Es wird (wieder) kalt!

Dies könnte wieder einmal in die Kategorie „Wer bietet mehr?“ einsortiert werden, so sie denn auf diesem Blog existierte, schwer umsetzbar sei nämlich die Vorstellung, Deutschland wartet inzwischen mit Temperaturen im Bereich jenseits der null Grad auf! Zwar frohlockt die Sonne täglich, die Farben explodieren wieder in alle Richtungen, aber kuschelwarm wäre wohl der falsche Ausdruck für die nächsten Tage hier in Falun. So eierten wir, man kann es nur noch eiern nennen, am heutigen Tage an der Zehn-Grad-Marke herum, die Nacht soll bei erfrischenden -1°C überstanden werden. Der Donnerstag gestaltet sich, so zumindest nach Angaben des schwedischen Wetterdienstes, ebenfalls angenehm kühl, am Tage werden noch maximal 5°C erreicht, die Nacht folgt dann mit leicht frostigen -5°C, worauf dann der Freitag sich wohl Mühe geben wird, die 4°C-Marke zu überspringen. Allerdings, es muß Falun eine gewisse Nachlässigkeit in Sachen „früher Winter“ unterstellt werden, denn >>> Schnee hatten wir bei uns noch nicht. Ganz anders sieht das schon im Norden von Dalarna aus – ca. 250 km nordwestlich von Falun ging der erste Schnee zu Boden, genauer gesagt in der Nähe von Idre/Nipfjället in der Kommune Älvdalen.


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Dennoch, es kann diese Faulheit seitens des Faluner Wetters vernachlässigt werden, bedenkt man, daß der Winter sich bisher immer ausreichend und ergiebig gehalten hat und seinem Namen alle Ehre macht, was ja in Deutschland, zumindest im nördlichen Teil, inzwischen kaum mehr der Fall ist, das Wort Winter ist ja dort mehr oder weniger zu einem Witz verkommen, zumindest in den letzten Jahren. Also warten wir einfach ab, was da auf uns zukommt; dieseits und jenseits der Ostsee – aus der Sicht von oben.

(gewählte) Entscheidungen!

2009/09/26 Falun - Östanforsån
2009/09/26 Falun – Östanforsån.

Und wie man bei diesem Tierchen sieht, völlig eigennützige Entscheidung. Recht unproduktiv auf einem Steine sitzend, Verrenkungen veranstaltend, mit der Sonne kuschelnd, die Welt links liegen gelassen und dem Lauf der Dinge abgeschworen. Dabei gebe es doch eigentlich recht viel zu tun! Das Fett muß angelegt werden, steht doch der Winter bevor, ein Kehraus im Haushalt könnte sicher vor dem Schnee nicht schaden und vielleicht sollte hier und da noch einmal der Stand im sozialen Gefüge eruiert werden, schließlich will so eine Ente ja eigentlich nicht unangenehm auf dem Wasser unter Kollegen und Kolleginnen auffallen, sozusagen als abgehobenes Exemplar der Gemeinschaft. Gewählt wurde hier und heute allerdings anders.

Nun wird es sicherlich nicht fern jeglicher Realitäten liegen, vergliche man so eine Ente, wie die obige, mit einem Politiker oder gar dem ganzen Haufen, der da in Berlin im Reichstag sitzt. Es sollten Gemeinsamkeiten auftreten, man beachte einfach mal nur die grazile Abwendung des Federviehs vom Tagesgeschehen. Aber was hilft es, ob nun Entscheidungen gewählt sind oder Entscheidungen gar Wahlen wählen – eventuell sogar Gegenentscheidungen die Wahl abwählen – morgen wird beides getan: die Wahl der Entscheidung und die Entscheidung der Wahl.

Gespannt wartet man hier in Falun auf die Dinge, die da kommen werden, welche dies auch immer sein mögen. Ausgehend vom Kaffeekränzchen zwischen Merkel und Steinmeier, die kuschelige Ente fernab des Tagesgeschehens sei noch mal erwähnt, ahnt man hier eh schon die Entscheidung der Wahl, hält sich aber nach fast fünf Jahren Schweden, bald ist Jubiläum, diskret zurück und läßt die morgigen Hochrechnungen auf sich zukommen. Dabei ist völlig unerheblich, daß die Farben Schwarz und Gelb nicht meine Lieblingsfarben sind, weder einzeln noch gemischt. Das allerdings ist dann auch wieder eine Wahl der Entscheidung, gewählt eben.

In diesem Sinne einen freundlichen Gruß aus Falun hinaus in die farbenfrohe Welt (in Falun dominieren ja im Moment noch die Rot- und Grüntöne), möge Deutschland einfach eine Entscheidung fällen, eine gewählte freilich!

(schon fast) wieder dunkel!

2009/09/18 Falun/Östanforsån - Ente, einsam unterwegs.
2009/09/18 Falun/Östanforsån – Ente, einsam unterwegs (um diese Zeit!!!). Sonnenuntergang um 19.30 Uhr.

2009/09/18 Falun/Östanforsån - Fast dunkel, Sonnenuntergang um 19.30 Uhr.
2009/09/18 Falun/Östanforsån – Fast dunkel, Sonnenuntergang um 19.30 Uhr.

Und da wir eigentlich schon fast und direkt beim Thema Dunkelheit sind, will ich noch kurz ein paar Gedankengänge dieser Tage wiedergeben, die sich beim Lesen eines Buches einstellten. Nun, wer mich kennt, weiß, daß ich viel lese, zwar nicht immer zum eigenen Vergnügen, aber dies kommt hin und wieder auch mal vor. Und so habe ich mir Ray Bradburys >>> Fahrenheit 451 einmal mehr aus dem Regal gegriffen und neige beim Lesen immer wieder dazu, Vergleiche mit der heutigen Zeit anzustellen. Wer dieses Buch nicht kennt, dem sei zusammenfassend erklärt, daß der Roman eine dystopische Gesellschaft beschreibt, in welcher der Staat seine Bürger mittels Drogen und dem Fernsehen/Videoleinwänden gefügig gemacht hat und das stumpfe Existieren eines jeden Einzelnen das Hauptmoment des Lebens darstellt. Bücher sind in dieser Gesellschaft verboten, da sie die Quelle nicht systemkonformen Denkens sind, der Besitz von Büchern wird häufig mit dem Leben bezahlt. Ausgerechnet die Feuerwehr hat die Aufgabe, Bücher und ihre Besitzer aufzuspüren und diese zu verbrennen, also Bücher und nötigenfalls auch den Besitzer, unterstützt werden sie von mechanischen Hunden, die bei der Ausführung ihrer Jagdaufgaben erbarmungslos sind.

Ich denke, es wird nun ein jeder mit mir übereinstimmen, daß, bevor das Internet seinen Siegeszug antrat, Bücher die originären Quellen für Wissen, Denken und schließlich auch für das Handeln waren. Wie hätte wohl eine Welt ohne Bücher ausgesehen? Weiterhin wird man sicherlich mit mir konform gehen können, wenn ich sage, daß das Internet die Funktion der Bücher als unendliche Ressource für Wissen übernimmt und Bücher somit ablöst/ablösen wird, ich selber habe das inzwischen mehr als ausreichend beim Studieren zur Kenntnis genommen. Wenn man nun also voraussetzt, daß das Internet in Zukunft die Hauptquelle für Wissen sein wird, und wenn man nun die ganze Diskussion in Deutschland über (bereits umgesetzte) Internetsperren und >>> eine notwendige (und letzten Endes totale) >>> Internetüberwachung seitens des Staates hört, das schwedische >>> FRA-lagen mehr oder weniger ohne großes Zucken hier in Schweden eingeführt wurde, dann finde ich meinerseits, daß wir eigentlich gar nicht mehr soweit davon entfernt sind, entfernt von einer dystopischen Gesellschaft, in welcher der Staat vorschreibt, was der Einzelne gefälligst zu konsumieren hat. Und wenn man weiter annimmt, daß der Feuerwehrmann Guy Montag in Bradburys Roman genau das Gegenteil dessen macht, wofür doch eigentlich die Feuerwehr bestimmt ist – Retter und Helfer in der Not -, und dies nun analog auf den deutschen (oder von mir aus auch auf den schwedischen) Staat anwendet, in welchem doch eigentlich nur ein Bürger angegangen wird, wenn er eines Verbrechens überführt werden kann, dann kann das nicht gut ausgehen. Anstatt den Bürger zu schützen, setzt der Staat, und das leider eben nicht nur mehr in Bradburys Roman, auf die totale Überwachung, unter welch merkwürdigen Argumenten auch immer. Und genauso wie in Bradburys Roman wird mit der totalen Überwachung die Einschüchterung eines jeden Internetbenutzers erreicht, sein Hirn kann er dann abschalten, freies Denken und verantwortungsvolles Handeln wird ihm dann einfach abgenommen, nein, eigentlich abgesprochen, zumindest die Fähigkeit dazu.

Schön, daß in Bradburys Roman einige Wenige der Feuerwehr immer wieder entkommen können, aber ob dies im Sinne eines einzigen riesigen Netzwerkes funktioniert, wie das Internet es darstellt, sei wirklich in Frage gestellt. In China funktioniert der Schutz vor dem eigenen Bürger doch schon recht gut!?!

Ach ja, SCHÖNE NEUE WELT! Aber das eben nur am Rande.