Derer, lieber Leser, gab es in den letzten sieben Tagen zahlreich, und auf das Internet bezogen waren es doch zu viele. Ich erwähnte ja bereits in den vergangenen Wochen, daß ich mit dem Netz zu kämpfen habe, seit mein Internetprovider das System von Vertrag auf Vorausbezahlung umgestellt hat. Auch wurde meinerseits schon berichtet, daß ich meinem Vermieter (dem die techn. Infrastruktur hier gehört) und >>> NetIt, meinem Internetprovider, gewaltig auf die Nerven gehe, und zwar regelmäßig und mit entsprechernder Willenskraft, jedoch immer freundlich und die Contenance wahrend. Ein Ergebnis dessen war nun, daß am Donnerstag doch endlich mal ein Techniker von NetIt vorbeischaute, hier und da an meinem PC rumfummelte, versuchte, sich mit der deutschen Systemsteuerung auseinander zu setzen, um dann letzten Endes festzustellen: mein Rechner wäre es nicht, meine Zuleitung ist bombig und die Verbindung innerhalb des Britsennetzwerkes (also im Studentenwohnheim) vorbildlich. Leicht fassungslos gab ich meinerseits zu Protokoll, daß ich das schon festgestellt habe und dafür eigentlich keinen Techniker gebraucht hätte. Aber, und das war nun wirklich eine Neuheit, man erwähnte mir gegenüber, daß irgendwann im Sommer irgendwas technisches bei NetIt verändert wurde, man würde jedenfalls noch einmal den Netztechniker bemühen. Bis dahin müßte ich wohl aber mit dem leben, was mich durch die Leitungen erreichte … was dann folgendes wäre:
Was nützen einem 30 Mb/s, wenn der Firefox mit ihnen nicht arbeiten kann?
Kritisch war auch der letzte Berlin-Aufenhalt. Nicht des Anlasses wegen, ganz gewiß nicht, es war eben nur das Moment der Abreise, welches anders als erwartet eintraf. Denn anstatt am Sonntagmorgen Ryanair nach Skavsta zu besteigen, schlummerte meine Wenigkeit weit in den Tag hinein, was folglich also dazu führte, daß ich das erste Mal in meinem Leben einen Flieger verpaßt habe. Nun war es nicht so, daß ich ihn nicht erreichen wollte, gewiß nicht, aber das Zusammenspiel mehrerer Umstände, seien sie nun (zwischen-)menschlicher oder technischer Natur, funktionierte nicht. Aber die Kirche nun im Dorfe lassend kann ich meinen, bei so vielen Flügen, die ich schon begangen und überlebt habe, darf ein Schnitzer mal in der Statistik auftauchen, ein kleiner zumindest. Schön war es in Berlin nämlich trotzdem, ich kann also gar nicht klagen, muß jedoch feststellen, daß kurzfristige Buchungen verdammt ins Geld gehen.
Besonders kritisch war es auch in unserer Küche in f-undre, irgendjemand konnte sich während meiner Abwesenheit nicht zusammenhalten und zertrümmerte eine Scheibe unserer „heiligen“ Küchentür. Zudem habe ich das erste Mal seit knapp 5 Jahren hier einen Mitbewohner in unserem Flur völlig aufgegeben und ignoriere ihn gänzlich. Muttersöhnchen, die einen Pasta-Topf sich seiner mehrere Tage überlassen, so daß er wachsen und gedeihen kann und die nach einer schriftlichen Bitte nach Reinigung meinerseits nichts anderes zu tun haben, als mein Englisch ebenso schriftlich zu korrigieren (es war ein F zuviel an einer Präposition, ich entschuldige mich an dieser Stelle offiziell beim Wort ‚of‘), entsprechen einfach nicht meinem Verständnis über friedvolles Zusammenleben mehrerer in einem Studentenwohnheim. Zudem hat, er muß so genannt werden, Mr. Überflieger in allen Lebensbereichen den Anspruch, der Beste zu sein und meint, er wäre der perfekte englischsprechende Student auf diesem Planeten, erstaunlich nur, daß ihn niemand versteht und nach jedem zweiten Satz nachfragen muß, was er da eigentlich von sich gegeben hätte. Ich bin übrigens nicht der Einzige, der seine Problemchen mit ihm hat und befürchte, es sollte ihm im Moment keinen Spaß hier machen. Aber jeder ist seines Glückes Schmied.
Das letzte kritische Ereignis setzte dann am Samstagabend ein, als hier im Wohnheim eine Nazi-Party gefeiert wurde. Mich hat es doch baß erstaunt, daß sie inzwischen bis nach Falun hochgekrochen sind, eigentlich spricht man in Schweden im Zusammenhang von Nazis immer nur von Schonen in Südschweden. Zudem frage ich mich ernsthaft nach den Intentionen jener, die diese Party organisiert (ein schwedischer Student hier im Wohnheim) und gefeiert (des Studenten nicht hier wohnende Freunde) haben. In unserem Hause leben so viele Kulturen unter einem Dach, die nicht, und ich bemühe nun einmal die Terminologie der historischen Vergangenheit, arisch sind und nicht der reinen Rasse angehören, was schon bei Haut- und Haarfarbe anfängt und natürlich bei der eigenen nationalen Identität aufhört. Mir ist noch nicht ganz klar, ob sie einfach nur geistig nicht ganz auf der Höhe sind und die Wirkung unterschätzt haben, ob sie provozieren wollten oder vielleicht sogar zu handfesten Auseinandersetzungen aufgelegt waren. Ich weiß es nicht. Jedoch war es äußerst befremdlich und irritierend soetwas hier in Falun zu sehen, zu hören und zu dulden. Zwar sind etliche Sachen auch in Schweden in diesen Belangen verboten, das erstreckt sich anscheinend aber nicht auf die bloße Formierung einer partyähnlichen Zusammenkunft. Man wird das wohl unter Beobachtung halten müssen.
Und zu guter Letzt, zwar auch ein Moment, aber vielleicht nicht so ganz und rein ein kritisches: kein Winter in Falun. Also eigentlich hätte der Schnee inzwischen hier sein sollen, bisher schlugen die Flocken leicht und sanft immer Mitte Oktober auf, in diesem Jahr waren sie bisher nicht in Falun zu sehen. Ich bedauere dies zutiefst, denn das jetzige Wetter schlägt einem doch leicht aufs Gemüt, denn seit meiner Landung in Arlanda am letzten Montag habe ich keine Sonne mehr gesehen, vernebelt ist es hier einfach, fast wie im nebeligen London. Aber Licht ist auf dem Weg, oder anders formuliert: spätestens Donnerstag sehe auch ich wieder Sonne, dann geht es nämlich (mal wieder) mit dem Flieger nach Berlin, und am Tage danach nach Hamburg, um live und in Farbe a-ha zu bestaunen, mit Schwesterherz Viola natürlich. Und mit diesem Lichtblick schließe ich an dieser Stelle, jedoch nicht ohne einen Gruß an die Lieben vom letzten Berliner Wochenende (das war wirklich heftig) zu richten, selbiges gilt natürlich auch für den Rest der Welt!