutigen traditionellen kitchen meeting mal auf die Finger klopfen kann. Es sei aber doch erlaubt zu sagen, daß sich die Mehrheiten verschoben haben. Italien ist ganz dick im Geschäft in F-undre, genauso Rußland und Schweden. Polen ist auch zur Stelle, jedoch nur einmal, und noch leicht verwirrt, der Auszug aus Mamas Hotel muß zu plötzlich für unseren Flurschönling gewesen sein, ich bringe ihm hier und da die Grundregeln des Kochens bei, weil ich ein netter Mensch bin und er im Grunde seines Herzen auch. Deutschland zieht dieses Semester wohl nicht mehr ein, was aber nicht weiter schlimm ist, man trifft sie ja ansonsten überall, und hört sie auch.

Und damit wären wir eine Woche Falun durch, fast. Ich habe freilich meine Abendspaziergänge wieder aufgenommen und darf freudig avisieren: die Möwen sind weg, alle! Naja, außer einer, die Schreiente sitzt natürlich brav und fromm über dem PC, sieht hat sich ja schon auf dem Weg von Tegel nach Stockholm ausgeschrien. Aber das Gras ist noch grün, Veränderungen gab irgendwie überhaupt keine, Falun steht wie eh und je, nur die Busanbindung an den Bahnhof ist noch ein Stückchen unmöglicher geworden, aber dies hatte ich ja schon angemerkt.

Daher schließe ich nun den Eintrag, so ein kitchen meeting muß wohl vorbereitet sein, außerdem habe ich begonnen, die Fotos des Sommers zu sortieren … und das wird dauern! Einen angenehmen Sonntag aus Falun wünschend, bis später.

Schunkeln und abgehängt.

Nach sechs Wochen also trat ich nun gestern meine Heimreise an, bei 32°C, einem kaputten Röntgenapparat im Terminal C des Flughafens Tegel, was ein Wandern in das viel zu enge Hauptterminal notwendig machte, und mit viel Schunkeln in der Luft. Schon der Start in Berlin verlief nach einigen Metern in der Luft recht holperig, die Landung hingegen erforderte hier und da ein heftiges Korrigieren durch den Piloten, denn 20°C und eine steife Brise inkl. einiger weniger Wolken sorgten für Trubel in der Luft.


2009/08/16 * Take-off EDDT/TXL/Berlin Tegel, rwy 26L * Air Berlin 8102, B737-86J, reg. D-ABBF.


2009/08/16 * Approach/Landing ESSA/ARN/Stockholm Arlanda, rwy 26 * Air Berlin 8102, B737-86J, reg. D-ABBF.

Der Trubel allerdings sollte nicht nach der Landung enden. Die erstmögliche Verbindung nach Falun, mit Ankunft dort gegen 19.30 Uhr, fiel aus, zumindest für mich, denn es war anscheinend alles voll, es wurden keine Fahrkarten mehr für diese ausgegeben. Somit mußte ich leider auf eine spätere Verbindung ausweichen, mit Ankunft gegen 21.30 Uhr in Falun, was dann zur Folge gehabt hätte, daß ein Einkaufen beim Hemköp unmöglich geworden wäre, schließlich hätte ich die drei Kilometer vom Bahnhof ins Wohnheim dank der überaus guten Busanbindung des Bahnhofs (ich meine das sarkastisch) mit meinen 24 kg laufen müssen, was aber durch eine Abholung von Renata und ihrem Freund mittels eines Autos abgewendet werden konnte. Dennoch mußte ich Bus fahren, ganze anderhalb Stunden lang, die Strecke zwischen Arlanda und Sala nämlich war gesperrt. Ein Anschlußbus in Tierp, der mich nach Gävle bringen sollte, konnte überdies vom Bahnpersonal nicht mehr lokalisiert werden, man meinte, er wäre unauffindbar, verschwunden eben. So durfte ich dann, wie gnädig, ab Tierp den X2000 (den schwed. ICE) benutzen, obwohl ich für diesen gar nicht gelöhnt hatte, ohne diesen jedoch hätte ich wohl sonst nicht mehr den Zug von Gävle nach Falun erreicht. Aber der Überraschungen nicht genug: nach Ankunft im Studiwohnheim wurde mir angetragen, man muß sein Internet nun im Voraus bezahlen, nämlich durch den Kauf eines Vouchers. Sicher, dies macht sich abends, am Sonntag auch noch, um zehn völlig praktisch und durchführbar. Ich kann behaupten, ich habe dann doch recht bedient noch schnell mein Abendbrot vernichtet, um mich dann etwas ärgerlich in die Falle zu begeben.

Summa summarum ist die Wiedereinkehr nach Falun durchaus von Freude geprägt gewesen, die Nahkampfsituation allerdings hinterläßt im Moment leich lädierte Gefühlsempfindungen. Aber klagen will man an dieser Stelle freilich nicht, viel mehr schicke ich nochmal einen lieben Dank und Gruß an all diejenigen, die den Aufenthalt in Deutschland ermöglicht, mitgestaltet und für mich zu einem schönen Erlebnis gemacht haben (dabei sollen nun Martinshörner, Abgas und Lärm in Berlin einfach mal vernachlässigt werden – dies muß aber in Zukunft anders werden, es wirkt ja doch fortdauernd auf die Erlebnisbewertung)!

Und nun heißt es erst einmal wieder einleben, schließlich hat im Wohnheim fast die gesamte Besatzung gewechselt, und auch der LIDL bedarf eines Besuches, die Fotos schreien zudem sehr laut nach einer Durchsicht. In diesem Sinne: bis später und ahoi.

(wird nun) verlassen!

2009/06/13 Falun/Varpan - Bojsenbeach
2009/06/13 Falun/Varpan – Bojsenbeach

Denn, in genau ziemlichen acht Stunden heißt es wieder: Rein in den Zug, einmal in Borlänge umsteigen, durch Avesta-Krylbo durch, nach Arlanda hochfahren, die Tasche (was erzähle ich hier: den 20 kg schweren Koffer) am Check-In abliefern, das Maschinchen betreten, die Gurte festzurren – take off. Sieben Wochen also wird mein Falun ohne mich auskommen müssen (wahrscheinlich wird ihm das ohne weiteres gelingen), ich befürchte, ich werde es schon wieder nach dreien vermissen – ein bißchen nur, natürlich!

Und inständig hofft man hier auf meiner Seite, wir sind morgen schneller in Berlin als die vorhergesagten Unwetterchen, nicht, daß der Flug oben bleiben muß, weil unten die Hölle ausgebrochen ist.

In diesem Sinne, allen Lesern einen passablen Sommer wünschend, hier und da vielleicht auch schön, und ich lasse sicher von mir hören (also eigentlich ganz bestimmt), sage ich einfach: Bis später!