Der Anfang vom Ende … III.

Nun hat es sich also endlich ergeben, daß meine Wenigkeit zwar noch nicht umgezogen ist, jedoch heute den ersten Arbeitstag in Stockholm hatte, und siehe da, eigentlich recht gut überlebt hat. Sicher, das abendliche Chaos in der Stockholmer U-Bahn ist noch etwas gewöhnungsbedürftig, man kann streckenweise mit den Zuständen in der Metro von Tokio mithalten, und daß man nun beim Überqueren einer jeden Straße wieder größstädtische Obacht walten lassen muß, das wird sich auch noch geben. Aber immerhin sind die Schüler hin und weg, schlägt der Renke im Klassenzimmer auf, man kriegt sie nämlich immer mit dem deutschen Dialekt im Schwedischen, den ich einfach nicht wegbekomme. Und da ich im Moment recht flexibel innerhalb Stockholms eingesetzt werde, kann ich diesen Vorteil auch immer wieder aufs Neue ausspielen, gnadenlos sozusagen. Jedoch kann ich auch nicht verheimlichen, daß ich am heutigen Abend tot bin, es sind eben doch viele neue Eindrücke. Nicht zu vergessen sei, daß ich ja Schwedisch in Falun gelernt habe und nun hier und da Probleme mit der Stockholmer Sicht auf die sprachlichen Angelegenheiten erfahre. Allerdings lernt der Mensch ja nie aus, ich will mich dessen nicht entziehen, und frage einfach, mit schönstem deutschen Dialekt, was denn nun eigentlich gemeint sei.

Das Wetter ist übrigens weit von dem in Deutschland entfernt. Das Wochenende in STHML zeigte sich zwar von der schönsten Seite, man konnte gar ausgedehnte Spaziergänge auf Södermalm, in der Innenstadt und in Gamla Stan unternehmen, der Tag heute allerdings läßt einen schon wieder argwöhnisch werden. Und darf man dem Wetterdienst glauben, so soll es am Wochenende endlich mal wieder schneien, was natürlich sein muß, wenn ich mit einem Mietwagen nach Falu gurke. Wenn das nicht wieder renksches Glück ist …

Tja, also so langsam wird es ernst. Ein Bein schon in STHML, ein anderes hängt immer noch in Falun. Bis zum Wochenende, und dann wird man sehen, ich werde einfach berichten.

2011/03/20 Stockholm (Tegnérlunden) - Dunkel. Aber mit Eis.
2011/03/20 Stockholm (Tegnérlunden) – Dunkel. Aber mit Eis.

Nebenbei Sthml.

Bevor ich nun wieder mutig und voller Elan den Zug in Richtung Dalarna besteige, nachdem ich den Wochenanfang bis um elf Uhr im Bett verbracht habe, läßt sich feststellen, daß, auch wenn sich schon frühlingshaftes Wetter von hinten durch die kalte Küche anschlich, sich der Winter wacker hält. Dieses wird, wie allgemein bekannt, ja von mir hoch eingeschätzt, zumal er in dieser Saison leicht instabil war. Tonnen von Schnee im November und Dezember, tote Hose dann im Januar. Mit den üblichen Nebeneffekten – der Schnee gibt all die kleinen Sünden der vergangenen Monate frei, und helle Kleidung sollte man beim täglichen Kampfe durch die reißenden Schmelzabwässer nicht am edlen Körper tragen. In Dalarna setzte dann am Freitag auch wieder die himmlische Schneekanone ein, hier in Sthml. allerdings kam sie nicht mehr recht zum Einsatz, leicht tropische Temperaturen über null verhinderten dies. Dennoch, kalt sind die Nächte, kalt die Tage bei stürmischen Winden. Aber bekanntlich schreckt mich Wetter nicht ab, und auch den Anto nicht, so daß man hier und da den einen oder anderen Spaziergang in Angriff nahm, auch wenn kalte Ohren für Unbehagen sorgten, das passiert ohne Mütze an den Wässerchen der Hauptstadt. Wie auch immer, der eine reist nun am Nachmittag gen Norden, der andere gen Süden, völlig entgegengesetzte Reisewege: Falun ↔ Mailand. Bis zum nächsten mal in der Hauptstadt, sicherlich in Bälde.

Frohes Schaffen in der neuen Woche!

2011/02/06 Stockholm - Waldemarsudde. Abend mit Eis.
2011/02/06 Stockholm – Waldemarsudde. Abend mit Eis.

2011/02/06 Stockholm - Waldemarsudde. Und Schiffchen.
2011/02/06 Stockholm – Waldemarsudde. Und Schiffchen.

2011/02/06 Stockholm - Waldemarsudde. [fast] Symbiose.
2011/02/06 Stockholm – Waldemarsudde. [fast] Symbiose.

China – Tag V.

Ein Knaller schlechthin, leicht ärgerlich dazu, aber sicherlich nicht zu ändern, und zum Gammeln einladend. So könnte man kurz und knapp den heutigen Tag beschreiben, der morgens um acht für meine Wenigkeit und schon um sieben für meine Schwester begann. Geplant war nämlich, zum zweiten Male nun, der Besuch der Chinesischen Mauer, was eine Busfahrt nötig gemacht hätte. Deshalb schwang man sich auch um neun in die U-Bahn, um nach einer relativ kurzen Fahrt am Bahnhof Jishuitan auszusteigen und sich durch das Getümmel am zentralen Busbahnhof zu wagen. Selten, lieber Leser, habe ich solche Menschenansammlungen an einem Busbahnhof erlebt, es war apokalyptisch. Ich reagiere auf Menschenmassen ja immer besonders freudig und zu Weilen schon frenetisch …

Und als man sich dann zur entsprechenden Haltestelle vorgekämpft hätte, hieß es lapidar: heute nicht. Dem windigen Wetter wurde die Schuld in die Schuhe geschoben, unter solch widrigen Umständen könne man doch nicht nach Badaling fahren. Die Klappe fiel in diesem Moment bei mir einfach runter, meine Schwester erkannte dies deutlich an den bei mir außer Kontrolle geratenen Gesichtszügen.

Also zurück zur U-Bahn, der Wind inzwischen bei acht, mit Sand hier und da bei minus 6, rein ins Gefährt, zwischendurch schnell noch ein bißchen Frühstück eingekauft, und dann saß man gegen halb zwölf auch schon wieder zu Hause. Ich habe dann beschlossen, dies ohne Protest meiner Schwester, den Tag einfach zum Gammeln zu nutzen, sind wir doch die letzten Tage immer unterwegs gewesen.

Es ist schon erstaunlich, wie diese Stadt meine touristischen Pläne torpediert. Erst fährt der Zug nicht, dann der Bus nicht, was kommt dann beim dritten Versuch? Die Amis haben die Mauer geklaut? Ein Scherz, man kann es nicht ändern, aber ich werde schon noch irgendwie hinkommen, und wenn ich Fahrrad fahren muß. Das wäre dann immer noch billiger als die vom am Busbahnhof stationierten Personal vorgeschlagene Alternative einer Taxifahrt für insgesamt 120 Euro.

So geht es dann ausgeruht am morgigen Tage in die Tempel dieser Stadt, ruhig und gemächlich. Was der Abend hier bringen wird, man weiß es nicht, Silvester wird ja zumindest in China und anderen Teilen Asiens ganz anders gefeiert, das Neujahrsfest wird dieses mal erst am 3. Feb. 2011 begangen. Es wird aber zu vermuten sein, daß die Europäer in Peking, und diese sind nicht unbedingt wenige, ein bißchen feiern werden. Meine Schwester und ich lassen uns da einfach überraschen!

Und da ja wir heute nur gegammelt haben, kann ich wieder einmal nicht eine visuelle Untermalung präsentieren, jedoch kann ich die Sicht der Dinge aus dem Fenster der Wohnung meiner Schwester präsentieren … ich bin immer noch überrascht, wie modern Peking inzwischen sein kann, ich hatte bis zu meiner Ankunft hier völlig verschrobene Vorstellungen zu Peking.

2010/12/30 Peking - Blick auf den Stadtbezirk Chaoyang.
2010/12/30 Peking – Blick auf den Stadtbezirk Chaoyang.