Mai (-abende)


2009/05/13 Falun/Varpan, ca. 21.00 Uhr

Wir blicken so gern in die Zukunft, weil wir das Ungefähre, was sich in ihr hin und her bewegt, durch stille Wünsche so gern zu unsern Gunsten heranleiten möchten.

Johann Wolfgang von Goethe, >>> Die Wahlverwandtschaften. 2. Teil, Kapitel 4, Aus Ottiliens Tagebuche.

Und damit wünsche ich meinen Lesern einen wunderschönen Donnerstag, den sie hoffentlich anders als ich verbringen, ergo also nicht frontal schreibend vor dem PC.

Jag älskar Falun!

Der Donnerstag ist schuld, war es doch der Tag, an dem ich morgens um 7 nach nur drei Stunden Schlaf aus dem Bett fiel, mich zum Seminar in die Uni hochschleppte, und eigentlich, nach Ende des Kurses um zehn, einfach wieder gen Studentenwohnheim runtereiern wollte, um eine Mütze Schlaf zu nehmen, eine verdiente. Mehr hatte ich am Donnerstag nicht vor, mir kam schlaftrunken im Kurs nicht einmal ansatzweise die Idee, ich würde an diesem Tage noch recht freimütig von mir geben: Jag älskar Falun. Aber du ahnst es nicht, gerade auf dem Weg zum Hauptausgang, nach dem Kurs also, eigentlich noch in eine Diskussion mit einer Kommilitonin vertieft, fast die rettenden Automatiktüren erreicht, der Sonne entgegen sozusagen, hält mich unsere Koordinatorin für internationale Studenten an der Högskolan Dalarana, Catharina Enhörning, mitten im Strom der sich nach draußen bewegenden Studenten an und meinte, sie bräuchte unbedingt noch einen Deutschen für einen Fototermin mit der Zeitung Falukuriren. Tja, da das Hirn wahrscheinlich schon vorgewandert und ins Bett gegangen war, fiel meine Reaktion derartig träge aus, daß ich einfach mitgeschleppt wurde. Und ehe ich mich versah, war ich dann auch noch gleich in ein Interview verwickelt, in dem ich mich wohl hinreißen lassen habe, obigen Satz in die Welt zu setzen. Ja, und seit heute weiß also Falun, daß der Renke das Falun, in dem er schon seit fast 5 Jahren lebt, anscheinend wirklich liebgewonnen hat. Ob das irgendwelche Konsequenzen haben sollte, ist bisher nicht abzusehen. Neu allerdings ist das ja alles auch nicht, habe ich doch schon an diversen Stellen dieses Blogs und gegenüber ganz vielen Menschen meine Zuneigung für Falun zum Ausdruck gebracht, wenn auch bisher nur auf Deutsch. In diesem Sinne könnte dies, soziolinguistisch, sicher als Fortschritt in der Kommunikation mit dem schwedischen Umfeld angesehen werden, recht praktisch eigentlich. Völlig unpraktisch hingegen war die benötigte Anfertigung eines Abbildes, man erinnere sich der wenigen drei Stunden Schlaf und möge sich einfach mal aus Lebenserfahrungen heraus vorstellen, wie zerknautscht man als menschliches Wesen daher kommt, ist man mehr als müde. Genau deswegen zog ich es vor, mich nach hinten zu begeben, hinter die anderen Kommilitonen, man muß ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Tja, und wer nun noch wissen möchte, ob es mehr gab, daß ich über Falun zu berichten wußte, der kann sich gern das >>> PDF der entsprechenden Zeitungsseite1 anschauen, auf Schwedisch natürlich.

Und damit sei es genug der Worte für heute, ich habe zu tun, zu tun, zu tun! Schönes Wochenende an die Welt da draußen – bis später!

1 = Dalarnas Tidningar. Falukuriren, Ausgabe FKB. „Utländska studenter trivs förträffligt i Falun“. 2009/05/09, S. 6.

(ganz kurz) notiert!

Oha, es ist schon ein Weilchen her, daß ich berichtet habe, aber die Zeit, wie immer, sie rennt und nimmt alles mehr oder minder mit, so daß ich im Moment recht selten dazu komme, meinen Blog auch gewissenhaft und ordentlich zu führen. Was nun aber nicht meinen soll, daß hier nichts passierte, im Gegenteil, aber aus Zeitgründen liste ich das mal alles wieder auf, also ohne Firlefanz drum herum:

  • Die vor gut zwei Wochen geschriebene fünfstündige Klausur in britischer und amerikanischer Literatur wurde mit Bravour bestanden, zu meiner Überraschung, was als Konsequenz zur Folge hat, daß der ganze Teilkurs ebenfalls mit Bravour bestanden wurde (ich wünschte, meine Englischlehrer vom Dathe-Gymnasium könnten das nun lesen).
  • Das Essay in engl. Soziolinguistik, was ja während seiner Entstehungszeit bald das Fliegen aus dem Fenster lernte (in Teamarbeit mit dem PC) wurde auch für gut befunden, allerdings möchte ich an dieser Stelle keinesfalls von Bravour sprechen, dazu fehlte ihm ein bißchen was.
  • Ich habe erfolgreich zum ersten Mal im meinem Leben eine Brotbackmischung zubereitet – das Ergebnis ist recht annehmbar, auch wenn mir die Kruste zu hart war (es muß nachjustiert werden), aber da es sich um eine deutsche Brotbackmischung handelte, ist eigentlich alles wurst, Hauptsache, man muß nicht mit Sirup eingefärbtes Weißbrot essen. Ich kann das einfach nicht mehr.
  • Inzwischen erleben wir in Falun den Urknall der Farben, die Natur ist in den letzten drei Tagen explodiert, was wohl an Temperaturen jenseits von 20°C lag (wir bewegen uns da schon sehr auf die Schmerzgrenze meinerseits zu). Damit ist aber nun aber erst einmal wieder Sense, wir dümpeln nachts bei null Grad herum, hier und da kann der Wetterbericht sogar den einen oder anderen Schneefall nicht ausschließen.
  • Das Seminar vor einer Woche zu Brokeback Mountain hat einmal mehr bewiesen, daß der Wunsch, es möge mehr Hirn vom Himmel fallen, aktueller denn je ist.
  • Die nächsten vierzehn Tage sehen grausam aus, so muß eine Präsentation erstellt werden – ich weiß im Moment gar nicht wofür, das Essay zu Brokeback Mountain liegt erwartungsvoll auf der Festplatte (also Fragmente dessen) – erster Entwurf muß am 14/5 eingereicht werden, ein anderes Essay für engelsk språkfärdighet ist in der Grobplanung, der erste Entwurf hierfür schon morgen abzugeben, am Freitag präsentiere und verteidige ich meinen Soziolinguistikaufsatz – das sollte auch bis morgen abend fertiggestellt sein, zwischendurch noch ein paar Seminare … usw.
  • Die Möwen nisten in diesem Jahr nicht nur in den Gärten unseres Wohnheimes, nein, sie nisten Gott sei Dank auch auf den Dächern, auch auf dem meinigen, was bei Beginn der Morgendämmerung um drei Uhr für eine gewisse Heiterkeit sorgt (nicht nur bei mir).
  • Ich habe mich immer noch nicht an meinen Flachbildschirm gewöhnt, auch wenn ich zugeben muß, daß ich nun endlich meine Fotos richtig erkenne.

So sieht das alles aus – nicht groß spannend, ich weiß, aber immerhin tagesausfüllend, ich kann wahrlich nicht behaupten, ich hätte nichts zu tun. Und weil die Uhr schon wieder tickt, das Ende nun hier und jetzt, fürs erste. Ich verbleibe einfach mit den besten Wünschen, man könnte ja schon fast wieder meinen, das Wochenende naht … aber eben nur fast.