Sinnlos, was sollen wir hier machen?

Tja, da war es also am letzten Mittwoch wieder soweit, halb vier raus aus dem Bett, schnieke gemacht und dann ab in den Bus zum Flieger. Und das Gute daran: die Fahrt dauerte nur zehn Minuten. Herrlich, wie nahe der Flughafen doch inzwischen ist, vorbei die Zeiten von endlosen Zugfahrten und dem Übernachten auf Arlandas harten Fluggastbänken. Ein bißchen mehr Luxus im Leben nun, sozusagen.

Und warum flog der Herr schon wieder in der Weltgeschichte herum? Ganz einfach, der eigene Geburtstag stand an, und auf Grund gewisser Veränderungen hier in Stockholm, die vor allem auf die Sommerplanungen erheblichen Einfluß hatten und diese veränderten, hatte ich mich relativ kurzfristig entschieden, dann doch in Berlin zu feiern. Daher gilt es an dieser Stelle auch ein großes Dankeschön an alle da draußen in Berlin zu senden, die in Ruhe und Bescheidenheit zusammen mit mir ins neue Lebensjahr gestolpert sind, es war mir wie immer eine große Freude! Und natürlich habe ich mich auch über die unzähligen Gratulationen derjenigen gefreut, die nicht zur Stelle waren und das ganze fernmündlich bzw. fernschriftlich getan haben. Und da ein Geburtstag ja nie genug ist, wurde am dann einen Tag später gleich noch weitergefeiert, der Tradition entsprechend, denn Uli wurde ja nun auch ein Jahr älter.

Irgendwann allerdings war dann auch mit der ganzen Feierei Schluß, denn am Sonntag war für mich schon wieder Touristenführung in der Stadt angesagt, so daß ich am Samstag relativ ausgeruht am Nachmittag gen Stockholm über Riga aufbrach. Nun wird man sich wahrscheinlich fragen, ob das nicht ein Umweg wäre, aber die einzige direkte Verbindung an einem Samstag war durchaus teuer, so daß sich der Umweg mit >>> airBaltic wirklich lohnte, zumindest in preislicher Hinsicht, und siehe da, ich bin entgegen vieler Erwartungen nicht mit der Propellermaschine abgestürzt, sie ist sanft und sicher in Riga runtergekommen.

Ausschlafen am Sonntag also fiel aus, um halb sechs saß ich schon wieder in der S-Bahn in Richtung Stadtzentrum, um dann gegen acht in Nynäshamn am Schiff meine Touristen einzusammeln.  Eigentlich hatten wir eine wunderbare Tour, vor allem im Vasamuseum, es lief alles wie am Schnürchen, und als es dann Zeit war, die Gäste in der Altstadt zu verabschieden, wurde ich doch tatsächlich darauf hingewiesen, daß einige Gäste irritiert wären, weil sie nun vier Stunden in der Stadt Zeit hätten, ehe sie von Shuttle-Bussen wieder zum Schiff gebracht würden: „Sinnlos, was sollen wir hier machen? Es ist doch Sonntag und alles geschlossen!“ Herrlich. Also irgendwie hatte ich sekundenweise den Eindruck, alle hatten ihre Augen geschlossen, als wir mit dem Bus durch die Stadt gefahren sind. Es waren, wie immer an einem Sonntag in Stockholm, ein Haufen Leute unterwegs, die wie die Ameisen in die Einkauszentren geströmt sind. Irgendwie war mir nicht ganz klar, was man mit der obigen Feststellung meinte, und ich fragte deswegen noch einmal nach, was genau denn nun sinnlos wäre, und die Antwort war genaus kryptisch wie die erste Feststellung der Gäste: „Na Sie wissen doch, es ist Sonntag!“ Es blieb mir dann einfach nichts anderes übrig, als darauf hinzuweisen, daß man hier in Schweden selbst am Tag der Arbeit ganz normal einkaufen gehen kann und versicherte fast an Eides statt, daß man genug Möglichkeiten hätte, auch an einem Sonntag sein Geld loszuwerden, zumal man sich ja in der Altstadt befände. Naja, mir wurde das beim Abschied noch nicht ganz geglaubt, einige waren skeptisch, ob denn nun die teuren Eurofallen für Touristen auch wirklich zugänglich wären (siehe da, wir erinnern uns, normalerweise bezahlt man hier mit der schwedischen Krone), und ich grübelte noch in der S-Bahn auf dem Weg nach Hause darüber, warum man nun eigentlich so heiß darauf war, sein Geld unbedingt an einem Sonntage loszuwerden. Beschweren will ich mich aber nicht, man beschied mir wieder einmal gute Führungskompetenzen und war erleichtert, eine echte Berliner Schnauze vor sich zu haben, in den anderen Städten war das wohl eine recht üble Sache mit den Führungen auf Deutsch, zumindest meinten die Gäste das, und der Gast hat immer Recht, nicht wahr?

So sieht das also aus. Morgen steht schon die nächste Tour auf dem Programm, allerdings wurmt es mich, daß Schloß Drottningholm wieder auf dem Fahrplan steht. Ich mag dieses Schloß nicht. Wenn ich mir Wohnzimmer angucken möchte, fahre ich zu IKEA. Genau. In diesem Sinne, frohes Schaffen!

Zielen will gelernt sein …

2011/07/10 Stockholm Märsta. NextJet SE-MAK auf Anflug.
2011/07/10 Stockholm Märsta. NextJet SE-MAK auf Anflug, in Begleitung, nach dem Abheben von Startbahn 1R am Flughafen Stockholm Arlanda.

Also ich frage mich, wozu ich eigentlich all die Jahre Fernsehen geguckt habe, wenn doch der Blick aus dem Fenster viel spannender ist? Nun, daß die Flieger inzwischen seitlich an meinem Fenster vorbeirauschen, das hatte ich ja schon erwähnt, daß sie zuweilen aber auch direkt darauf zusteuern, war mir bis heute unbekannt. So richtig hat das mit dem Treffen aber noch nicht geklappt, ich weiß nicht, ob die Vögel (ich unterstelle böswillig, es waren Möwen) den Piloten abgelenkt haben? Vielleicht sollte ich einfach eine Kerze ins Fenster stellen? Wären ja nur ein paar Meterchen tiefer …

2011/07/10 Stockholm Märsta. NextJet SE-MAK im Vorbeiflug.
2011/07/10 Stockholm Märsta. NextJet SE-MAK im Vorbeiflug.

Dann könnte man nämlich direkt durch mein Zimmer und weiter in die Küche. Immerhin. Wozu braucht man da noch Fernsehen?

Scherz beiseite. Natürlich würde ich einen Flieger in meinem Zimmer nicht unbedingt willkommen heißen, ich bin nämlich eben mit meiner Umzugsauspackerei fertig geworden. Ich wollte mit diesem Eintrag nur meiner Bewunderung fürs Fliegen, so man es noch nicht mitbekommen hat, mal wieder Ausdruck verleihen.

(so eine Art) Sommerpause.

Richtig, denn nach meiner Rückkehr am Mo aus Berlin hängt hier noch das Hirn in leichter Schieflage, was sicherlich auch dem Umstand geschuldet ist, daß ich eine richtige Sause zu Ehren von Ina und Peter erleben durfte. Herrje, das erinnert an die guten, alten Zeiten, als man nach dem Feiern gleich unbeschwert wieder durch die Gegend hopsen konnte, was bei mir zumindest nicht mehr so einwandfrei funktioniert. Natürlich waren die Befürchtungen, ich hätte irgendwo auf einer Parkbank übernachtet, völlig übertrieben, schließlich habe ich sogar den Flughafen und meinen Flieger gefunden. Jedoch, meine Führung am Dienstag dann morgens hier Stockholm war schon recht anstrengend, zumal mein Magen anscheinend noch in Berlin war, denn das Schunkeln auf dem Ausflugsbötchen so mitten auf der Ostsee bei Windstärke 8 bereitete leichte Probleme.

Wie auch immer, ich danke nun ganz spontan all denen, die meinen Berlinaufenthalt so richtig spannend, feierlich, nachdenklich, spontan und mit ihrer Zeit gestaltet haben. Es war einfach nur dufte … wie immer eigentlich. Wir sehen uns ja bald schon wieder, in genau einer Woche.

[Sollte dennoch etwas unerwartetes hier im hohen Norden passieren, so à la Renke schwimmt mit seinen Touristen in der Ostsee, na dann werde ich sicher berichten.]

[und nun:] die Aussichten.

2011/06/27 Stockholm Märsta. Etwas farbig vor dem Fenster.
2011/06/27 Stockholm Märsta. Etwas farbig vor dem Fenster. Gegen 22.45 Uhr.

So sieht das, zumindest hier in Märsta, vor dem Fenster aus, abends um 22.45 Uhr. Der Umzug ist nun endlich beendet, das WG-Leben hat mich zurück. Schickes eigenes Zimmer, mit Blick in Richtung Arlanda, ich wohne sozusagen jetzt schon fast auf der Landebahn. Je nach Windrichtung kann ich nun, sollte mir danach sein, jeden Tag in die Luft starren und den Fliegern beim Abheben oder Landen zugucken, von Fluglärm habe ich bisher nichts mitbekommen.


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Sicher, in die Stadt sind es nun ein paar Kilometer, aber mit der S-Bahn ist das in einer guten halben Stunde zu packen. Auf der anderen Seite ist man der Natur etwas näher und dem Großstadtstreß etwas ferner. Und immerhin, Märsta ist die letzte Instanz in der Provinz Stockholm, daher darf ich mich auch weiterhin Stockholmer schimpfen. Soweit also die Aussichten für den Moment, das Chaos hier vor dem Schreibtisch will natürlich Beachtung geschenkt bekommen. [Ich darf noch anmerken, daß ich Umziehen hasse. Das habe ich schon immer getan, tue ich im Moment und werde ich auch weiterhin tun.]