Ick liebe …

… neben unheimlich vielen anderen Sachen, und wie man immer wieder an dieser Stelle unausweichlich zur Kenntnis nehmen kann, das Fliegen. Von mir aus gerne jeden Tag und zu [fast] jedem Wetter, es ist ja nahezu bedauerlich, daß ich nicht nach Borlänge zum Job fliegen kann. So eine Busreise ist freilich in keiner Weise mit einem zünftigen Flug zu vergleichen, auch wenn ein solcher, zugegeben, die Umwelt nicht unbedingt erfreut. Dennoch wird wohl, nun endlich, das nächste große Ziel eine Privatpilotenlizenz sein, auf die es freilich lange zu sparen gilt. Es ist natürlich nämlich nicht so, daß man nun hier durch seine Arbeit reich wird. Dann könnte man in Zukunft seine Flüge viel individueller gestalten und die Lüfte unsicher machen, wenn es zeitlich in den Kragen paßt.

Und wer nach Berlin kommt, sollte auch den Rückweg finden, was man meinerseits am Sonntag, und wie die Videos zeigen, durchaus geschafft hat, jedoch in Stockholm selbst dann mehr als ausreichend schlief, um am Montagmorgen in den Zug zu steigen und sich gen Borlänge zu bewegen, die Arbeit eben. Und es steht zu befürchten, daß vor allem das Pendeln zwischen Falun und der schwedischen Hauptstadt zunehmen wird, es liegen gewisse Anlässe vor, die ein solches notwendig machen, zumindest jetzt. Selbstverständlich gilt es, Tendenzen und Entwicklungen abzuwarten, man muß eben geduldig sein und die Sachen auf sich zukommen lassen.

Das werde ich auch mit dieser Woche so handhaben: Schule, Schule jederzeit. Und am Freitag dann abermals eine Reise gen Stockholm, um am Samstagmorgen, mal wieder um sechs Uhr zehn, den Flieger gen Berlin zu erwischen. Gott sei Dank wird der Rückflug am Sonntag etwas ausschlaffreundlicher gestaltet, was allerdings weniger Zeit in Stockholm zuläßt. Da muß man einfach durch, auch wenn die Geduld ein nervöses Wesen ist …


2010/09/19 * Take-off EDDB/SXF/Berlin Schönefeld, rwy 25 * Ryanair 9704, B737-8AS, reg. EI-DYJ * Destination airport: ESKN/NYO/Stockholm Skavsta.


2010/09/19 * Approach/Landing ESKN/NYO/Stockholm Skavsta, rwy 26 * Ryanair 9704, B737-8AS, reg. EI-DYJ * Arriving from EDDB/SXF/Berlin Schönefeld.

(irgendwie) nicht überzeugend.

Am Sonntag werden in Schweden ja gleich drei Wahlen abgehalten, nämlich die Wahlen zum Schwedischen Reichstag, innerhalb des Landsting (Provinzparlament) und der Kommune. Zwar darf meiner einer auf Grund seiner deutschen Staatsbürgerschaft, die schwedische ist noch in Arbeit, nicht an den Reichstagswahlen teilnehmen, wohl jedoch, als Einwohner von Falun und Dalarna, an den Wahlen innerhalb der Kommune und des Landsting. Daher habe ich mich mehr oder weniger mit Begeisterung für die visuellen Medien der einzelnen Parteien interessiert und muß, der Zwang wird hier unterstrichen, jeden Tag an zwei Plakaten der >>> Kristdemokraterna (Christdemokraten) vorbei, die auf dem Weg von der Bushaltestelle in Borlänge zur Schule direkt auf meiner Marschroute aufgestellt wurden. Und irgendwie wollen mich diese zwei Plakate nicht überzeugen, vielmehr macht sich der Eindruck breit, bei den Kristdemokraterna wüßte man nicht so recht, wofür man eigentlich steht, denn so haarsträubend wie auf den Plakaten impliziert, geht es, wenn ich das als Nichtschwede mal so formulieren darf, in diesem Lande eigentlich nicht zu … an mir die Botschaft also komplett vorbeigeht. [Aber es hat ja auch nie einer behauptet, es wäre ein Leichtes mit Wahlen.] Meine Stimme jedenfalls werden die Damen und Herren damit morgen nicht einstreichen, wenn ich auf Grund eines Berlin-Besuches am Wochenende schon vorzeitig meine Stimme im Wahllokal abgebe.

Valaffisch Kristdemokraterna (Val 2010 Sverige)
Wahlplakat der >>> Kristdemokraterna
„Für ein menschlicheres Schweden.“
Göran Hägglund
Parteivorsitzender Kristdemokraterna, Minister für Gesundheit und Soziales

Valaffisch Kristdemokraterna (Val 2010 Sverige)
Wahlplakat der >>> Kristdemokraterna
„Für ein menschlicheres Schweden.“
Göran Hägglund
Parteivorsitzender Kristdemokraterna, Minister für Gesundheit und Soziales

Bra jobbat!

Das zumindest meinten meine Schüler am gestrigen Tage, nachdem wir die 25 km, verteilt auf zwei Tagen, in den Wäldern bei >>> Bjursås abgewandert haben. Was dann soviel heißt wie „gut gemacht“. Tja, ich habe alles mitgemacht: möderische Mücken, herabziehende Sumpfböden im Wald, Pastazubereitung über offenem Feuer, gewagte Bachüberquerung mittels eleganter Sprünge, Übernachtung im Wald und Betreuung von 58 Menschleins, die alles im Kopf hatten, außer den Anweisungen des Lehrpersonals Folge zu leisten. Schwamm drüber, wir sind alle wieder lebendig in die Zivilisation zurückgekehrt. Und ja, wider Erwarten hat dann auch eine ehemalige Stadtpflanze wie ich den Pacours „Vildmarksleden“ mit Bravour bestanden, was die Schüler zu Beginn unserer Wanderung nicht so recht glauben wollten. Mein Hinweis, daß ich schon seit 5 Jahren regelmäßig stundenlang im Wald verschwinden würde und eigentlich nur noch durch Bären geschockt werden könnte, wurde belächelt. Nun kann meiner einer zurücklächeln und sich für das „bra jobbat“ bedanken.

Ich gebe allerdings unumwunden zu, daß zumindest einmal die weiße Fahne gehißt wurde, nämlich genau dann, als einer meiner Kollegen eine Waldameise zum Verzehr anbot, der Proteine wegen. Ich habe dankend abgelehnt, mit dem Hinweis, daß mein Essen normalerweise tot auf dem Teller liegt, es wäre einfach nicht mein Ding, etwas zuckendes in den Mundraum zu überführen um es dann einer Verspeisung zuzuführen. Die Ameise durfte dann, mein Kollege hatte schon genug genascht, wieder ihrer normalen Tätigkeit nachgehen.

Interessant an dieser Stelle ist übrigens der Umgang mit der Natur hier in Schweden. Normalerweise tritt ja schon Tumult auf, läßt man ein Taschentuch im Wald herunterfallen, allerdings rührte sich kein Protest, als wir ein Auto passierten, das bereits in Symbiose mit der natürlichen Umgebung sein Dasein fristet:

2010/09/09 Vildmarksleden Bjusås [bei Andersbo] - Symbiose.
2010/09/09 Vildmarksleden Bjusås [bei Andersbo] – Symbiose.
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Auch die Forstwirtschaft scheint nicht unbedingt zimperlich mit der Natur umzugehen, immer wieder wechselte die Natur von dichtem Nadelwald mit stinkenden Sümpfen zu gähnend leeren Mondlandschaften, man erliegt mitunter einer natürlichen Verwirrung, wechselt innerhalb von zehn Metern die Umgebung von Pflanzenüberschuß zu toter Fläche:

2010/09/09 Vildmarksleden Bjusås [bei Faxberg] - Leer.
2010/09/09 Vildmarksleden Bjusås [bei Faxberg] – Leer.
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Daß man Pasta, und nun werden die Italiener sicher reihenweise in Ohnmacht fallen, vorgekocht auch mitten im Wald über offenem Feuer zubereiten kann, übrigens gespickt mit Gemüse und Kasseler [spätestens jetzt sollten alle Italiener die Flucht antreten], hat sich am Abend des Donnerstages gezeigt, als man den Ort der Übernachtung erreichte und die leeren Mägen füllen wollte:

2010/09/09 Vildmarksleden Bjusås [Flymyrskasern] - Der schiefe Turm von Pisa.
2010/09/09 Vildmarksleden Bjusås [Flymyrskasern] – Der schiefe Turm von Pisa.
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Nach überstandener Nacht im Freien, die Mücken nahmen sich dankend meines Körpers an, hatte ich, da ich früh genug aufstand, ein bißchen Zeit für mich allein, und konnte so ungestört dem Morgentau mit der Kamera zu Leibe rücken, was, wie in jedem Herbst, einfach ein paar nett anzusehende visuelle Eindrücke produziert:

2010/09/10 Vildmarksleden Bjusås [Flymyrskasern] - Morgentau.
2010/09/10 Vildmarksleden Bjusås [Flymyrskasern] – Morgentau.
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2010/09/10 Vildmarksleden Bjusås [Flymyrskasern] - Morgentau.
2010/09/10 Vildmarksleden Bjusås [Flymyrskasern] – Morgentau.
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Der krasse Wechsel zwischen lebendiger Natur, übrigens ohne Bären, auch wenn die Schüler was anderes behaupteten [wenn 58 von ihnen schreiend durch die Wälder rennen, hat ein möglich anwesender Bär wohl mehr Angst vor dem Lärm als ihnen auf den Pelz zu rücken], setzte sich fort. So lief man durch schon fast märchenhaft anmutende Waldabschnitte …

2010/09/10 Vildmarksleden Bjusås [bei Fänriksberget] - Wald.
2010/09/10 Vildmarksleden Bjusås [bei Fänriksberget] – Wald.
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… um dann wieder im Nichts mit totem Holz zu landen, bei dem man übrigens Schwierigkeiten hatte, die Position des toten Baumes im Raume zu bestimmen:

2010/09/10 Vildmarksleden Bjusås [bei Fänriksberget] - Komisch gewachsen.
2010/09/10 Vildmarksleden Bjusås [bei Fänriksberget] – Komisch gewachsen.
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Die letzte Etappe der Wanderung führte, wie sollt es anders sein, einen Berg hinauf, und man sah sich gezwungen, Sumpfgasen und Bächen Paroli zu bieten, hier und da war ein Zweikampf mit dem aufsaugenden Boden vonnöten, was sich allerdings lohnte, konnte man auf dem Gipfel des kleinen Berges, nennen wir es doch einfach Hügel, eine hervorragende Aussicht genießen:

2010/09/10 Vildmarksleden Bjusås [Ärtknubben] - Aussicht.
2010/09/10 Vildmarksleden Bjusås [Ärtknubben] – Aussicht.
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Summa summarum kann ich meinen, eine wunderbare Erfahrung, die es zu wiederholen gilt, auch wenn ich nun meine Wunden behandeln muß, als da aufgeschnittene Hände sowie unzählige Mückenstiche und völlig verhunzte Füße wären, und außerdem den geschundenen Schuhen gut zurede, damit sie auch beim nächsten Mal wieder gute Dienste leisten können. Im Moment stehen sie eher in der Ecke und werden einer Zwangspause zwecks Trockung ausgesetzt. So ganz ohne Kollateralschäden geht es ja nie in der Natur, die nun auch alsbald wieder mit der Großstadt eingetauscht wird, ich selbst befinde mich nämlich nun fast schon auf dem Weg gen Stockholm, was nach diesem Abenteuer eine völlig andere Erfahrung sein sollte, ich werde nach dem Überleben des Stadtlebens berichten …

(bedauerliche) Fehlentwicklung!

Valaffisch (Riksdagsval 2010) Folkpartiet - Kärnkraft 1
Wahlplakat der >>> Folkpartiet Liberalerna
„Kernkraft. Des Klimas wegen.“

Valaffisch (Riksdagsval 2010) Folkpartiet - Kärnkraft 2
Wahlplakat der >>> Folkpartiet Liberalerna
„Kernkraft. Des Klimas wegen.“
Marit Paulsen, Mitglied im Europaparlament

In Schweden werden am 19. September 2010 die Wahlen zum Riksdag [schwed. Reichstag) abgehalten, und wie schon >>> in Deutschland kommt man nun auch in Schweden auf den Trichter, >>> Kernkraft bedeutet eine Sicherung des Umweltschutzes, gar die Rettung des Klimas.

Bedauerlich an der ganzen Sache ist nur, daß Schweden im Jahre 1980 eigentlich den Atomausstieg bis zum Jahre 2010 beschlossen hatte, was allerdings im letzten Jahr durch einen Beschluß des schwed. Reichstages torpediert wurde. So erlaubte die Regierung um Ministerpräsident Reinfeldt >>> den Bau von zehn zusätzlichen Reaktoren innerhalb der bestehenden Anlagen. Die politische Bewerbung der Kernkraft einer Partei, welche im Moment in Reinfeldts Kabinett vertreten ist, und welcher Chancen auf die Wiedereinkehr in ein Regierungskabinett unter Reinfeldt nach der Wahl eingeräumt werden, stellt wohl das Ende des ambionierten Projektes Atomausstieg in Schweden dar. Schade eigentlich, ist Schweden doch sonst ein >>> Pionier in Sachen Umweltschutz. Zudem bleibt abzuwarten, ob die Rückabwicklung des Ausstieges nicht auch die Entwicklung in Deutschland beeinflußt, nicht nur >>> einmal wurde in deutschen Gefilden die „Abkehr von der Abkehr“ in Schweden wohlwollend zur Kenntnis genommen.