(kulturelle) Rückkehr!

So, nach einem Monat Pause und Urlaub vom Blog, mir war danach, und der Feststellung, daß im Staate Schweden einiges nicht ganz richtig läuft – wir hatten am heutigen Morgen 2°C plus und Regen, meine ehemalige Niederlassung Jena meldete zum gleichen Zeitpunkt 9°C minus – wird nun auch der Blog wieder aus dem Winterschlaf geholt. Allerdings sachte und mit Bedacht, die Welt geht hier ja in Falun bekanntlich nicht unter. Und bevor ich wieder den alltäglichen Wahn um Küchensauberheit und Ruhezeiten im Studentenwohnheim öffentlich an dieser Stelle reflektiere, warte ich heute einfach mal mit Schonkost auf.

Ein kleiner filmischer Beitrag – beste Kultur eben, der mich hier und da an meine Küche in F-down erinnert. Was Niklas Lundberg aus Umeå (sehr dunkel ist es da im Moment) zusammen mit Studienkollegen >>> auf die Beine gestellt hat, untermauert auf der einen Seite den eingangs erwähnten Hinweis, daß hier wohl einiges nicht richtig läuft, auf der anderen Seite jedoch haben die Jungs unheimlich Erfolg mit ihrer kulinarischen Küchenschlacht, Schweden steht sozusagen kollektiv mit der Axt in der Küche. – Ach ja, Schweden eben … –


>>> Regular Ordinary Swedish Meal Time auf YouTube

PS. Beim nächsten mal gehen wir dann wieder gewohnt ruhig zur Sache!

Alles im Lot.

Und siehe da, es ward schon wieder fast soweit: Weihnachten steht vor der Tür. Einkaufswahn und Panik-Kaufhaus-Hopping ist auch in Falun inkludiert und läßt einen jeden Besuch der Innenstadt zum Abenteuerlauf werden. Man meide also bitte unbedingt, so man sich noch schnell nach Falun begeben möchte, die Innenstadt, es ist der Julhorror schlechthin. Spannend wird es freilich auch morgen, wenn ich dann am Julafton meine Reise gen Deutschland beginne. Zwar droht die schwedische Presse (mal wieder), daß ein deutsches Unwetter auf dem Weg gen Norden wäre, zuweilen wird schon von Panik geschrieben, allerdings wird nicht erwähnt, ob es sich nun um >>> Tief Petra I oder II handelt. Aber was stört es mich, die Skandinavier sind ja besser auf den Winter vorbereitet als der Rest Europas, so ein Chaos wie am >>> Flughafen Frankfurt in den letzten Tagen wäre hier einfach unvorstellbar. Arlanda war bisher immer offen, wird es wohl hoffentlich auch morgen sein, fragt sich nur, ob Tegel morgen nicht etwas gegen meine Reisepläne hat. Aber notfalls schwimmt man eben über die Ostsee, wäre ja gelacht, käme man an Heiligabend nicht vorwärts. Ich werde einfach berichten.

Neben Wetter und Schnee hat man meinerseits am Dienstag mit dem Abschluß des Schuljahres zu kämpfen gehabt. Meine Nase konnte Rudolphs Nase wahrscheinlich über die Maße hinaus Konkurrenz machen, meine Schüler nahmen das zur Kenntnis und fragten hier und da, ob ich krank sei. Ich habe dann einfach nur ein Grinsen aufgesetzt und darauf hingewiesen, daß ich bis zur Zeugnisausgabe überleben werde. Die kam dann auch, für meine Schüler in den Fächern Deutsch und Englisch meistens ungefährlich, und erinnerte mich wieder daran, daß ich eben doch aus einem anderen Kulturkreis komme … meine Lehrer haben mich zumindest niemals umarmt (von einer einzigen Ausnahme abgesehen: meine Musiklehrerin durfte das aber auch). Hier in Schweden macht man das einfach, und ich habe mich gelegentlich leicht steif angestellt, ich finde das immer noch komisch, vielleicht sogar unangenehm, ich muß dieses Gefühl wahrscheinlich nochmals umfangreich reflektieren. Und auch der Abschied von meinen Kollegen, neue Herausforderungen braucht das neue Jahr, war recht herzlich, einfach herzlicher als in Deutschland. So habe ich nun endlich eine richtig schwedische Mütze, ein bißchen Bildung in Sachen NO/Mathe wurde mir ebenso an die Hand gegeben [Frau Kollegin, ich warte auf die Prov] und beschied mir letzten Endes ein erfolgreiches Herbstsemester an der Schule in Borlänge. Ach ja, vermissen werde ich meine Schüler sicher etwas, auf der anderen Seite werden sie wohl nun in Deutsch auch gut ohne mich klarkommen, auch wenn ich bei der Bildung des Perfekts bei starken Verben immer noch ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken kann, aber wer erwartet schon, daß sie fehlerlos Deutsch sprechen können?

Tja, was gilt es noch zu berichten? Wettermäßig entwickelt sich Falun zum Eisschrank. Seit dem >>> 17. November hat sich das Thermometer nun schon nicht mehr über die null Grad gewagt,  und stellt damit einen Rekord dar. So einen frühen und heftigen Wintereinbruch hat es seit dem Beginn der Aufzeichnung des Wetters im Jahr 1860 noch nie gegeben. Dementsprechend fallen hier auch die Schneehöhen aus, unberührter Schnee hat inzwischen eine Höhe von knapp 30 cm erreicht. Da können die von Glück reden, die sich zum Weihnachtsfest in wärmere Gefilde begeben können, wie z.B. der Herr Anto, der nun im warmen Italien weilt und zumindest bei karibischen zwei Grad die Füße durchaus im Sonnenlichte wärmen kann. Am letzten Wochenende hat man noch zusammen in Stockholm über den ununterbrochenen Schneefall, in Wind, geflucht und das Überleben geübt. Ich bin gespannt, wie der Januar aussehen wird.

Und bevor ich nun Romane zum Besten gebe, sei hier ein Schlußstrich gezogen. Frohe Weihnachten werde ich erst dann wünschen, wenn das Heimatland am morgigen Tage erreicht wurde, bis dahin gilt es einfach, die letzten Stunden bis zum Feste zu überleben … es böte sich natürlich an, das schon oben genannte Panik-Kaufhaus-Hopping extrem zu betreiben, ein bißchen Zeit bleibt ja noch. Ich wünsche viel Glück dabei!

(zugtechnische) Chaostage!

Wunderbar, im Moment fühle ich mich leicht angeheitert, als würde ein Hörbuchmärchen in einer Endlosschleife laufen. Man erinnert sich vielleicht an das Chaos bei der Deutschen Bahn Ende 2008/Anfang 2009, als unzählige ICE-Zuge mit Neigetechnik >>> aus dem Verkehr gezogen wurden, weil Risse an den Rädern festgestellt wurden, nachdem ein ICE mitte 2008 >>> bei Köln entgleist war. Noch besser ist freilich das immer noch nicht aufgelöste S-Bahn-Chaos in Berlin, welches seinen Anfang nahm, als eine S-Bahn nahe der Station Kaulsdorf im Mai 2009 >>> entgleiste, weil ebenfalls Probleme mit den >>> Rädern vorlagen, auch hier wurden Risse entdeckt, natürlich nach dem Unfall. Gelöst ist der >>> Knoten bis heute nicht.

Nun trug es sich zu, daß am 1. Oktober dieses Jahres ein Zug der schwedischen Statens Järnvägar (SJ), befindlich auf dem Weg nach Schweden, im norwegischen Skotterud >>> entgleiste, dabei waren auch Verletzte zu beklagen. Wer nun bisher aufmerksam gelesen hat, kann nun gern auf eine andere Seite wechseln, der sollte den kommenden Abgesang nämlich kennen. Denn plötzlich wurde im Zuge der Untersuchung des genannten Unglückes festgestellt, daß der Zug auf Grund eines Radbruches entgleist sei, und so entschied man sich >>> am heutigen Nachmittag, bestimmt durch die Staatliche Havariekomission, daß unzählige Personenwagen in die Werkstatt müssen, um überprüft zu werden. Dabei geht SJ davon aus, daß Reisende vor allem am heutigen Nachmittag und am Sonntag mit Chaos auf Schwedens Schienen rechnen müssen. Verspätungen laufen inzwischen auf, so wurde ein Zug nach Falun gestrichen, mein Zug nach Stockholm steht im Moment vor Avesta-Krylbo und bewegt sich auf Grund eines verspäteten Gegenzuges nicht. Teilweise wird in Stockholm schon wieder mit Verspätungen jenseits der vier Stunden operiert. Zudem wird, so scheint mein Gefühl, mit verminderter Geschwindigkeit gefahren.

Ich sollte natürlich dankbar sein, daß mein Zug überhaupt fährt, allerdings schaut man meinerseits nun leicht besorgt auf den Montag. Sollte alles so klappen, wie es sich gehört, komme ich um zehn Uhr morgens in Borlänge an, so daß ich um halb zwölf wieder die Deutschkanone rausholen kann [ein Scherz]. Läuft alles schief, was man selbst bei SJ noch nicht weiß, könnte der Montag ein durchaus spannender Tag in meinem Leben werden.

Ach ja, und da leiert die Schallplatte weiter vor sich hin, es scheint fast so, als wollte sie sagen: Reißende Zugräder aller Länder vereinigt Euch.

Dunkel, leuchtend, suppig bis ohne Sicht.

Und schwupps, schon ist man wieder in Berlin, nach einem verdammt langen Freitag in der Schule, der anschließenden Chaosfahrt nach Stockholm (Ersatzverkehrbus, Verspätung, Auflösungserscheinungen beim Zug), einem kurzen Biere in Gamla Stan bei Slussen (Herr A.M. aus S. besteht weiterhin darauf, es wäre Gamla Stan gewesen, ich beharre auf Slussen) und, man hatte gestern mit dem Schienenverkehr einfach keinen Glück, einer S-Bahn, die zwanzig Minuten verspätet war. Damit sah man sich meinerseits mit dem Problem konfrontiert, eventuell den letzten Bus von Märsta nach Arlanda zu verpassen, aber, und ich war baß erstaunt, ein Anruf beim Storstockholms lokaltrafik (SL) ergabt, daß der Bus auf jeden Fall würde, was er auch tat. Service nenne ich das! Hätte er nicht gewartet, so versicherte man mir am Telefon, hätte man ein Taxi geschickt.

Und nach drei Stunden auf der Pritsche hob der Flieger dann auch im Morgengrauen um sechs Uhr zehn ab, um gen Berlin zu wackeln [ein Jetstream über der Ostsee sorgte für morgendliche Heiterkeit an Bord].


2010/09/25 * Take-off ESSA/ARN/Stockholm Arlanda, rwy 8 * Air Berlin 8101, B737-86J, reg. D-ABKK * Air Berlin’s morning flight to Berlin TXL.

Wie immer in der letzten Reihe sitzend und meinem Hobby nachgehend, nämlich nicht alle elektronischen Geräte während des Startes abzuschalten, hoffte ich auf einen Sonnenaufgang über der Ostsee, der dann auch wie bestellt pünktlich mit dem Erreichen der Reiseflughöhe von 41.000 Fuß sein Bestes gab.

2010/09/25 - FL 410 - AB8101 über der Ostsee bei Bornholm, 6.29 Uhr.
2010/09/25 – FL 410 – AB8101 über der Ostsee bei Bornholm, 6.29 Uhr.

2010/09/25 - FL 410 - AB8101 über der Ostsee bei Bornholm, 6.32 Uhr.
2010/09/25 – FL 410 – AB8101 über der Ostsee bei Bornholm, 6.32 Uhr.

Die Landung hingegen stellte sich recht blind dar, man sah bis zum Boden rein gar nichts. Zwar meinte der Pilot irgendwann über Usedom, daß Berlins Wetter etwas zu wünschen übrig lasse, diesig wäre es, aber von einem Blindanflug hatte er eigentlich nichts erwähnt. Eine Reihe vor mir schloß man schon Wetten ab, ob man denn überhaupt über den Kutschi hinwegkommen würde, stünde doch das CLOU im Wege … Naja, ich habe einfach mal meine Klappe gehalten, Flugzeuge können nämlich in Berlin auch bei fast null Sicht landen, was wir ja dann auch erfolgreich bewiesen haben.


2010/09/25 * Approach/Landing EDDT/TXL/Berlin Tegel, rwy 26R * Air Berlin 8101, B737-86J, reg. D-ABKK * Arriving from ESSA/ARN/Stockholm Arlanda … After a shaky flight over the Baltic Sea misty approach into TXL.

Und nun werden sich einige bestimmt fragen, ob meine Wenigkeit nichts anderes zu tun hat, als im Wochentakt nach Berlin zu jetten. Und ich kann getrost meinen, ich hätte anderes zu tun, allerdings haben wir großes Familientreffen zelebriert, verläßt uns doch meine Schwester Steffi am Mittwoch für ein halbes Jahr, Peking heißt ihre nächste Destination. Es versteht sich dann eigentlich von selbst, daß meine Anwesenheit ein Muß ist, wobei es natürlich gelogen wäre, behauptete ich nun, ich wäre des Fliegens überdrüssig …

Und morgen, ja morgen geht es dann schon wieder Richtung Norden, diesmal allerdings nicht ganz so früh, es soll ja heute abend noch ein bißchen Abschied gefeiert werden, natürlich geordnet und gesittet, aber man weiß ja nie, wie lange so ein Abschied dauert … ich werde es wohl morgen am Flughafen merken!