Ein bißchen Sonne wäre nicht schlecht!

Dann würde ich sicher nicht ganz so lustlos durch die Wälder fahren, mit dem Bus, meine Schüler würden nicht aus er läuft er laufen und aus er hebt er hebst oder er hebet machen, wir hätten einen halbswegs geordneten Unterricht. Aber so, wie sich das Wetter hier im Moment gestaltet, kann das rein gar nichts werden. Kein Schnee, fette Wolken am Himmel, kein Licht, Regen – ÄTZEND. Schade, daß man sich nun ausgerechnet über das Wetter nirgendwo schriftlich beschweren kann. Sicher, hier, an dieser Stelle, da kann ich es, aber mich dünkt, keinen wird es interessieren. Naja, interessieren vielleicht, aber die Einsetzung geeigneter Gegenmaßnahmen sollte schwerfallen. Da fehlt es einfach an Möglichkeiten, wenn man so ein irdischer Bürger ist.

Davon einmal abgesehen kann ich mitteilen, daß Falun noch steht, inzwischen geht hier der ganze Weihnachtszirkus los, überall Lampen und Weihnachtsbäume,  „Leise rieselt der Schnee“ auf Schwedisch (widerlich), Glögg kann man, wenn man nicht eben bei LIDL steht, inzwischen auch auf den Weihnachtsmärkten käuflich erwerben, und irgendwie geht schon wieder der ganze Kaufrausch los, die Shopping-Mall in Falun wird überrannt, die Menschen stehen an den Geldautomaten in langen Schlangen an. Wie das wieder nervt – vor allem bei „Leise rieselt der Schnee“ – im Koppe vielleicht. Ich bin gespannt, wie das am 21/12 dann auf dem Flughafen wird, ich ahne ja das Schlimmste, vielmehr befürchte ich es.

Bis dahin sind es allerdings noch drei Wochen, und solange werde ich auch mit der Uni zu tun haben, hier liegt z.B. schon wieder eine kleine Reflexionsaufgabe (nun rieselt leise der Schnee im Hirne).

Man sieht – irgendwie immer dasselbe. In diesem Sinne, frohet Schaffen!

Wirklich wunderbar!

Es ist ja alles nicht mehr zu fassen – in Deutschland schneit es, hier in Falun hingegen kämpft man derzeitig mit Regen en masse und dicken fetten grauen Wolken, den Wind sollte man nicht vergessen. Hell wird es heute wohl auch nicht mehr, rundum beste Voraussetzungen, um den eigentlich anstehenden Reflektionen und Studienaufgaben motiviert und erfrischt entgegen zu treten (das ist ironisch gemeint). Nicht mal Kaffee kann das maulige Ich am heutige Tage erhellen, ganz üble Laune macht sich breit. Tolles Wochenende. Also irgendwie hatte ich mir das mit dem Winter anders vorgestellt. Auch wenn das Leben keine „Wünsch-Dir-Was-Show“ ist, aber so einen Schrott hat hier nun wirklich keiner bestellt. Naja, ein Buch geschnappt, wird wohl das Beste sein, und einfach ruhig bleiben. Es kann ja nur besser werden.

Schönes Wochenende!

Alles dabei!

Ja, nach acht Stunden in Svärdsjö kann ich behaupten, heute war eigentlich alles dabei: ein bißchen romantische Stimmung, ein bißchen Abschied, ein bißchen Streß, ein bißchen der Wahnsinn inkl. Übelkeit, ein bißchen Sauereien kommen noch, und tiefgreifende Veränderungen durften freilich nicht fehlen.

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Schneetreiben.

Also das war heute schon ein erfrischend kalter und anstrengender Tag, der vor allem durch Schneetreiben draußen geprägt war, allerdings auch im Klassenraum, metaphorisch ausgedrückt. Was dann hier und dort für Chaos sorgte. Schließlich lassen wir uns hier ja in Schweden nicht lumpen, was Deutschland am Wochenende konnte, haben wir heute hier Dalarna wunderbar fortgesetzt: Schneesturm, wie er im Buche steht. Dabei gab es  sicherlich einige Einschränkungen und Widrigkeiten, so fielen nicht wenige Pendlerflüge von und nach Borlänge aus,  der Zugverkehr kommt mal wieder teilweise durch Schneehäufchen zum Erliegen, die sich unerwartet durch den Sturm gebildet haben, und meine Busfahrer am heutigen Tage schienen direkt Angst haben, überhaupt die Haltestellen zu verlassen. Man eierte und lahmte durch die Dörfer und Berge denn man fuhr. So war nicht sicher, ob ich meine Schule überhaupt pünktlich erreichen sollte, wir machten auf 30 km 30 Minuten Verspätung. Nicht weniger seltsam sah es heute mit den Schülern aus, in deren Gedankenwelt muß heute ein Schneeorkan gewütet haben. Einfachste Sätze wie „Ich mag deinen neuen Pullover“ scheiterten schon am richtigen Personalpronomen. Selbst die Schritt-für-Schritt-Methode fuhr mit Pauken und Trompeten krachend gegen die Wand. Der schwedische Satz „Jag tycker om din nya tröja“ wurde bei der Zerlegung in seine Einzelteile und anschließender Übersetzung ins Deutsche sämtlicher Fehlbehandlungen unterzogen, die es nur geben kann. Auf die Frage, was „jag“ auf Deutsch heißen könnte, kam vieles an Ideen, aber das „Ich“ brachten sie heute nicht hervor. Ding dong, verständlich, daß bei mir auch langsam Schneetreiben einsetzte. Denn, nachdem wir  bei „tröja“ ankamen, was der Pullover ist, verschlug es ihnen endgültig die Sprache – meine Frage, welches Genus denn der Pulli hätte, natürlich einfacher ausgedrückt (ist Pullover ein das-, die- oder der-Wort), war Ruhe im Saal. Oh, wie hätte ich sie … waren doch die Kleidungsstücke mit dem richtigen Artikel Hausaufgabe, in längst vergangener Zeit. Stille. Hätten sie doch wenigstens irgendeinen Artikel in den Raum geworfen …

Was soll ich sagen? Ich habe zum Schluß einfach eingesehen, daß auch die Schüler nur Menschen sind und eigentlich viel lieber im Schnee tollen wollten, als mit meiner Wenigkeit das Austauschen von Komplimenten zu entdecken und zu üben. Das war nämlich eigentlich das Ziel – ein Kompliment geben und die Rückgabe eines entsprechenden Danks. Wir haben dann einfach in den letzten Mintuten die Wörter „Sommerschlußverkauf“ und „Winterschlußverkauf“ mündlich geübt, solch lange Gebilde sind ihnen nämlich gänzlich fremd und schon fast ein bißchen furchteinflößend. In Schweden sagt man nämlich eigentlich nur kurz REA, wenn es denn sein muß, wird  sommarrea oder vinterrea ausgesprochen.

Und so eierte ich dann die Berge hinunter, gen Falun, im Bus, bei Wind und Schnee, in tiefster Dunkelheit. Leicht unzufrieden über den Tag, dennoch froh, daß man es doch noch bis Falun schaffte. Denn auch uns sollten Schneehäufchen aufhalten, die Verwehungen bildeten sich vor allem am späten Nachmittag recht hoch aus. Spannend war immer die Frage, steht jemand unterwegs an der Haltestelle oder nicht – der Busfahrer konnte nämlich weder die Haltstelle, geschweige denn dort wartende Passagiere ausreichend erkennen, so daß wir mehrmals die Straße entlangrutschten, wenn hastig zur Kenntnis genommen wurde: eine Haltestelle mit Kundschaft!

So sieht das alles aus. Spannend kann ich nur sagen, spannend. Vor allem das mit dem Wetter, irgendwie träumen hier alle schon wieder vom Frühling – im November! Und für mich hat doch der weiße Spaß eigentlich eben erst so richtig begonnen!