Licht(blicke): an/aus.

Ich könnte mir wahrlich auf die Schultern klopfen: Pflichtgefühl, Geiz. Was auch immer es gewesen sein mag! In der letzten Woche nur am Mittwoch krank gewesen zu sein, war Leichtsinn, fast schon jugendlicher Leichtsinn. Liegt man zu Hause, klappernd im Bett, kann man eigentlich als erwachsener Mensch davon ausgehen, dass die körperlichen Befindlichkeiten nicht zum Besten stehen. Und dass man am Donnerstag nicht quietschfidel in der Schule aufschlägt. Um dann am Freitag superqietschfidel nach Berlin über Kopenhagen zu fliegen. Man lag dann nämlich zwei Tage klappernd auf dem Sofa. Widerlich.

Aber ich habe es hinbekommen! Völlig verrotzt, fiebrig, krank, lustlos und fast ereignislos in Berlin. Und es dünkt mich, dies alles liegt in der Familie! Unbedingt in die Schule – bitteschön – auch wenn es eigentlich gar nicht mehr geht. Oder vielleicht ist doch die Ursache der gehasste Karenztag in Schweden? Ein Tag krank ohne Bezahlung, 120 € weniger am Ende des Monats?

Oder könnte es auch der Tatsache geschuldet sein, dass Lehrer zwar krank sein dürfen und Lohn abgezogen bekommen, doch bitte aber der Vertretung ein komplettes Stundenprogramm zukommen lassen und dies dann auch noch in Nacharbeit überprüfen? Müssen kranke Piloten eigentlich ihre verpassten Flüge nachfliegen? Müssen Sachbearbeiter verpassten Klienten nachjagen? Muss der Beamte vom Ordnungsamt die Parkzettel in die Vergangenheit transferieren?

Wieso sollte man da zu Hause im Bett bleiben?

Um seine Ferien vielleicht so nutzen zu können, wie man es geplant hatte: Freunde treffen, Seele baumeln lassen, vielleicht ein bisschen feiern, das Studium effizient betreiben (man bildet sich ja weiterhin fort).

Dies alles habe ich seit Freitag nicht getan. Das Fernsehen zwischen acht und sechzehn Uhr werktags ist mir nun bekannt. Hätte ich nicht so fidele Kopfschmerzen, ich würde brechen, werktags zwischen acht und sechzehn Uhr.

Dennoch habe ich mich heute auf wackeligen Beinen, schummerig wurde es auf der Treppe zur U-Bahn, so ganz ohne Rolltreppe, zum Kalle gewagt. Mein Zustand sprang ihm direkt ins Auge. Selbst auf dem Sofa, halbe Acht-Uhr-Stellung, wurde keine gute Figur abgegeben. Schachmatt.

Immerhin, zwei Filme wurden geschafft. Der erste, der letzte mit Robin Williams, stimmt nachdenklich. Fast schon verstörend die eigentliche Handlung, profan, kopiert, schon dagewesen. Wodurch allerdings >>> Boulevard auffällt, ist die Verzweiflung, die dem Protagonisten anheim wird und in welcher Art und Weise Robin Williams diese verkörpert. Man ahnt, hätte man diesen Film früher gesehen, dass Robin Williams vielleicht mehr darstellt, mehr preisgibt, als es einem Schauspieler eigentlich recht wäre. Er wirkte müde in diesem Film, unendlich müde. Die Kritiker meinten oft, dieser Film wäre herzzerreißend gespielt. Und keiner sah die Müdigkeit …

>>> The Mostly Unfabulous Social Life of Ethan Green hingegen wartete mit den Verquickungen des Lebens auf. Es bot sich hier tatsächlich eine kleine Reflexion über das Leben an, die man sekundenweise durchaus vornehmen konnte, aber der Klamauk übernahm die Herrschaft. Kein pompöser Film aus Hollywood, aber Witz in den Dialogen und den Handlungssträngen, hier und da abartig grotesk, bitterböse in gewissen Endkonsequenzen, den Abend also abrundend. Ein Hoch auf die Generation Handy, die selbst beim Schäferstündchen, dem sich anbahnenden, nicht den Klingelton in die Tiefen der Hölle verschwinden lassen kann. Ich bin entsetzt!

Was bleibt sind vier Tage in Berlin. Und dann puff, zurück gen Stockholm!

Und zwei Wochen Schule.

Und Föhr-Marathon!

Also auf die Ö!

Und dann Jena.

Skål!

xxxx

Erklärung: Ö ist das schwedische Wort für Insel. Und wenn ich von der Ö spreche, dann gibt es nur EINE Insel – die Insel, Föhr!

Beschäftigungstherapie: Donnerbalken.

Früge man mich, was meiner einer zwischen den Unterrichtsstunden in der Schule so zu tun hätte, würde ich sicherlich antworten, dass Stunden vor- und nachzubereiten wären, die sich selbst korrigierende Klausur noch nicht erfunden wurde und deshalb der rote Stift angelegt werden müsse, die eine oder andere E-Mail einer Kollegin/eines Kollegen oder von Eltern einer Antwort bedürfe, und vielleicht würde ich sogar einen Kaffee trinken. Ach, und eventuell böte sich noch der Einsatz als >>> Grisu an.

Daumen hoch, nach der Brandserie in den ersten zwei Wochen nach dem Jahreswechsel hat sich Gott sei Dank die Situation beruhigt. Was sicherlich auch daran liegt, dass die Kolleginnen und Kollegen an meiner Schule Wache schieben, direkt vor dem Donnerbalken. Freilich bin ich auch in den Wachdienst eingebunden: Patrouille Renke ist stets vor Ort! Der Dienst besteht hauptsächlich darin, Toilettentüren aufzuschließen, zu warten und wieder abzuschließen. Dabei beschränkt sich das Wachgebiet nicht nur auf die Toiletten vor dem eigenen Klassenzimmer. Ganz im Gegenteil, auf Grund der Schüleranzahl und der schieren Menge an Toiletten (siebzehn an der Zahl) sind durchaus völlig unvorhergesehene Einsätze obligat! Zuweilen, befindlich auf dem Weg vom Lehrerzimmer zum Kopierer, versteckt man sich waghalsig hinter Pfeilern und Spinden, springt im Zickzack durch die Flure, nur um nicht Wachdienst vor dem Lokus schieben zu müssen. Kann sich dieser rein gar nicht verhindern lassen, da sich natürlich auch mal der eine oder andere Notfall einstellt, bleibt die Hoffnung auf den fliegenden Wachwechsel! So sich denn die ahnungslose Kollegin oder der ahnungslose Kollege finden lässt. Meist zu erkennen daran, dass langsam und ohne offensichtliches Ziel im Korridor spaziert wird. Dann kann man Glück haben und übergibt den Wachdienst. Wenn nicht doch noch im letzten Moment, einen Sekundenbruchteil vorher, eine Neueinschätzung der Situation vorgenommen wird und die Kollegin oder der Kollege panisch zur Flucht ansetzt, zuweilen dann gern auch in die Wand oder einen im Weg stehenden Spind.

Man versteht sicherlich an dieser Stelle, dass es schwer wird, seinen eigentlichen Aufgaben nachzukommen, daher ist man dankbar, wenn sich die Frage nach dem Tun zwischen den Unterrichtsstunden erst gar nicht stellt.

Aber die Rettung ist in Sicht: Kameras in allen Fluren! Und technische Finessen auf dem Donnerbalken! Soweit ich das am Donnerstag bei einer großen Teamsitzung alles richtig verstanden habe, werden wir elektronische Schlösser erhalten, die wiederum an eine Datenbank angeschlossen sind. In Kombination mit personalisierten Schlüsseln, die auf geheimnisvolle Art und Weise liebevoll mit dem Schloss im Türrahmen kommunizieren werden [es konnte nicht ganz geklärt werden, wie genau dies von Statten gehen wird], soll in Zukunft, freilich nur im Falle eines erneuten Brandes, festgestellt werden können, wer von den Schülern oder Schülerinnen seinem Drang nach Feuer auf dem stillen Örtchen nicht Einhalt gebieten konnte.

Aber noch viel spannender ist eigentlich der Fakt, dass am Donnerstag vier Schüler mit unmittelbarer Wirkung der Schule verwiesen wurden und sozusagen per Zwang, und ohne Einverständnis der Erziehungsberechtigten, fortan auf andere Schulen gehen. Spannend nicht nur, da nun vielleicht ein bisschen mehr Ruhe in die Schülerschaft und in einige Klassen kommt, sondern weil das Lehrerkollegium schon die Hoffnung aufgegeben hatte, dass überhaupt irgendetwas passieren würde. Es zeigte sich aber im Nachhinein, dass die Polizei intensive Ermittlungen betrieb, im Zuge dieser wurde auch ich befragt, und die Schule, die Schulleiterin und die Schulverwaltung bis zum Abschluss dieser in Starre verharren mussten.

Deutlicher allerdings kann ein Signal nicht sein!

So hoffe nun ich, zusammen mit all meinen Kolleginnen und Kollegen, dass die Ekillaschule jetzt in ruhigere Fahrwasser einläuft und die Installation der Kameras und der neuen Türschlösser dafür Sorge tragen, dass man wieder seiner eigentlichen Tätigkeit nachkommen kann: roter Stift, Vorbereiten, Nachbereiten und die Schülerinnen und Schüler im Zentrum.

Hoffentlich!

Oh my, oh my …

Efter några dagar i Berlin, och efter en fantastisk nyårsafton, sjuk i soffan, ser jag INTE framemot att vara tillbaka på jobbet. Konstigt. Nåt har hänt. Uppenbarligen. Men vänta! Att stå i klassrummet och undervisa: toppen! Att träffa mina kollegor: toppen! Att dricka kaffe med mina kollegor på morgonen, innan världen vaknar till liv: toppen! Att kunna träffa min klass igen: toppen!

Resten är KAOS. Får vara tillbaka tidigare än planerat. Blir av med bara en hel helg! Att utsätta mig för en yrkesvärld där kaos råder – ont i magen. Där inte någon tar ansvar och bestämmer. Där man får olika budskap hela tiden. Där man inte får motsätta sig. Och där en styrelse inte ens har en aning om personalens kompetens. Pratar jag om min egen? Inte alls! Jag har sett så mycket kompetens som inte används alls.

Herregud, jag vill vara en lärare! Inte en administratör. Och inte en kompetens som ligger i hörnet och som kämpar med damm.

Usch. Kanske gick huvudet lite sönder de senaste dagarna?

Vad håller vi på med?

Som pedagoger!

Jag är lite syr.

Tillbaka?

xxxx

Ui, ein Eintrag auf Schwedisch. Kommt hier und da mal vor. Und um Gottes Willen nicht den google-Translator anwenden! Dann wird aus der Fliege wieder ein Schutzschild! Alles wird gut!

[fantastischer] Fehlstart.

Die Planung:

Ein bißchen vorschlafen. Und ein bißchen voressen. Um 21 Uhr zum Kalle. Ganz ruhig und ohne großen Wahnsinn in das neue Jahr hinübergleiten. Drei Raketen in die Lüfte schießen. (Entgegen meiner Vorsätze bin ich leider am Feuerwerk nicht vorbeigekommen. Ich habe sieben Euro investiert.) Und sicherlich „Dinner for One“ anschauen. Den ersten Abend des Jahres dann in der Hafenbar begrüßen.

Die Realität:

Um 16 Uhr am Silvestertag stellt sich völlig unerwartet ein recht eigenartiges Gefühl im Magen ein – Nachtigall, ick hör dir trapsen. Man ist noch froher Dinge. Gegen 18 Uhr allerdings gesellt sich ein Schüttelfrost dazu, klappernd sitzt man vor dem Fernseher, die Nachtigall sieht man inzwischen. Gegen halb neun schreibt man noch schnell die Absage, bevor man in den unendlichen Weiten des Sofas versinkt und sich verzweifelt die Decke über den Kopf schlägt. Die Nachricht mit der Absage bleibt leider irgendwo hängen, so daß man um halb zehn völlig verwirrt eine mündliche Absage vornimmt. Das Tosen und den Weltuntergang um Mitternacht nimmt man mit dem linken Ohr zur Kenntnis. Der Kopf könnte inzwischen jedem Böller einfacher Bauart Konkurrenz machen. Das Sofa wird zur Heimstätte für die nächsten 36 Stunden.

Ist-Zustand:

Der Schüttelfrost ist langsam von dannen gezogen, dem Kopf hingegen ist noch leicht blümerant. Man wird zur Sicherheit noch ein bißchen kürzer treten. Das neue Jahr hat man zwar einerseits verschlafen, allerdings konnte man dann um sieben Uhr am Neujahrsmorgen völlig nüchtern und ohne Kater das Chaos auf der Frankfurter Allee begutachten, im Dunste der Großstadt. Die letzten Versprengten hangeln sich an Häuserwänden entlang und suchen die U-Bahnstation, hilfsweise wünschen sie allen Bewohnern ein frohes neues Jahr. Davon abgesehen ist es unheimlich ruhig in der riesigen Stadt. Und bevor ich mich wieder aufs Sofa flüchte, wünsche ich mir und allen anderen einfach:

FROHET NEUET!