Und die Woche ist weg.

So schnell geht’s, das letzte Lebenszeichen ist mehr als eine Woche her, man fragt sich meinerseits im Moment, was die Zeit eigentlich anstellt, bzw. ich mit ihr. Sie verfliegt nämlich verdammt schnell. Dennoch, in Falun geht alles seinen geregelten Gang, sogar die Küche in F-undre sieht inzwischen recht annehmbar aus. Was ich völlig unterschlagen habe: Man spricht wieder mehr Deutsch in meinem Flure. Denn nach dem Auszug einiger internationaler Studenten sind natürlich neue nachgerückt – und siehe da, es sind auch zwei Deutsche darunter. Nun hat man meinerseits freilich keine Probleme damit, nicht Deutsch zu sprechen, allerdings finde ich es wirklich ganz angenehm und förderlich, beim Kaffee in der Küche auch mal wieder auf Deutsch vor mich hinmeckern zu können. Man verlernt dies unter Umständen ja! Auf der anderen Seite tummeln sich inzwischen drei Schweden im Korridore, so daß auch Schwedisch keineswegs zu kurz kommt, zumal ich nicht der einzige Deutsche bin, der dieser Sprache mächtig ist. Damit geht es doch recht international in der Angelegenheit verbale Verständigung bei uns zu, was ich nun wieder spannend und herausfordernd finde. Man lernt so nämlich jeden Tag etwas Neues.

Ansonsten steht Falun wie eh und je, und der Winter hält sich dieses Jahr mit einer Ausdauer, die famos ist. Von Plusgraden ist man hier immer noch weit entfernt, der Schnee türmt sich in ungeahnte Höhen, was man wörtlich nehmen kann, zusammengeschoben sind das nämlich inzwischen wahre Berge. In der lokalen Presse wird schon darüber spekuliert, was wohl passieren wird, wenn die große Schmelze einsetzt. Es sollte nicht unmöglich sein, unter Umständen erstmals Unterwasseraufnahmen von Falun auf dieser Seite zu präsentieren. Jedoch, explizit gewünscht wird dies natürlich nicht. Bis dahin muß aber wohl noch viel Schnee über Falun herabschweben, für nächste Woche sind schon die nächsten weißen Niederschläge angesagt, nach Tagen voller Sonne bei frischen minus 16 bis minus 5 Grad Celsius, letzteres kann dann schon fast als tropisch warm eingestuft werden. Immerhin, die Kälte bringt neben einem faltigen Gesicht (man kommt ja mit dem Eincremen kaum noch hinterher) auch noch andere Kunstwerke hervor, die ich heute mal wieder eingefangen habe und der Welt nicht vorenthalten werden soll.

2010/12/02 Svärdsjö - (Eis)Wasser.
2010/12/02 Svärdsjö – (Eis)Wasser.

2010/12/02 Svärdsjö - Im Eis.
2010/12/02 Svärdsjö – Im Eis.

2010/12/02 Svärdsjö - (eisige) Insel.
2010/12/02 Svärdsjö – (eisige) Insel.

2010/12/02 Svärdsjö - Eis/Wasser.
2010/12/02 Svärdsjö – Eis/Wasser.

2010/12/02 Svärdsjö - Einsam.
2010/12/02 Svärdsjö – Einsam.

(kleiner) Ausrutscher!

Eine Premiere der ganz besonderen Art ereilte mich heute auf meiner Busfahrt von Svärdsjö nach Falun, im Schneegestöber (seit gestern Abend), natürlich unverhofft, dennoch absehbar, zumindest unter den gegebenen Umständen – es ging auf den Acker, natürlich mit dem Bus, es hätte sonst wohl keinen Spaß gemacht. Auch wenn es der erste Ausrutscher eines Busses mit meiner Wenigkeit als Passagier in fünf Jahren Schweden war, ahnte man meinerseits nach einigen wenigen Fahrminuten, daß diese Fahrt gewissermaßen einzigartig werden könnte. Der Busfahrer nämlich war schon bei der Ausfahrt aus Svärdsjö irritiert, er fand die Straße nicht mehr, eine breite, gut ausgebaute freilich. Dies hielt ihn aber nicht davon ab, durch die Landschaft zu brettern, so daß die Kurve auf einem kleinen Landweg zwischen Blixbo und Danholm dann unsere Fahrt aufregend machen sollte. Vorne sitzend (ich sitze sonst immer hinten) hatte ich eigentlich eine Panoramaaussicht auf die weiße Landschaft rund um uns herum, zog es aber vor, dem Lesen zu frönen, was mich nicht davon abhielt, ab und zu meinen Blick vom Buche zu nehmen und nach vorne rauszugucken. In just einem dieser Augenblicke sah ich dann auch schon die Vegetation auf uns zukommen und fragte mich sogleich, was der Busfahrer wohl vorhätte, konnte den Gedanken aber nicht bis zum logischen Ende spinnen, denn da war es um die Büsche schon geschehen. Der Fahrer schob das natürlich auf das Wetter, zum Schluß war auch noch das ABS schuld. Der Hinweis eines anderen Fahrgastes, es läge vielleicht an einer nicht angepaßten Fahrweise, wurde negativ beschieden. Auf der anderen Seite ist dem Bus nicht viel passiert, lediglich das Zurücksetzen auf die Straße wollte nicht gleich auf Anhieb klappen, so daß wir die Büsche letzten Endes völlig umgenietet haben, sie waren platt wie eine Flunder. Darüber hinaus verzögerte sich unsere Ankunft in Falun geringfügig um 30 Minuten, was vielleicht auch daran lag, daß man nach dem Ausrutscher im Entengang mit dem Bus nach Falun watschelte, die Vorsicht den Fahrer wohl überfallen hatte. Und da sage doch einer, hier passierte nichts!

2010/02/04 Svärdsjö
2010/02/04 Svärdsjö

2010/02/04 Svärdsjö
2010/02/04 Svärdsjö

2010/02/04 Svärdsjö
2010/02/04 Svärdsjö

2010/02/04 Svärdsjö
2010/02/04 Svärdsjö

2010/02/04 Svärdsjö
2010/02/04 Svärdsjö

Und siehe da: Die Deutschen sind schuld!

Da gibt der schwedische Wetterdienst >>> SMHI doch eine kleine Wetterwarnung für den Süden des Landes heraus, die letzten Reste des Sturmtiefs Kerziban, welches am Wochenende vor allem in Norddeutschland für Chaos sorgte, erreichen Schweden, und in ganz poetisch heißt es dazu auf den >>> Werbeblättern des  Expressen (schwed. Pendant zur BILD) für den heutigen Tag:

Nya tyska snöstormen slår till

Was dann übersetzt heißt:

Neuer deutscher Schneesturm schlägt zu

Man selbst hatte ja hin und wieder schon das deutsche Wetter im Verdacht, hier im hohen Norden größeren Einfluß auf das lokale Wettergeschehen zu haben. Daß nun allerdings gleich ein Sturm geschickt wird, der wohl auch noch zuschlagen wird, überrascht doch das Gemüt. Nun gut, es soll uns hier in Falun nicht die Bohne kümmern, leise und sachte rieselt der Schnee so vor sich hin, unsicher ist nämlich noch, ob uns dieses Tief überhaupt erreicht, denn Südschweden ist ja nun nicht gleich Falun. Und wenn schon, wir haben in Skandinavien ja immer ein Tief in petto, daß wir dann bei Gelegenheit als Kompensation zurückschicken können …

Auf die deutsch-schwedische Freundschaft!

Durchaus kalt.

Wenn einer eine Reise tut, vor allem der Renke, dann hat er viel zu kritisieren. Denn eigentlich funktionierte eine ganze Menge gestern nicht. So fuhr die S-Bahn zwar, aber nicht nach Fahrplan. Da steht man frank und frei auf dem Bahnhof, dem zugigen, Frankfurter Allee und beobachtet mit Spannung den Zielanzeiger, der einem verspricht, die S-Bahn käme in 7 Minuten. Interessanterweise verkleinerte sich die Minutenzahl über eine ganze Weile nicht, ganz im Gegenteil, sie schickte sich irgendwann an, eine Vergrößerung zu betreiben, so daß dann nach gut sieben Minuten der nachfolgende Zug, den ich nicht nehmen konnte, fuhr er doch nach Hohen Neuendorf, ich brauchte die Ringbahn, die erstere Position einnahm und dann auch vorfuhr. Die Ringbahn kam dann irgendwann, allerdings mit erheblicher Verspätung. Die Fahrgäste wurden darüber natürlich nicht informiert. Sicher, eigentlich wollte ich den Bus nehmen, aber die Lust fehlte mir, es geht mit der S-Bahn eigentlich, so sie denn fährt (also im Gegenteil zu dem, was im Moment in Sachen S-Bahn in Berlin passiert), eine halbe Stunde schneller. Wie auch immer, der Flughafen wurde erreicht, man stieg pünktlich ein – und es passierte nichts. Abflug war laut Plan um 10.35 Uhr, aber man staune, das Gepäck war noch nicht eingeladen. Es scheint, nach den neuerlichen Vorfällen in Detroit wird dieses erst eingeladen, wenn alle Personen an Bord sind und die Türen verschlossen wurden. Und das ist mir ehrlich gesagt neu. Zwar weiß ich, daß bisher immer kontrolliert wurde, ob alle Passagiere mit aufgegebenem Gepäck auch wirklich das Flugzeug bestiegen hätten, jedoch wurde das Gepäck eigentlich schon während des Einstiegevorganges eingeladen. Diesmal eben nicht, und nicht nur bei uns, es ging etlichen anderen Maschinen ebenso. Wenn man dann das Enteisen noch dazu rechnet, sind wir doch mit 30 Minuten Verspätung los, was mich ärgerte, weil ich den Zug 13.07 Uhr nach Falun kriegen wollte, was mir rein theoretisch auch gelungen wäre, wir konnten während des Fluges einiges an Verspätung rausholen, wenn man mir nicht am Bahnschalter auf Stockholm Arlanda um 12.55 Uhr gesagt hätte, daß der Zug nicht fährt. Und spätestens hier hätte es bei mir klingeln müssen … in Sachen Feiertag z.B. Hat es aber nicht, was mir später auf die Füße fallen sollte.

In Stockholm hatten wir übrigens ganz ordentliche -24°C, was mich davon abhielt, allzu lange die frische Luft zu genießen, ich mußte ja nun immerhin eine Stunde auf den Zug warten. Dieser kam dann auch pünktlich um 14.07 Uhr. Die Betonung liegt hier auf KAM und PÜNKTLICH, bei der Deutschen Bahn ist das ja im Winter immer so ein Problem, ich frage mich, wieso man das hier einfach besser hinbekommt? Man könnte viel unken, z.B. daß man hier einfach die ganze Infrastruktur und die Züge besser wartete, aber auf die Schnelle kann ich das nicht beweisen. Macht aber auch nichts, wir kamen gut durch und erreichten Falun pünktlich bei schmucken -27°C. Und da ja gestern ein Wochentag war, freute ich  mich darauf, den Bus vom Zentrum aus nehmen zu können, so ein Marsch mit Gepäck bei solch (leicht) kalten Temperaturen ist ja nicht unbedingt gemütlich. Auf dem Weg zur Mitte Faluns allerdings fiel mir auf, daß alle Geschäfte geschlossen waren und allgemein in der Fußgängerzone keiner unterwegs war. Zweite Chance für ein Klingeln, aber vertan. Als ich mich jedoch auf die Haltestellen zubewegte und merkte, daß dort auch keiner stand, um 17 Uhr hätte Berufsverkehr sein müssen, knallte es schlagartig vor meinem geistigen Auge: Trettondedag jul – Heilige Drei Könige Feiertag. Wunderbar. Einfach nur wunderbar! Damit fährt der Bus nur einmal in der Stunde und war, wie kann es anders sein, gerade weg. Tja, nun bin ich ja wahrlich nicht lauffaul, und normalerweise gehe ich die Strecke Bahnhof – Studentenwohnheim auch in zwanzig Minuten, bei Wind und Wetter. Aber bei minus 27 Grad breitete sich eine Art Anti-Haltung in meinem Körper aus, das Hirn produzierte gegen meinen Willen negative Schwingungen. Was soll’s, ein Taxi war mir einfach zu teuer, so galt es nun also die in Berlin erstandene neue Winterausrüstung für den Kopf und die Hände im Extremtest auf die Tauglichkeit hin zu überprüfen, was dann mit dem Prädikat „sehr gut“ abgeschlossen wurde. Zwei Sachen allerdings stehen nach 30 Minuten laufen in eisiger Kälte auf der Agenda: Da ich lange Unterhosen hasse, muß alsbald, also zeitnah, eine Skihose her und die Nase braucht unbedingt auch noch eine Verkleidung – also das Atmen ging durch Frieren eigentlich kaum noch. Als drittes sollte man sich überlegen, eventuell doch einmal die schwedischen Feiertage in seinen Kalender einzutragen, dann wäre man vor solchen Überraschungen geschützt.

Nun denn, auf der anderen Seite muß ich sagen, trotz klirrender Kälte, ist die Landschaft in Schweden einfach nur ein einziger Wintertraum, wie man vielleicht beim Ansehen des obligatorischen Landevideos von Arlanda erahnen kann (ein Startvideo mußte auf Grund der Enteisungsflüssigkeit auf dem Fenster ausfallen). Allein die Zugfahrt nach Hause war einfach eine Wucht, denn im Sonnenuntergange leuchtete alles nur noch in Orange, was mit dem Schnee und den gefrorenen Seen ein spektakuläres Bild ergibt. Sicher, ich hätte das Ganze mit der Kamera festhalten können, aber auf der anderen Seite könnte ich auch sagen: Einfach mal den Hintern in den Flieger schwingen und selbst angucken!

Und damit sei der Reisebericht beendet, ich habe nämlich ein bißchen zu tun (die Thesis brauchen nochmal eine kleine Überarbeitung, sie müssen morgen eingereicht werden), bevor es dann am Sonntag schon wieder Richtung Deutschland geht … uff die Insel, so isset! Bis dahin!


2010/01/06 * Approach/Landing ESSA/ARN/Stockholm Arlanda, rwy 01L * Air Berlin 8102, B737-76J (WL), reg. D-ABLC * Arriving from EDDT/TXL/Berlin Tegel. Approach into a damn cold Arlanda (-24°C at 12.00 h).